Wirtschaft

Inflation gewinnt an Fahrt Wagt die FED die radikale Zinserhöhung?

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Der Druck auf FED-Chef Jerome Powell wächst.

Der Druck auf FED-Chef Jerome Powell wächst.

(Foto: REUTERS)

Die USA werden von einer heftigen Inflation heimgesucht. Der Preisdruck ist so hoch, dass er die Notenbank FED zu einer überraschend hohen Zinserhöhung zwingen könnte.

Überraschungen mag Jerome Powell überhaupt nicht. Der Chef der US-Notenbank FED bereitet die Finanzmärkte darauf vor, wann sie mit einer Zinsänderung in welcher Höhe rechnen können. Sie haben dann ausreichend Zeit, sich darauf einzustellen.

Daher galt es als ausgemachte Sache, dass die FED die Leitzinsen am heutigen Mittwoch um 0,5 Prozentpunkte anheben wird. Denn das hatten die Notenbanker unmissverständlich signalisiert. Doch jetzt sieht es so aus, als könnten die Zinsen sogar um 0,75 Prozent steigen. Zur Einordnung: Einen so großen Schritt hatte die FED zuletzt 1994 unternommen.

Doch die Lage ist ernst. Am Freitag hatte das US-Arbeitsministerium unerfreuliche Inflationsdaten veröffentlicht. Entgegen der allgemeinen Erwartung - und der Hoffnung der FED- hat die allgemeine Preissteigerung nochmal an Fahrt zugelegt. Mit 8,6 Prozent hat sie den höchsten Stand seit Dezember 1981 erreicht.

Das hat den Druck auf die FED enorm erhöht. Bei ihrer letzten Sitzung im Mai hatte sie die Zinsen bereits um 0,5 Prozent auf eine Spanne zwischen 0,75 und 1 Prozent angehoben. Das war der größte Schritt seit 22 Jahren.

Inflationsangst wird größer

Während der Pressekonferenz sagte Powell zwar, die Zentralbank wolle Unsicherheiten bei Zinserhöhungen vermeiden. Zugleich schloss er Überraschungen nicht aus. "Wir werden flexibel auf die eingehenden Daten und die sich entwickelnden Aussichten reagieren müssen", sagte er. Im Klartext heißt das: Sollte der Inflationsdruck nicht nachlassen, werde die FED entschlossen handeln.

Und genau an diesem Punkt könnte die FED jetzt angelangt sein.

Denn nicht nur die Inflation ist gestiegen, sondern auch die Inflationsbefürchtungen der US-Amerikaner nehmen zu. Am Freitag legte die University of Michigan ihren viel beachteten Index der langfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher vor. Er ist auf den höchsten Stand seit 2008 geklettert. Und am Montag berichtete die regionale Notenbank von New York, dass die kurzfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher ihrer Umfrage zufolge gestiegen sind.

Vor diesem Hintergrund will die FED verhindern, dass sich die Inflation festsetzt. Da sich Powell und seine Notenbank-Kollegen wegen der "Blackout" genannten internen Regelung seit dem 4. Juni nicht mehr öffentlich äußern dürfen, haben sie möglicherweise einen anderen Weg gewählt, um die Finanzmärkte auf die Möglichkeit noch höherer Zinsen einzustimmen: Das bei Finanzthemen in der Regel sehr gut informierte "Wall Street Journal" berichtete, dass die FED einen 0,75-Prozent-Zinsschritt in Erwägung ziehe.

Investmentbanken erwarten großen Zinsschritt

Das heißt nicht, dass die Zinsen tatsächlich in dieser Höhe steigen. Aber an den Finanzmärkten wird die Möglichkeit bereits eingepreist. Das ist beispielsweise am Aktienmarkt zu sehen. Dort fallen die Kurse, weil einige Investoren höhere Zinsen erwarten. Denn mit steigenden Zinsen verlieren Aktien im Vergleich zu anderen Anlageformen an Attraktivität.

Führende Wall-Street-Banken rechnen mittlerweile mit einem großen Zinsschritt von 75 Basispunkten - darunter Goldman Sachs, JP Morgan Chase, Barclays und Jefferies. Das heißt aber nicht, dass es tatsächlich dazu kommen wird. Die Entscheidung wird auf der heutigen Sitzung der Notenbanker hinter verschlossenen Türen getroffen. Es dürfte eine intensive Diskussion werden.

Quelle: ntv.de

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