Förderkürzung angedeutet Saudi-Arabien will Öl teurer machen
23.08.2022, 15:08 Uhr
Saudi-Arabien ist der Ölpreis nicht hoch genug.
(Foto: REUTERS)
Angesichts kräftig fallender Ölpreise will Saudi-Arabien die Notbremse ziehen. Der Energieminister stellt in Aussicht, dass die OPEC und ihre Partnerländer die Förderung drosseln. In der Kalkulation spielt auch der Iran eine wichtige Rolle.
In den ersten fünf Monaten des Jahres hat sich Öl kräftig verteuert. Doch im Sommer folgte die Kehrtwende. Die Ölpreise haben mittlerweile ein Niveau erreicht, bei dem Saudi-Arabien Handlungsbedarf sieht. Ölminister Abdulaziz bin Salman deutet an, dass das von seinem Land angeführte Erdölkartell OPEC und seine Verbündeten bei der nächsten Sitzung im September die Förderung möglicherweise reduzieren werden. Die Angebotsverknappung soll den Preis in die Höhe treiben.
Zur Einordnung: Anfang des Jahres hatte ein Fass (159 Liter) OPEC-Öl knapp 78 US-Dollar gekostet. Mitte Juni wurden rund 124 Dollar erreicht. Doch seitdem geht es bergab, derzeit ist ein Fass für etwa 99 Dollar zu haben.
Der Ölminister sagte dem Finanzdienstleister Bloomberg, die Preise am Ölmarkt spiegelten nicht die zugrundeliegenden Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage wider. Das könnte den Ölverbund OPEC+ veranlassen, die Förderung zu drosseln.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte die OPEC+ die während der Pandemie eingeführten Förderkürzungen zwar zurückgenommen. Das Bündnis aus 23 Nationen, darunter Russland, hatte Anfang August beschlossen, seine Produktionsziele für den Herbst aber nur minimal anzuheben. Damit stellte sich die OPEC+, die mit ihren Partnerländern den Ölmarkt massiv beeinflusst, gegen die Forderungen etwa der USA nach deutlich mehr Öl.
Iran im Fokus
Kurz darauf senkte das OPEC-Bündnis zum dritten Mal in diesem Jahr seine Prognose, wie sich die weltweite Ölnachfrage entwickeln wird. Es geht nunmehr davon aus, dass die Weltwirtschaft dieses Jahr lediglich um 3,1 Prozent wachsen wird - 0,4 Prozentpunkte weniger als in der vorigen Prognose im Juli. Die tägliche Nachfrage nach Rohöl werde im Jahresschnitt 100 Millionen Barrel statt der zuvor vorhergesagten 100,3 Millionen Barrel betragen.
Vor diesem Hintergrund dürfte es keine Überraschung sein, wenn die OPEC+ bald weniger Öl pumpen wird. Für den starken Rückgang des Ölpreises werden mehrere Gründe genannt. Die wichtigsten: In den USA und Europa könnte sich die Konjunktur wegen der höheren Zinsen abkühlen, was die Nachfrage nach Öl drücken würde. In China bremsen angesichts der strikten Null-Covid-Politik verhängte Lockdowns die Wirtschaft.
Außerdem könnte der Iran bald wieder verstärkt Öl exportieren. Derzeit laufen Verhandlungen über eine Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens. Sie haben das Ziel, das iranische Atomprogramm einzuschränken. Sollte der Iran den Auflagen zustimmen, würden im Gegenzug Wirtschaftssanktionen fallen. Das Opec-Mitglied wäre dann wieder in der Lage, verstärkt Rohöl an westliche Industriestaaten zu liefern.
Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts