Höchster Stand seit 70 Jahren Preise ziehen deutlich an - Inflation bei zehn Prozent
29.09.2022, 14:03 UhrMit dem Wegfall des des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts zieht die Teuerungsrate erwartungsgemäß an. Auf Jahressicht steigen die Kosten für Waren und Dienstleistungen so stark wie seit Anfang der 50er Jahre nicht mehr.
Die Inflation in Deutschland hat sich im September massiv erhöht und ist auf den höchsten Stand seit Anfang der 1950er Jahre geklettert. Nach dem Wegfall des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 10 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 9,4 Prozent gerechnet, nach 7,9 Prozent im August. Zum Vormonat August stiegen die Verbraucherpreise im September insgesamt um 1,9 Prozent.
Damit ist die Inflationsrate auf das höchste Niveau seit Dezember 1951 gestiegen, als die Jahresteuerung - auf weitgehend vergleichbaren Daten - bei 10,5 Prozent lag. Der Ukraine-Krieg hat die Preise vor allem für Energie, aber auch von Rohstoffen und Lebensmitteln enorm in die Höhe getrieben. Volkswirte rechnen auch in den nächsten Monaten mit zweistelligen Teuerungsraten.
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, diese können sich für einen Euro weniger leisten. Der finanzielle Spielraum der Menschen schrumpft. Nach einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) schränken sich bereits 60 Prozent der Verbraucher beim Einkaufen ein. Für die kommenden Monate richten sich demnach sogar 76 Prozent der Befragten darauf ein, sparsamer einzukaufen.
Energie fast 44 Prozent teurer
"Viele Haushalte sind momentan gezwungen, deutlich mehr Geld für Energie auszugeben beziehungsweise für deutlich höhere Heizkostenabrechnungen zurückzulegen. Entsprechend müssen sie bei anderen Ausgaben, wie zum Beispiel neuen Anschaffungen, sparen", erläuterte Rolf Bürkl, Experte des Nürnberger Konsumforschers GfK jüngst. Das hat Folgen für Europas größte Volkswirtschaft, denn der Privatkonsum ist eine wichtige Konjunkturstütze.
Seit Monaten sind Energie und Lebensmittel die größten Preistreiber. Der russische Angriff auf die Ukraine sowie Lieferengpässe haben die bereits angespannte Lage verschärft. Im September kostete Energie 43,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Nahrungsmittel verteuerten sich um 18,7 Prozent.
Für etwas Entlastung hatten in den vergangenen Monaten der von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Tankrabatt sowie das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr gesorgt. Beide Maßnahmen waren Ende August ausgelaufen. Die Bundesregierung plant weitere Entlastungen. Beispielsweise sollen Rentnerinnen und Rentner sowie Studierende und Auszubildende eine einmalige Energiepreispauschale erhalten. Das Kindergeld soll zum Jahresanfang erhöht werden. Die steigenden Gaspreise will die Bundesregierung mit einer Gaspreisbremse dämpfen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts