Wirtschaft

Hoher wirtschaftlicher DruckJeder fünfte Selbstständige fürchtet um Existenz

12.11.2025, 09:50 Uhr
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"Viele Selbstständige warten noch immer auf den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung", sagt Ifo-Expertin Demmelhuber. (Foto: J�rg Carstensen/dpa)

Die Wirtschaft stottert, viele Unternehmen halten sich mit neuen Aufträgen zurück. Das trifft auch Selbstständige und Kleinstunternehmen, die Stimmung bei ihnen ist miserabel.

Fast jeder fünfte Selbstständige in Deutschland befürchtet die Geschäftsaufgabe. 19 Prozent gaben dies in der Oktober-Umfrage des Münchner Ifo-Instituts an. Nahezu der Hälfte fehlen die Aufträge: Dies beklagten 46,6 Prozent, nach 43,6 Prozent im Juli. Zum Vergleich: Der Durchschnitt der Gesamtwirtschaft liegt bei 36,9 Prozent. "Der wirtschaftliche Druck auf Selbstständige ist weiterhin hoch", sagte Ifo-Expertin Katrin Demmelhuber. "Viele Unternehmen halten sich wegen der unsicheren Lage mit neuen Aufträgen zurück – auch die Konsumlaune der Verbraucher bleibt verhalten."

Auch das Geschäftsklima bei den Selbstständigen und Kleinstunternehmen hat sich eingetrübt. Das Barometer fiel auf minus 23,7 Punkte, von minus 19,8 im September. "Viele Selbstständige warten noch immer auf den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung – das trübt die Stimmung", betonte Demmelhuber.

Das zeigt sich auch in der gestiegenen Unsicherheit: 33,7 Prozent der Befragten fällt es schwer, ihre eigene Geschäftsentwicklung vorherzusagen. Im September waren es 30,4 Prozent. Damit bleibt die Unsicherheit unter Selbstständigen höher als in der Gesamtwirtschaft: Dort lag der Wert im Oktober bei 22,6 Prozent.

Unmut über politische Rahmenbedingungen wächst

Der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) spricht von wachsendem Unmut über die politischen Rahmenbedingungen. "Die Enttäuschung darüber, bei der Einführung der Aktivrente übergangen worden zu sein und von der Regierung erneut nicht gesehen zu werden, dürfte maßgeblich zur Verschlechterung der Erwartungen beigetragen haben", sagte der Vorstandsvorsitzende Andreas Lutz. Der Verband fordert, neben Angestellten auch Selbstständige in die "Aktivrente" mit einzubeziehen und hat eine entsprechende Petition gestartet. Die Pläne der Bundesregierung sehen vor, dass Rentner ab 2026 bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen können.

Das Ifo-Institut befragt für den Indikator in Zusammenarbeit mit dem Softwareunternehmen Jimdo monatlich etwa 1700 Soloselbstständige sowie Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mitarbeitenden. "Während große Unternehmen auf eine konjunkturelle Erholung hoffen, geraten viele Selbstständige immer stärker unter Druck, zwischen wegbrechenden Aufträgen, wachsender Unsicherheit und der Sorge um ihre Existenz", sagte Jimdo-Chef Matthias Henze.

Quelle: ntv.de, ghö/rts

Ifo-Institut