Wirtschaft

Bei Festnahme dabei Wer ist die rätselhafte Begleiterin des Telegram-Gründers?

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(Foto: REUTERS)

Gegen eine Kaution von fünf Millionen Euro ist der Gründer des Messengerdienstes Telegam, Pawel Durow, wieder in Freiheit. Doch die Ermittlungen der französischen Justiz laufen gerade erst richtig an. Derweil wirft seine Begleitung Fragen auf.

In der Tech-Welt ist es der Aufreger der Woche: Pawel Durow, milliardenschwerer Gründer des Messengers Telegram, ist verhaftet worden. Polizisten nahmen ihn am vergangenen Samstag am Pariser Flughafen Le Bourget in Gewahrsam, Durow war da gerade aus seinem Privatjet gestiegen. Am Mittwochabend kam er wieder frei - doch eine Anklage entkommt er womöglich dennoch nicht. Bald soll er vor Gericht erscheinen.

Die Liste der Vorwürfe ist lang: Die Pariser Staatsanwaltschaft wirft Durow unter anderem Beihilfe zum Betrug, Drogenhandel und zur organisierten Verbreitung von Kindesmissbrauchsmaterial auf Telegram vor. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Doch es gibt noch eine Nebenhandlung, die im Netz ebenfalls Anlass wilder Spekulationen ist. Sie handelt von einer jungen Frau, die laut Medienberichten bei der Verhaftung von Durow an seiner Seite gewesen sein soll - und seitdem aus ungeklärten Gründen verschwunden ist.

Die Rede ist von Julia Wawilowa: Bei der 24-Jährigen soll es sich um eine Streamerin und Krypto-Influencerin aus Dubai handeln, das zumindest legen Angaben ihres Instagram-Profils nahe. Dort folgen Wawilowa rund 32.000 Menschen.

Familie kann Wawilowa nicht erreichen

In welcher Beziehung sie und Pawel Durow zueinander stehen, ist unklar. Auf dem sozialen Netzwerk X behaupten manche, die beiden seien ein Paar. Andere spekulieren, Julia Wawilowa könnte eine Spionin sein, die den Zugriff französischer Behörden auf Durow erst möglich gemacht haben könnte. Belege dafür gibt es nicht.

In jedem Fall scheinen sich Wawilowa und Durow schon länger zu kennen und auch gemeinsame Reisen zu unternehmen, wie der Datenanalyst Baptiste Robert in einer langen Reihe an Beiträgen auf X veranschaulichte. Ihm zufolge werde Durow wahrscheinlich schon seit Langem von zahlreichen Geheimdiensten beobachtet. Julia Wawilowa könne dabei möglicherweise eine Rolle gespielt haben. "Es ist schwer zu sagen, ob ihre Beiträge eine direkte Rolle bei seiner Verhaftung gespielt haben", sagte Robert gegenüber der New York Post, "aber wenn man ihr in den sozialen Medien folgte, konnte man Durows Bewegungen leicht nachvollziehen."

So postete Wawilowa bei Instagram erst vergangene Woche einige Fotos und Videos, die sie beim Angeln an einem See und einem Schießstand in Aserbaidschan zeigen. Dort soll sich laut dem Datenanalysten Baptiste Robert auch Durow aufgehalten haben. Ein weiteres Indiz: Der Privatjet des Telegram-Gründers kam vor der Landung in Paris aus Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan. Sein Aufenthalt in dem Land nährt zudem Gerüchte, Pawel Durow könnte sich dort mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen haben, der sich letzte Woche ebenfalls in Baku aufhielt. Ein Kreml-Sprecher hat dies jedoch dementiert.

Zwischen Russland und dem Telegram-Gründer Pawel Durow kam es in der Vergangenheit zu erheblichen Spannungen. Die Auseinandersetzungen drehten sich hauptsächlich um Fragen der Zensur, der Kontrolle über Informationen und der staatlichen Überwachung. Seit 2014 lebt Durow deshalb im Exil, zuletzt in Dubai. Dass die französischen Behörden den Milliardär suchen, war offenbar ebenfalls bekannt. Warum Durow vergangenen Samstag trotzdem nach Paris flog, ist unklar.

Dies gilt bis auf Weiteres auch für den Aufenthaltsort seiner Begleiterin, Wawilowa. Seit ihrer Ankunft in Paris sei sie nicht mehr zu erreichen gewesen, sagten ihre russischen Eltern am Dienstag. Wurde sie ebenfalls verhaftet oder ist möglicherweise untergetaucht? Nur eines scheint sicher: Die Geschichte um Wawilowa und ihren mysteriösen Verbleib fügt dem ohnehin schon undurchsichtigen Fall von Pawel Durow ein weiteres spannendes Detail hinzu.

Dieser Text erschien zuerst bei "Finance Forward", dem Magazin für die neue Finanzwelt, das in Kooperation zwischen "Capital" und OMR entsteht.

Quelle: ntv.de

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