"Füllt eure Gefrierschränke" Ungeimpfte preisen Sperma als "neuen Bitcoin"
18.08.2021, 12:43 Uhr
Nein, menschlichen Samen kann man nicht einfach in einem Gefrierschrank lagern.
(Foto: imago/Christian Ohde)
Verschwörungsmythen haben Hochkonjunktur in der Pandemie. Manche verbreiten nicht nur Angst und Schrecken, sondern wecken sogar Hoffnung auf künftigen Reichtum für die Gläubigen.
Seit dem Beginn der Massenimpfkampagnen in vielen Ländern verbreiteten sich auch die Verschwörungstheorien zu den Wirkstoffen rasant. Gründe, warum Impfgegner dringend und entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen davon abraten, sich immunisieren zu lassen, reichen von Sorgen vor der Einpflanzung von Mikrochips über angebliche Veränderung des Erbgutes bis zur Prophezeiung, dass fast alle Geimpften bis September sterben werden. Einer zuletzt in einschlägigen Foren und sozialen Medien größere Verbreitung findenden Theorie zufolge, dürfen ungeimpfte Männer nicht nur darauf hoffen zu überleben, ihnen winken auch ungeahnte Reichtümer.
Ungeachtet der Tatsache, dass Befürchtungen, Corona-Impfstoffe könnten Menge und Beschaffenheit von Sperma beeinflussen, längst widerlegt sind, verbreiten seit einigen Monaten Menschen etwa auf Foren der Internetplattform Reddit das Gerücht, der Wert des Samens ungeimpfter Männer werde bald ins Unermessliche steigen. Social-Media-Nutzer prägten die Phrase: "Ungeimpftes Sperma ist der neue Bitcoin". Ein Meme war geboren, das inzwischen einige Blogs und Medien mit ironisch-kritischen Berichten, aber auch viele Verschwörungstheoretiker aufgriffen.
Die "Theorie" ist nicht kompliziert: Da - im Paralleluniversum manch querdenkender Corona-Leugner - geimpfte Männer bald großteils tot, krank oder unfruchtbar sein werden, werde das Sperma ungeimpfter Männer benötigt, um das Fortbestehen der Menschheit zu sichern. Die Nachfrage und der Preis würden nach oben schießen. In einigen der entsprechenden Posts bei Twitter und anderswo überlappen sich dabei Falschmeldungen und Fantasien aus dem Corona-Kontext mit anderen apokalyptischen Verschwörungserzählungen. Vor allem die bei Kryptowährungsanhängern verbreitete Vorstellung, das globale Wirtschafts- und Finanzsystem stehe unmittelbar vor dem Zusammenbruch, taucht immer wieder auf. Zur Vorsorge auf die Endzeit raten manche Twitter-Nutzer nun zu Bitcoin und gefrorenem Sperma. "Ungeimpftes Sperma ist Gold. Füllt eure Gefrierschränke", twittert einer.
Tatsächlich gibt es auch in der "Sperma ist der neue Bitcoin"-Legende ein Körnchen Wahrheit: Seit Beginn der Corona-Pandemie suchen Samenbanken verstärkt nach Spendern. Während der Krise entstand wohl bei mehr Paaren der Wunsch nach einem Kind. Die Nachfrage stieg. Gleichzeitig blieben aber im Lockdown die Spender zeitweise aus. Berichten zufolge haben manche Samenbanken in den USA die Preise angehoben. Davon profitieren allerdings auch geimpfte Spender. Ungeimpfte müssen dagegen damit rechnen, an Covid-19 zu erkranken. Eine mögliche Langzeitfolge davon sind Erektionsstörungen und Unfruchtbarkeit.
Quelle: ntv.de, mbo