Zwei größere Ausreisewellen Minister bestätigt Flucht von 100.000 russischen IT-Experten
20.12.2022, 13:53 Uhr
Unter den Hunderttausenden Russen, die dieses Jahr das Land verlassen haben, sollen sich allein 100.000 IT-Spezialisten befinden.
(Foto: picture alliance/dpa/Lehtikuva)
Ökonomen prophezeien der russischen Wirtschaft einen massiven Verlust an Arbeitskräften, vor allem in der IT-Branche. Das streitet der Kreml lange ab. Bis jetzt. Nun bestätigt der Digitalminister Schadajew, dass 100.000 IT-Spezialisten das Land verlassen haben. Angeblich arbeitet der Großteil weiter für seine Arbeitgeber.
Rund 100.000 russische IT-Spezialisten haben nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Behördenangaben ihre Heimat verlassen. "Tatsächlich sind, wenn wir beide Ausreisewellen betrachten, bis zu zehn Prozent der Mitarbeiter von IT-Unternehmen aus dem Land ausgereist und nicht wiedergekommen", sagte Digitalisierungsminister Maxut Schadajew in Moskau bei einer Anhörung vor dem Parlament. Allerdings seien 80 Prozent von ihnen weiterhin bei russischen Unternehmen beschäftigt. Schadajew sprach sich deshalb dagegen aus, diesen Russen die Arbeit aus dem Homeoffice zu verbieten.
Hunderttausende Russen haben nach dem von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieg gegen die Ukraine das Land verlassen. Die erste Welle erfolgte kurz nach Putins Kriegserklärung, die zweite, nachdem der Präsident eine Teilmobilmachung in Russland ausgerufen hatte. Da die EU diese Russen nicht als Kriegsgegner anerkennt und ihre Grenzen größtenteils geschlossen hat, sind viele in die angrenzenden Ex-Sowjetrepubliken ausgereist. In Russland hingegen werden sie bisweilen als "Vaterlandsverräter" denunziert.
Regierung und Parlament, die russische Staatsduma, beraten nun über ein Gesetz, das Ausgereisten verbieten soll, weiter für russische Unternehmen zu arbeiten. Auf diese Weise will Moskau möglichen Kriegsdienstverweigerern die Basis für ihre Existenz im Ausland nehmen. Derzeit dreht sich die Diskussion darum, welche Sektoren von dem Verbot ausgenommen werden sollen.
Wegen des Mangels an IT-Experten in Russland waren sie zuletzt offiziell von der Einberufung zum Kriegsdienst ausgenommen worden. Allerdings trauen viele Russen den Beteuerungen des Kreml nicht und bleiben ihrer Heimat aus Angst um ihr Leben lieber fern.
Quelle: ntv.de, als/dpa