Unzufrieden mit Struktur Wyser-Pratte knöpft sich OHB vor
17.08.2017, 15:56 Uhr
Guy Wyser-Pratte (Archivbild von 2005)
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Das Luft- und Raumfahrtunternehmen OHB wird nach Ansicht des US-Finanzinvestors Wyser-Pratte nicht effektiv genug geführt. Vor allem die Führungsstruktur des Bremer Familienunternehmens ist dem 77-Jährigen ein Dorn im Auge.
Der US-Finanzinvestor Guy Wyser-Pratte hat das Luft- und Raumfahrtunternehmen OHB ins Visier genommen. In einem nun veröffentlichten Brief an OHB-Vorstandschef Marco Fuchs stellte der 77-Jährige die Führungsstruktur des Bremer Familienunternehmens in Frage und forderte eine Diskussion über die künftige Strategie.
Wyser-Pratte wolle ein Nachdenken über Wertschöpfung anstoßen, hieß es darin. Auch könne das volle Potenzial eines Unternehmens nur gehoben werden, wenn die Interessen des Managements mit denen aller Aktionäre übereinstimmten. Zudem stellte Wyser-Pratte der Führung mehrere Fragen zu Transparenz und Unabhängigkeit der Gremien.
OHB befindet sich zu knapp 70 Prozent in Hand der Familie Fuchs, weniger als 30 Prozent der Aktien sind im Streubesitz. Die Familie führt nicht nur durch Marco Fuchs den Vorstand, sondern sitzt auch in Person von Fuchs' Mutter Christa dem Aufsichtsrat vor. Dies kritisiert der US-Investor anhand mehrerer Fragen unterschwellig.
Plädoyer für Avio-Übernahme
Wyser-Pratte, der laut eigenen Angaben seit Oktober 2015 für seine Kunden OHB-Aktien hält und zum zweitgrößten Nicht-Familien-Aktionär aufgestiegen ist, sieht etwa die Satellitenindustrie vor einer großen Zukunft und fragt, wie OHB daran teilhaben werde. Auch legt er dem Vorstandschef die Übernahme des italienischen Raumfahrtunternehmens Avio mit einem Börsenwert von 350 Millionen Euro nahe.
Ein OHB-Sprecher sagte, der Konzern werde die Fragen prüfen und zeitnah beantworten. Das Unternehmen baut unter anderem Satelliten und ist größter deutscher Zulieferer des Raketenprogramms Ariane-5. Auch in der bemannten Raumfahrt ist OHB aktiv.
Wyser-Pratte ist in Deutschland kein Unbekannter. Der Investor hat sich bereits in mehrere Firmen eingekauft und dort versucht, massive Umbauten vorzunehmen, um Aktien mit Gewinn wieder zu verkaufen. In Deutschland war er zeitweise bei Stada, Kuka oder Rheinmetall aktiv. OHB-Aktien legten am Mittwoch zeitweise kräftig zu.
Quelle: ntv.de, wne/dpa