Neues Schwergewicht in Europa LSE baut für Fusion mit Deutscher Börse um
03.01.2017, 11:28 Uhr
Der Brexit könnte ein Problem für die Pläne der LSE sein.
(Foto: REUTERS)
Die Londoner Börse trennt sich von ihrer französischen Tochter. Damit wollen die Briten den Weg für einen Zusammenschluss mit der Deutschen Börse ebnen. Die EU-Nachbarn beäugen den Vorgang kritisch.
Um eine Genehmigung Brüssels für die Fusion mit der Deutschen Börse zu erhalten, verkauft die Londoner Börse die französische Filiale ihres Clearinghauses LCH Clearnet. Sie geht für 510 Millionen Euro an die Konkurrenz, die Mehrländerbörse Euronext in Paris, wie London Stock Exchange (LSE) und Deutsche Börse mitteilten.
Clearinghäuser sichern Derivategeschäfte ab, wenn entweder Käufer oder Verkäufer ausfallen. Sie spielen eine zunehmend wichtige Rolle im Finanzsystem. Es ist bereits das dritte Mal nach 2000 und 2005, dass die Deutsche Börse versucht, LSE zu übernehmen. Der Betreiber des Handelsplatzes in Frankfurt am Main hatte das Vorhaben im März angekündigt.
Die Pläne gerieten allerdings durch das Votum der Briten im Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union ins Straucheln. Kritik gibt es vor allem daran, dass die neue Holding-Gesellschaft ihren Hauptsitz in London haben soll - künftig also voraussichtlich außerhalb der EU.
Fusion zu Börsenriese
Die Londoner Börse betreibt auch jene in Mailand - durch den Zusammenschluss würde ein Schwergewicht auf dem europäischen Börsenmarkt entstehen. Die EU-Kommission eröffnete daher Ende September ein eingehendes Prüfverfahren. Euronext betreibt die Handelsplätze in Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon. Die vier Länder Frankreich, Niederlande, Belgien und Portugal hatten die Fusionspläne von Deutscher Börse und LSE scharf kritisiert. Sie fürchten um die Konkurrenzfähigkeit ihrer Handelsplätze.
Die LSE betonte, auch nach dem Verkauf der Filiale von LCH Clearnet bleibe sie mit den anderen Filialen des Clearinghauses in Großbritannien, den USA und Asien im Geschäft. Zur Deutschen Börse gehören das Clearinghaus Eurex Clearing und die Derivatehandelsplattform Eurex.
Quelle: ntv.de, lsc/AFP