Wie reagiert der DAX auf die wie erwartet ausgefallene US-Zinserhöhung? Wie interpretieren die Anleger die Äußerungen Jerome Powells? Und was macht die Europäische Zentralbank (EZB)? Das sind einige der Fragen, die die Börsianer heute beschäftigen und die Kurse hierzulande beeinflussen dürften. Aktuell wird der DAX fester taxiert, mit Kursen deutlich über der 15.200er-Marke – nachdem er zur Wochenmitte mit 15.181 Zählern aus dem Handel gegangen war.
Angesichts der abflauenden Inflation in den USA hatte es die Notenbank Federal Reserve bei der ersten Zinserhöhung im neuen Jahr etwas langsamer angehen lassen. Sie erhöhte den Schlüsselsatz am Mittwoch lediglich um einen Viertel-Prozentpunkt - auf die neue Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Das ist das höchste Zinsniveau seit November 2007. Damit kehrt nach einer Serie zuletzt aggressiver Zinsschritte wieder etwas Normalität in der US-Geldpolitik ein. Die Fed hat bereits im Dezember den Leitzins nur noch um einen halben Punkt angehoben. Zuvor hatte sie ihn viermal in Folge um jeweils 0,75 Prozentpunkte nach oben getrieben, um die Inflationswelle zu brechen.
US-Notenbankchef Jerome Powell bekräftigte allerdings am Mittwoch, dass fortlaufende Zinsanhebungen angemessen seien, um die Inflation zur Zielmarke von zwei Prozent zurückzubewegen.
Und nun die EZB
Nach der Zinserhöhung der US-Notenbank ziehen heute die Bank of England und die Europäische Zentralbank (EZB) nach. Letztere wird auf ihrer ersten Zinssitzung im neuen Jahr sehr wahrscheinlich die Schrauben erneut anziehen. Experten erwarten, dass die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde die Schlüsselsätze wie schon im Dezember um 0,50 Prozentpunkte anheben werden. Mit Spannung wird insbesondere darauf geblickt, ob die EZB Kurs hält und wie im Dezember signalisiert, auch für die nächste Zinssitzung im März eine Erhöhung in diesem Volumen ansteuert. Zuletzt war am Finanzmarkt spekuliert worden, die EZB werde womöglich im März ihren Erhöhungskurs erneut abschwächen und die Sätze dann nur noch um einen Viertel-Prozentpunkt nach oben setzen.
Die Bank of England (BoE) steht im Kampf gegen die hohe Inflation vor der zehnten Zinserhöhung in Serie. Für die Sitzung erwarten 29 der 42 befragten Experten eine Anhebung um einen halben Prozentpunkt auf 4,0 Prozent. Die übrigen rechnen mit einem kleineren Schritt von 0,25 Punkten. Die BoE steht unter Zugzwang, da die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten und die Energiekrise in Großbritannien zu sozialen Spannungen und Streiks geführt haben.
Bereits am Morgen veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Zahlen zur deutschen Ausfuhrwirtschaft im Dezember. Analysten erwarten im Schnitt einen Rückgang der Exporte um 3,3 Prozent und der Importe um 0,8 Prozent. Wegen der geringeren Nachfrage aus der EU, den USA und China waren die Ausfuhren im November überraschend geschrumpft.
Milliardengewinn bei Deutscher Bank
Von Unternehmensseite bleibt die Berichtssaison das wichtigste Thema. So legen etwa aus dem DAX Deutsche Bank, Infineon und Siemens Healthineers ihre Geschäftszahlen vor: Deutschlands größtes Geldhaus wird dabei nach der Erwartung von Analysten einen kräftigen Gewinnsprung für 2022 ausweisen und damit das dritte Jahr in Folge schwarze Zahlen schreiben. Im Schnitt rechnen die Experten mit einem Anstieg beim Vorsteuergewinn um 75 Prozent auf fast sechs Milliarden Euro - vor allem dank der Zinserhöhungen der Zentralbanken und einem Handelsgeschäft, das wegen der Turbulenzen an den Kapitalmärkten florierte. Weniger gut lief es im Geschäft mit Übernahmen und Fusionen, das haben auch die US-Banken zu spüren bekommen. Gespannt sind die Analysten darauf, ob die Deutsche Bank ihr Ziel einer Kapitalrendite von acht Prozent erreicht hat.
Dazu gibt es auch von Roche, ING, OMV und Sony frische Zahlen. Am Mittag folgt Merck & Co sowie Ferrari und nach US-Börsenschluss stehen mit Amazon, Alphabet, Apple und Qualcomm gleich mehrere US-Tech-Schwergewichte Gewehr bei Fuß. Zudem liefert auch Ford Geschäftszahlen.