Trump gegen Biden Tipps fürs Aktienportfolio vor der US-Wahl
31.10.2020, 15:55 Uhr
Der Ausgang der Wahl ist offen.
(Foto: AP)
Wer gewinnt die US-Präsidentschaftswahl? Der Ausgang ist auch aus Anleger-Sicht hoch spannend. Schließlich beeinflusst das Wahlergebnis auch Aktien-Investments.
Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in den USA zeichnet sich eine Rekord-Wahlbeteiligung ab. In den meisten Umfragen liegt der Demokrat Joe Biden deutlich vor Amtsinhaber Donald Trump - und dennoch ist der Ausgang der Abstimmung offen. Für Aktienanleger heißt das: Das Zittern geht weiter. Denn für die Unternehmen dürfte es einen Unterschied machen, wer die Geschicke der weltweit größten Volkswirtschaft in Zukunft lenkt.
Als größtes Risiko sehen es die meisten Beobachter, wenn es keinen klaren Wahlausgang oder sogar Chaos gibt. Davon abgesehen haben aus Sicht der Märkte aber beide Kandidaten ihre Vor- und Nachteile, und unter dem Strich dürfte es mittelfristig kaum einen Unterschied machen.
Analysten gehen zwar davon aus, dass Herausforderer Biden die Steuern erhöhen dürfte, was Gewinne der Firmen schmälern würde. Zugleich erwarten sie aber, dass der Demokrat Infrastrukturprojekte und den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft vorantreibt. Trump dürfte dagegen in einer zweiten Amtszeit Steuern senken und die Deregulierung fördern, was klassischen Energiefirmen und Banken zugutekommen dürfte - das Verhältnis zu wichtigen Handelspartnern wie China oder die EU dürfte aber schwierig bleiben. Im Folgenden einige Vorschläge, was der jeweilige Wahlausgang für die Aktienportfolios bedeuten könnte:
Biden: Elektromobilität und Infrastruktur
Die Experten der Credit Suisse halten bei einem Wahlsieg Bidens etwa Steuererleichterungen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien für möglich, von denen Solarwerte wie Sunnova, Sun Power oder Enphase Energy profitieren dürften. Auch Elektroautobauer könnten sich wohl freuen. Die Tesla-Aktie hat zwar schon während der ersten Amtszeit Trumps einen beeindruckenden Anstieg um 1000 Prozent hingelegt. Das ist nach Einschätzung von Experten aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. "Biden hat neue Steueranreize, staatliche Käufe und andere Maßnahmen vorgeschlagen, um Elektroautos zu fördern", schreibt CFRA-Analyst Garrett Nelson. Auch Autozulieferer, die sich auf grüne Technologien spezialisiert haben, dürften guten Zeiten entgegenblicken, wie Aptiv, BorgWarner oder Viston.
Biden könnte früh ein größeres Infrastrukturpaket auflegen, was überparteilich positiv aufgenommen werden dürfte, sagt Ryan Detrick, Chefstratege bei LPL Financial. Citi-Analyst Andrew Kaplowitz geht davon aus, dass eine Vielzahl von Industrie- und Bauunternehmen davon profitieren dürften, wie AECOM, Jacobs Engineering und MasTex.
Auch im Handelsstreit mit China dürfte Biden versöhnlichere Töne anschlagen - wenngleich auch die Demokraten China durchaus kritisch gegenüberstehen. "Sollte sich die Handelspolitik weniger auf Zölle konzentrieren, dürften sowohl Importeure als auch Exporteure profitieren", sagt David Joy, Chefstratege bei Ameriprise Financial. JPMorgan zählt in einem Bericht vom Juli Procter & Gamble, Thermo Fisher und 3M zu den möglichen Gewinnern.
Trump: Banken, Rüstung, Ölkonzerne
Sollte Trump gewinnen, dürfte das bei den Unternehmen für Erleichterung sorgen, die schon von den Steuerkürzungen der ersten Amtszeit begünstigt wurden. JPMorgan nennt den Telekomkonzern AT&T, den Einzelhändler Target sowie den Entsorger Waste Management als Beispiele für Unternehmen, die bei einem Sieg Bidens in schwierigeres Fahrwasser kommen könnten.
Auch Banken dürften bei einem Wahlsieg Trumps aufatmen. Schließlich dürfte sie der Republikaner nicht an eine kürzere Leine nehmen - anders als eine demokratische Regierung. Besonders gut wäre es, wenn die Republikaner nicht nur den Präsidenten stellten, sondern auch den Senat verteidigten, schreiben die Analysten bei Keefe, Bruyette & Woods: "Dann bliebe die republikanische Agenda einer geringeren Regulierung intakt." In diesem Szenario stünden die Papiere etwa von Wells Fargo und der Citigroup auf der Kaufliste.
Angesichts der Spannungen in den Beziehungen mit Russland und China dürfte Trump an den hohen Ausgaben für das Militär festhalten, schreiben die Experten von BCA Research. In den USA haben einige der weltweit führenden Rüstungskonzerne ihren Sitz, wie Lockheed Martin oder Raytheon.
Im Energiesektor winken ebenfalls Gewinne - wenngleich an gänzlich anderer Stelle als bei einem Sieg Bidens. Trump leugnet den Klimawandel und setzt sich für Öl und Kohle ein. Daher dürften die meisten Firmen in der Branche profitieren, mit Ausnahme von Solar- und Windkraftunternehmen.
Quelle: ntv.de, Lewis Krauskopf, rts