Wirtschaft

Baltimore "von Ratten befallen" Trump rückt Kushners Häuser in den Fokus

"Es gab viele Zwangsräumungen - aber jetzt sehen die Siedlungen großartig aus", berichtete Jared Kushner einst von seinen Wohnsiedlungen.

"Es gab viele Zwangsräumungen - aber jetzt sehen die Siedlungen großartig aus", berichtete Jared Kushner einst von seinen Wohnsiedlungen.

(Foto: REUTERS)

Um einem Kritiker zu schaden, schimpft Trump auf angeblich ekelhafte Zustände in dessen Heimat Baltimore. Einer der größten Vermieter für die armen Bevölkerungsteile dort ist Jared Kushner - Trumps Schwiegersohn. Sein Geschäftsgebaren gilt als besonders aggressiv.

"Ekelerregend, von Ratten und Nagern befallen", "sehr gefährlich und dreckig", "kein menschliches Wesen würde dort wohnen wollen" - so beschrieb Präsident Donald Trump am Wochenende in einer Reihe von Tweets die US-Metropole Baltimore. Ziel der Tiraden war, den demokratischen Abgeordneten Elijah Cummings in schlechtes Licht zu rücken. Denn Cummings, der einen Großteil von Baltimore als Mitglied des Repräsentantenhauses vertritt, gehört als Chef des Ausschusses zur Kontrolle der Regierung zu Trumps härtesten Gegnern.

Doch Trumps Attacke scheint gleich doppelt nach hinten loszugehen. Zum einen löste der Präsident mit seiner Herabsetzung ganz Baltimores und der großteils farbigen Bewohner in dessen ärmeren Vierteln eine Welle der Empörung aus. Zudem trägt Cummings als Kongressabgeordneter wohl weniger Verantwortung für die Zustände in der Stadt als einer der größten Immobilienbesitzer und Vermieter heruntergekommener Wohnsiedlungen: Trumps Schwiegersohn Jared Kushner.

Kushner trat, als Trump ihn Anfang 2017 zu seinem persönlichen Berater ernannte, zwar vom Chefposten seines Immobilienunternehmens zurück, doch er ist indirekt weiter an Tausenden Wohnungen in Baltimore beteiligt, wie viele US-Medien anlässlich von Trumps Tiraden berichten. In die Zeit zwischen der Übernahme der Leitung des Familienkonzerns von seinem Vater Charles und Jared Kushners Wechsel ins Weiße Haus fällt der Kauf von insgesamt Zehntausenden Wohnungen in sozial schwachen Gegenden US-amerikanischer Großstädte.

"Es gab viele Zwangsräumungen"

Während der Kushner-Konzern vor allem mit milliardenschweren Investments und spektakulären Hochhausprojekten in Manhattan Schlagzeilen machte, sorgen die zum Großteil für Schnäppchenpreise nach der Finanzkrise aufgekauften Wohnsiedlungen bis heute für beständige Renditen. Und um diese einzutreiben, ging unter Kushners Führung vor allem die Hausverwaltung des Konzerns namens JK2 Westminster mit rabiaten Methoden vor. "Es gab viele Bauarbeiten und viele Zwangsräumungen", erzählte Kushner 2012 einem Immobilien-Fachmagazin über zuvor erworbene Wohnprojekte in verschieden Städten. "Aber jetzt sehen die Siedlungen großartig aus und das Ergebnis ist phänomenal."

Eine Recherche der "New York Times" förderte 2017 nicht nur ein im Vergleich zu anderen Vermietern besonders aggressives juristisches Vorgehen Kushners gegen teils vermeintlich, teils tatsächlich säumige Mieter zutage. Die Reporter fanden zudem viele Häuser und Wohnungen keineswegs in "großartigem" Zustand vor. Im Gegenteil: In manchen regnete es durch das Dach, andere waren von Mäusen und anderem Ungeziefer befallen. Ein Mieter bezeichnete Kushners Firma nicht als Wohnungs-, sondern als "Slum-Vermieter".

Auch die Verwaltung von Baltimore Coutny beschäftigt sich bereits seit Jahren mit Kushners fragwürdigem Gebaren als Vermieter. 2017 machte sie öffentlich, dass sein Unternehmen für die Verletzung von Vorschriften in mehr als 200 Fällen Strafen zahlen solle. So seien Reparaturen oft gar nicht oder erst nach der Androhung von Strafzahlungen oder Mietkürzungen durchgeführt worden. "Wir erwarten", so teilte der Verwaltungschef mit, "dass sich alle Vermieter an die Vorschriften halten, die die Gesundheit und die Sicherheit ihrer Mieter schützen - auch wenn der Schwiegervater des Vermieters Präsident der Vereinigten Staaten ist."

Quelle: ntv.de

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