Hergestellt von Diehl Defence Luftabwehrsystem vom Bodensee gibt Ukrainern Hoffnung
16.10.2022, 10:40 Uhr
IRIS-T ist in der Lage, Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen und Raketen in bis zu 20 Kilometer Höhe und einer Reichweite von 40 Kilometern zu zerstören.
(Foto: picture alliance / Flashpic)
Die Regierung in Kiew setzt Hoffnungen in westliche Luftverteidigungssysteme, wie das nun aus Deutschland gelieferte IRIS-T. Die Kriegstechnik soll ein Rundumschutz vor Angriffen sein. Hergestellt wird das System von einer kaum bekannten Firma aus einem kleinen Ort am Bodensee.
Die Hoffnung vieler Menschen in der Ukraine liegt am Bodensee: Dort, im kleinen Städtchen Überlingen mit gerade einmal 23.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, wird das Luftabwehrsystem IRIS-T SLM entwickelt. Das erste dieser Systeme hat Deutschland nun an die Ukraine geliefert, sechs weitere sollen folgen. Wie funktioniert Iris-T und wer ist der Hersteller aus Baden-Württemberg?
Das Luftabwehrsystem, von dem eines 140 Millionen Euro kostet, besteht aus fünf Teilen: drei LKW mit darauf montierten Raketenwerfern, eine Radaranlage und ein Gefechtsstand. Es ist mobil einsetzbar und kann eine mittlere Großstadt mit mehr als 500.000 Einwohnern und einer Fläche von etwa 200 Quadratkilometern schützen. Iris-T ist in der Lage, Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen und Raketen in bis zu 20 Kilometern Höhe und einer Reichweite von 40 Kilometern zu zerstören.
Die Kriegstechnik soll ein Rundumschutz vor Angriffen sein, doch eine vollständige und 100-prozentige Absicherung bietet es wie auch andere Systeme nicht. Bisher hat Diehl Defence das Waffensystem an Schweden, Norwegen und Ägypten verkauft - nach vorheriger Genehmigung durch die Bundesregierung. Besonders die Lieferung nach Kairo gilt wegen der geografischen Nähe zu Israel und der Beteiligung am Kampf gegen den Bürgerkrieg im Jemen als heikel und ist äußerst umstritten.
In einem Werbefilm bezeichnet Diehl Defence seine Waffensysteme als "technology for peace and freedom" - als Technologie für Frieden und Freiheit. "Mit der Entwicklung und Fertigung von Lenkflugkörpern und Munition für Heer, Luftwaffe und Marine zählt das Unternehmen zu den Technologieführern am Weltmarkt", schreibt der Rüstungskonzern über sich auf seiner Website.
Diehl Defence ist Teil der familiengeführten Diehl Unternehmensgruppe aus Nürnberg, die 1902 mit einer Gießerei startete und inzwischen als großer Industrie- und Rüstungskonzern Geschäfte mit Schwergewichten wie Boeing und Airbus macht. Diehl Defence liefert nach eigenen Angaben seit mehr als 50 Jahren Technik für die Bundeswehr. Fast 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Ingenieure, Techniker und Fachkräfte, arbeiten für die Firma. Das macht sie zur größten Arbeitgeberin in Überlingen.
Das Geschäft läuft also gut für Diehl Defence. Die Geschäftsführung, bestehend aus vier Männern, kann sich über volle Auftragsbücher freuen. Zuletzt machte das Unternehmen laut eigenen Angaben einen Umsatz von 660 Millionen Euro. Es steuert damit ein Fünftel zum Gesamtumsatz der Unternehmensgruppe bei. Und der Kurs steht weiter auf Wachstum: Seit Ende 2021 wird der Standort Überlingen unweit des Bodensee-Ufers ausgebaut und weitere Mitarbeitende eingestellt.
Dieser Artikel ist zuerst bei Capital.de erschienen.
Quelle: ntv.de