Wirtschaft

Attacken gegen Fed-Chef Trump ist auf Betriebstemperatur

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Donald Trump ist nicht zufrieden mit Jerome Powell.

Donald Trump ist nicht zufrieden mit Jerome Powell.

(Foto: AP)

Der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed naht, und Donald Trump teilt bereits kräftig gegen deren Chef Jerome Powell aus. In ein paar Monaten werde "der raus sein", kündigt Trump an. Der Zentralbanker dürfte bis dahin weiterhin vom US-Präsidenten beschimpft werden.

Die Beziehung zwischen US-Präsident Donald Trump und Jerome Powell, dem Vorsitzenden der US-Notenbank Fed, war fast immer angespannt - und hat sich stetig verschlechtert. Kurz vor dem am morgigen Mittwoch anstehenden Zinsentscheid teilte Trump wieder aus. "Wir haben einen inkompetenten Fed-Chef … wir haben einen schlechten Fed-Mann, aber er wird in ein paar Monaten raus sein und wir werden jemand Neuen bekommen", sagte er während seiner Asienreise bei einem Abendessen in Tokio vor Wirtschaftsvertretern.

Powells Amtszeit endet im Mai 2026. Trump hat eine Klärung der Nachfolge bis Jahresende in Aussicht gestellt. Sicher ist, dass Powell nicht an der Spitze der Notenbank bleiben wird. Trump wirft dem Zentralbankchef vor, bei den Zinsen "zu spät" gehandelt zu haben, und hat Powell den Spitznamen "Too Late" (zu spät) gegeben. Im Laufe der Jahre hat Trump über alles Mögliche an Powell geätzt, von dessen Intelligenz bis zu seiner Persönlichkeit, und ihn als "Idioten", "Dummkopf", und vieles mehr bezeichnet.

Dabei hatte die Beziehung gut begonnen: Trump ernannte Powell 2017, also in seiner ersten Amtszeit, zum Fed-Chef. Damals lobte er Powell der "New York Times" zufolge zum ersten und letzten Mal ausdrücklich und bezeichnete ihn als "stark", "klug" und "einen sehr, sehr talentierten Mann".

Doch schon kurz darauf änderte sich der Ton. Trump kritisierte Powell öffentlich, weil die Fed die Zinsen nicht senkte. In einem Interview bezeichnete er die Fed als die "größte Bedrohung" für seine Wirtschaftsagenda, erkannte jedoch immerhin ihre Unabhängigkeit an. "Aber ich bin nicht glücklich mit dem, was Powell tut."

"Herausforderndes Szenario"

In der Präsidentschaft Joe Bidens bekam Powell eine zweite Amtszeit und hatte seine Ruhe. Doch nachdem Trump erneut ins Weiße Haus eingezogen war, nahmen Tempo und Intensität seiner Angriffe zu. Statt Powell nur zu beschimpfen, forderte er ihn mehrfach zum Rücktritt auf und dachte laut darüber nach, den Chef zu feuern. Ob Trump das wirklich dürfte, ist zweifelhaft.

Doch das kümmert den US-Präsidenten wenig. Er verlangt von Powell, die Zinsen deutlich zu senken. Niedrigere Zinsen kurbeln tendenziell die Konjunktur an, weil sie Kredite verbilligen. Trump argumentiert, dass sie außerdem die vielen US-Haushalte entlasten, vor allem bei den Hypotheken. Trump sagt offen, dass niedrigere Zinsen außerdem die Schuldenlast der USA lindern würden. Doch im Gegenzug sorgen sie für eine höhere Inflation, die derzeit bei drei Prozent und damit deutlich über der Fed-Zielmarke von zwei Prozent liegt.

Im April gewannen die Attacken an Intensität. Powell hatte die Zölle der Trump-Regierung als "herausforderndes Szenario" für die Zentralbank beschrieben, da sie ihre beiden Hauptziele - stabile Preise und einen gesunden Arbeitsmarkt - in Konflikt bringen würden. Einen Tag später griff Trump Powell in einem langen Beitrag auf Truth Social an und erklärte, seine "Entlassung kann nicht schnell genug kommen".

Die Fed zögerte die erste Zinssenkung - sehr zum Ärger Trumps - im laufenden Jahr bis in den September hinaus, um sich zuvor ein Bild von den Auswirkungen der Zollpolitik auf die Wirtschaft zu machen. Angesichts von Schwächesignalen des über lange Zeit rund laufenden Arbeitsmarkts entschloss sie sich zu einer Zinssenkung und dürfte nun nachlegen.

Es sieht so aus, als werde die Fed den wichtigsten Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf die neue Spanne von 3,75 Prozent bis 4 Prozent heruntersetzen. Das dürfte Trump viel zu wenig sein - und Powell muss sich auf neue Beschimpfungen einstellen.

Quelle: ntv.de

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