Super-Chip für 100.000 Dollar? Nvidia zündet den nächsten KI-Turbo


Ende des Jahres soll der B200 an die "führenden KI-Unternehmen der Welt" ausgeliefert werden.
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Er ist viermal so schnell wie sein Vorgänger, noch leistungsfähiger und gleichzeitig energieeffizienter: Mit seinem neuen Super-Chip möchte Nvidia die Konkurrenz endgültig abhängen. Doch diese Dominanz bringt auch Herausforderungen mit sich.
Analysten der Bank of America haben die jährliche Entwicklerkonferenz des Chipherstellers Nvidia in San José bereits im Vorfeld als "KI-Woodstock" bezeichnet. Auf der Veranstaltung enthüllte Konzernchef Jensen Huang das neue Flaggschiff: den Chip Blackwell B200. Blackwell ist allerdings nicht nur ein Chip. "Es ist der Name einer Plattform", sagt Huang. Um sich als wichtigster Anbieter von KI-Chips zu etablieren, baut das Unternehmen außerdem sein Softwareangebot aus. Mithilfe von "NIM" können Unternehmen eine Reihe von KI-Modellen einsetzen, die für den Betrieb mit Nvidia-Chips optimiert wurden.
Nvidia sieht in dem System nicht weniger als den "Antrieb einer neuen industriellen Revolution" durch KI. Denn: Dieser Super-Chip ist laut Unternehmensangaben viermal so schnell wie sein Vorgänger, der Prozessor noch leistungsfähiger. Gleichzeitig ist das System energieeffizienter. "Unser Ziel ist, die Kosten und den Energieverbrauch kontinuierlich zu senken", erklärte Huang.
Ende des Jahres soll der B200 an die "führenden KI-Unternehmen der Welt" ausgeliefert werden. Microsoft, Google und Amazon planen bereits den Einsatz von Blackwell. Nvidias neuer Chip ist nach dem amerikanischen Mathematiker David Blackwell benannt. Ein Preis wurde zunächst nicht genannt. Das Vorgänger-Modell kostet in der Regel mehr als 20.000 US-Dollar das Stück. Branchenkenner gehen davon aus, dass der B200 deutlich teurer werden könnte. Laut dem US-Fachportal Tom's Hardware ist sogar ein Preis von 100.000 Dollar denkbar.
"Blackwell bietet enorme Leistungssprünge und wird unsere Fähigkeit beschleunigen, KI-Spitzenmodelle zu liefern", ließ sich OpenAI-Chef Sam Altman auf der Konferenz zitieren. Auch Elon Musk, der erst im vergangenen Jahr das KI-Unternehmen X.AI gegründet hat, scheint begeistert: "Es gibt im Moment nichts Besseres für KI als Nvidia-Hardware."
Die ursprünglich für Grafikkarten entwickelten Nvidia-Technologien bewähren sich schon seit Langem bei der Rechenarbeit für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz. Konkurrenten wie Intel und AMD konnten bisher keinen Anschluss finden. "In der aktuellen, sich schnell verändernden KI-Landschaft arbeiten zahlreiche Unternehmen hart daran, mit neuen innovativen Trends Schritt zu halten und differenziert und wettbewerbsfähig zu bleiben", sagt Tanjeff Schadt, Partner bei PwC Strategy& ntv.de. Für viele Unternehmen in der Halbleiterindustrie sei es aufgrund der enormen Skalierbarkeit und der Festlegung von Standards durch dominierende Akteure wie Nvidia sehr schwierig, Schritt zu halten oder gar zeitnah aufzuholen. Das lässt das Geschäft - und den Börsenwert - von Nvidia rasant wachsen. Inzwischen ist der Chiphersteller das drittwertvollste Unternehmen der Welt - nach Microsoft und Apple.
Markt könnte sich mehr als verdoppeln
Im vorbörslichen Handel gibt die Nvidia-Aktie um rund zwei Prozent nach. Einige Händler weisen darauf hin, dass die Marktteilnehmer dem Prinzip "Buy the rumour, sell the news" - zu Deutsch: "Kaufen Sie bei Gerüchten, verkaufen Sie bei Fakten" - gefolgt seien. Die gedämpfte Reaktion des Marktes könnte darauf hindeuten, dass der Hype um Nvidia "seinen Höhepunkt erreicht hat", zitiert die "Financial Times" Daniel Newman, Geschäftsführer der Futurum Group. "Der Markt ist sehr zukunftsorientiert." Er sehe bereits einen massiven Marktanteil und die dominante Position bei den Cloud-Serviceanbietern. Die Entwicklung konkurrierender Chips gehe einher mit der Frage: Wie lang kann Nvidia sein zweistelliges Wachstum von Quartal zu Quartal aufrechterhalten?", so Newman weiter. "Es gibt für Nvidia eigentlich nur einen Weg: Wir müssen sehen, wie groß dieser Markt wirklich ist."
Die Einnahmen des Unternehmens sind stark von den wenigen Cloud-Computing-Giganten abhängig. Zwar haben Unternehmen wie OpenAI in der Vergangenheit Unsummen für Nvidia-Chips ausgegeben. Zuletzt haben aber gerade Google, Amazon und Microsoft versucht, ihre eigenen KI-Chips zu entwickeln, um weniger abhängig von Nvidia zu sein und ihre Kunden enger an die eigenen Systeme zu binden. Die Herausforderung für das Unternehmen besteht darin, seine Technologie in Zukunft noch mehr Unternehmen schmackhaft zu machen. Lohnen dürfte sich diese Strategie allemal: Schließlich wird erwartet, dass sich der Markt für KI-Chips von heute 53 Milliarden US-Dollar bis 2027 auf 119 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt.
Quelle: ntv.de