Zins-Unabhängigkeit soll fallen Trump-Vertraute planen Sturz von Fed-Chef Powell
26.04.2024, 16:19 Uhr Artikel anhören
Trump hatte Powell 2017 ins Amt gebracht. Jetzt unterstellt er ihm Wahlkampfhilfe für Biden.
(Foto: REUTERS)
Sollte Trump der Wiedereinzug ins Weiße Haus gelingen, dürfte Fed-Chef Powell seinen Posten los sein. Im Umfeld des Republikaners wird laut Insidern bereits an einer "Vision" zum Umbau der US-Notenbank gearbeitet. Bei künftigen Zinsentscheidungen hätte dann der Präsident mitzuentscheiden.
Das Umfeld von Donald Trump arbeitet laut einem Pressebericht an Vorschlägen, für den Fall seiner Rückkehr ins Weiße Haus die Unabhängigkeit der US-Notenbank zu untergraben. Das "Wall Street Journal" meldete unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, eine kleine Gruppe von Verbündeten des voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner habe ein fast zehnseitiges Dokument mit einer politischen Vision für die Zentralbank entworfen. Trumps Stab reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage von Reuters nach einer Stellungnahme.
Die Gruppe argumentiert, dass Trump bei Zinsentscheidungen konsultiert werden sollte und die Befugnis hätte, Jerome Powell als Fed-Chef vor dem Ende seiner Amtszeit im Jahr 2026 abzusetzen, so der Bericht weiter. Die Zeitung konnte bislang nicht in Erfahrung bringen, ob der Ex-Präsident von den Bemühungen wusste oder sie gar abgenickt hat. Aber einige Gewährsleute glaubten, dass die Arbeit seinen Segen erhalten habe. Trump habe bereits informelle Gespräche mit Beratern über mögliche Kandidaten für die Leitung der Fed geführt und Personen angesprochen, ob sie an dem Job interessiert seien.
Straffe Zinspolitik der Fed zermürbt Anleger
Trump hatte bereits Anfang Februar signalisiert, dass er bei einer Rückkehr ins Weiße Haus Powell keine weitere Amtszeit gewähren werde. Er werde Powell nicht wieder ernennen, falls er die diesjährige Präsidentschaftswahl im November gewinnen sollte, sagte er damals. Powells zweite vierjährige Amtszeit als Fed-Chef läuft im Jahr 2026 aus. Trump sagte, er glaube, dass Powell die Leitzinsen senken werde, um die Aussichten des demokratischen Amtsinhabers Joe Biden auf eine Wiederwahl zu verbessern. Trump hatte Powell einst ins Amt gebracht, ihn aber wegen seiner angeblich zu straffen Zinspolitik immer wieder massiv kritisiert.
An der Wall Street empfinden es die Anleger als zermürbend, dass die Fed die von den Finanzmärkten herbeigesehnte Zinssenkung seit Monaten auf die lange Bank schiebt. Sie hatten sich von der US-Zinswende neue Impulse für die Konjunktur erhofft. Powell signalisierte zuletzt jedoch, dass die straffe geldpolitische Linie wohl noch länger durchgehalten werden müsse, um die Inflationswelle zu brechen. Die Fed, die am 1. Mai wieder über den Leitzins entscheidet, hält diesen aktuell in der Spanne von 5,25 Prozent bis 5,50 Prozent. An den Märkten wird nun darüber spekuliert, dass eine erste Lockerung erst im September kommen könnte.
Quelle: ntv.de, mau/rts