Engagement in Russland Renault verliert die Führung
26.06.2009, 21:15 UhrEineinhalb Jahre nach dem Einstieg bei dem größten russischen Autobauer AvtoVAZ verliert Renault massiv an Einfluss. Moskau setzt einen neuen Geschäftsführer ein. Gerüchten zufolge planen die Russen einen Verschmelzung ihrer Autoindustrie mit Opel.

Auch in Russland sind Autos Chefsache: Im Bild der russische Ministerpräsident Wladimir Putin bei einem Ortstermin in den Lada-Werken von Togliatti.
(Foto: REUTERS)
Der französische AvtoVAZ-Geschäftsführer Yann Vincent verlässt den Konzern und wird durch den Russen Igor Komarow ersetzt. Auch die von Renault entsandten Experten könnten nach Frankreich zurückgeholt werden, berichtet das Pariser Wirtschaftsblatt "Les Echos".
Als Hausbank von AvtoVAZ ("Lada") tritt die Sberbank auf, die sowohl an den bisherigen Rettungsplänen für den deutschen Hersteller Opel als auch in die Projekte des neben AvtoVAZ zweiten russischen Autobauers GAZ eingebunden ist.
In Russland kursierten Pläne, AvtoVAZ, GAZ und Opel in einem russischen Verbund zusammenzuführen, schreibt das Pariser Finanzblatt "La Tribune". Renault strebe das aber nicht an und halte an seinem Engagement bei AvtoVAZ fest.
Der bisherige AvtoVAZ-Finanzchef Komarow wird laut "Les Echos" zuständig für Strategie, Finanzen, Fabrikation, Einkauf, Forschung und Entwicklung und damit im Konzern praktisch allmächtig sein.
AvtoVAZ-Präsident Boris Aleschin, ein früherer Mitarbeiter von Wladimir Putin, kümmere sich um die Beziehungen zur Regierung und zu Aktionären wie Renault. Aleschin erklärte, es würden nur vorübergehend keine Franzosen im Vorstand sitzen. Der mit Nissan verflochtene Konzern Renault hält 25 Prozent plus einer Aktie an AvtoVAZ.
Renault hatte im Rennen um AvtoVAZ sowohl Fiat als auch den kanadischen Automobilzulieferer Magna ausgestochen. Doch der Zeitpunkt war unglücklich: Der als extrem expansiv eingeschätzte russische Automarkt ist in der Krise kräftig eingebrochen und AvtoVAZ schreibt hohe Verluste. Die Verjüngung der Lada-Palette mit Technik von Renault und Nissan ist nicht mehr vorrangig. Der Wert der Renault-Investition sank Schätzungen zufolge von 630 auf 130 Mio. Euro.
"Im vom Kreml geförderten nationalistischen Klima lässt Renault bei seinem Partner AvtoVAZ die Zügel schleifen", analysierte das Pariser Finanzblatt "La Tribune". Komarow sei ein Mann der Staatsholding Ros Technologij.
Renault habe nun als dritten Vertreter im AvtoVAZ- Verwaltungsrat Christian Estève entsandt, den Chef der russischen Renault-Tochter Avtoframos, die den Dacia Logan in Russland fertigt. Estève solle für gute Beziehungen zur russischen Regierung sorgen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa