Wirtschaft

Prognose erneut reduziert Novo Nordisk verfehlt auch die gesenkten Ziele

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Knapp 2,8 Milliarden Euro setzten die Dänen mit der Abnehmspritze Wegovy um.

Knapp 2,8 Milliarden Euro setzten die Dänen mit der Abnehmspritze Wegovy um.

(Foto: picture alliance / empics)

Das einst wertvollste europäische Unternehmen spürt den harten Wettbewerb. Abnehmpräparate haben inzwischen auch andere Unternehmen im Angebot - wenn auch nicht immer legal. Novo Nordisk steuert längst mit einem Sparprogramm gegen, muss aber erneut die Jahresziele nach unten anpassen.

Nach einem Gewinneinbruch im Sommer hat der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk seine Prognose für das laufende Jahr erneut gesenkt. Für den neuen Konzernchef Mike Doustdar, der erst im August das Ruder übernommen hat und einen Sanierungsplan mit Stellenstreichungen vorantreibt, ist das ein Rückschlag. Als Grund nannte er geringere Wachstumserwartungen für die wichtigen GLP-1-Medikamente gegen Diabetes und Adipositas wie die Abnehmspritze Wegovy. Doustdar will nun gegensteuern. "Wir wollen das Tempo in allen Bereichen erhöhen, um uns in dynamischen und zunehmend wettbewerbsintensiven Märkten besser behaupten zu können", erklärte er.

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Novo Nordisk hat in diesem Jahr schon mehrmals die Prognose senken müssen und rechnet nun mit einem währungsbereinigten Wachstum des Betriebsgewinns zwischen vier und sieben Prozent. Die Umsatzprognose wurde auf acht bis elf Prozent reduziert. Der Betriebsgewinn fiel im dritten Quartal auf Jahressicht um fast ein Drittel auf 23,7 Milliarden Kronen und verfehlte damit die Analystenerwartungen. Der Umsatz mit der Abnehmspritze Wegovy allein stieg zwar um knapp ein Fünftel auf 20,4 Milliarden Kronen, blieb damit aber ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Der Gesamtumsatz stieg um fünf Prozent auf 75 Milliarden Kronen (rund zehn Milliarden Euro).

Finanzchef Karsten Munk Knudsen sprach von einer Verlangsamung nach einer Phase des "Hyper-Wachstums" und erwartet eine weitere Abschwächung im vierten Quartal. Für Erleichterung bei Anlegern sorgte jedoch die Mitteilung, dass sich Novo Nordisk mit der staatlichen US-Krankenversicherung Medicare auf einen Preis für seine Schlüsselmedikamente Ozempic und Wegovy geeinigt hat. Einige Analysten werteten die Vereinbarung als weniger belastend als befürchtet. Der neue Preis soll ab 2027 gelten. Details nannte Novo Nordisk nicht, erklärte aber, bei einer Anwendung in diesem Jahr hätte die Regelung den Umsatz nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich belastet. Die Einigung ist Teil des "Inflation Reduction Act" der US-Regierung, der Preisverhandlungen für bestimmte Medikamente vorsieht.

Der Konzern, der dank des Erfolgs seiner Abnehmspritze Wegovy zeitweise zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen Europas aufgestiegen war, bekommt zunehmend stärkeren Wettbewerb zu spüren. Seit dem Höchststand im Juni 2024 ist der Börsenwert um rund 70 Prozent gefallen. Neben dem US-Rivalen Eli Lilly setzen inzwischen auch Nachahmerprodukte Novo unter Druck. Das Unternehmen erklärte, die "unrechtmäßige massenhafte Herstellung" solcher Präparate habe im dritten Quartal angehalten. Zusätzlich steht Novo in einem Bieterkampf mit dem US-Pharmariesen Pfizer um das auf Abnehmmittel spezialisierte Biotechunternehmen Metsera.

Konzernchef Doustdar leitete im September einen Umbau ein, der auch den Abbau von 9000 Arbeitsplätzen vorsieht. Mikael Bak, Chef des dänischen Aktionärsverbands, bezeichnete die erneute Prognosesenkung als "Enttäuschung", betonte aber zugleich die Unterstützung für den eingeschlagenen Kurs: "Wir sehen dies als einen Moment, der Geduld, Fokus und disziplinierte Umsetzung erfordert."

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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