Der DAX wird aktuell um 12.500 Punkte taxiert. Das entspricht einem deutlichen Kursrutsch zum Handelsschluss zur Wochenmitte: Der deutsche Börsenleitindex war mit einem Plus von knapp 100 Zählern oder 0,8 Prozent und einem Stand von 12.767 Stellen aus dem Geschäft gegangen. Doch dann kam der Zinsschritt der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die im Kampf gegen die Inflation den Leitzins zum dritten Mal in Folge um einen Dreiviertel-Prozentpunkt anhob - auf die neue Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent - und der Dow-Jones-Index schloss klar im Minus.
"Die US-Notenbank tritt erneut mächtig auf das Bremspedal", kommentierte Analyst Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. "Mittlerweile sind die Leitzinsen in diesem Jahr schon um drei Prozentpunkte gestrafft worden. Trotzdem sieht die Fed ihren Kampf gegen die hohe Inflation noch lange nicht als beendet an", erläuterte er. "Klarere Hinweise, dass sich die Inflationsrate eindeutig auf den Weg nach unten begibt, wird es erst im Frühjahr 2023 geben. Bis dahin werden die Leitzinszügel noch deutlich fester angezogen" so der Experte. "Zugleich ist die Bilanzschrumpfung in vollem Gange. Auf die US-Wirtschaft kommen somit noch erhebliche Belastungen zu. Der Weg in eine echte Rezession ist vorgezeichnet."
Am Tag nach der Fed berät die Bank von England (BoE) mit einer Woche Verspätung über ihre Geldpolitik. Die britischen Notenbanker hatten ihre Sitzung wegen der Trauerfeiern für Queen Elizabeth II. verschoben. Wie ihre Kollegen jenseits des Atlantik werden sie den Leitzins voraussichtlich um 0,75 Prozentpunkte anheben. Es wäre das erste Mal seit 1989, dass die britische Zentralbank so stark an der Zinsschraube dreht - abgesehen von einem Versuch im Jahr 1992, dem Pfund Auftrieb zu geben. Diese Entscheidung wurde damals in weniger als einem Tag revidiert. "Es gibt Argumente für eine anhaltende aggressive Straffung der Geldpolitik", sagte Stuart Cole, Chef-Volkswirt des Brokerhauses Equiti Capital. Schließlich deute der überraschend hohe Anstieg der Löhne auf einen unverändert starken Preisdruck hin.
Ebenfalls heute gibt die Schweizer Nationalbank (SNB) ihren Zinsentscheid bekannt. Ähnlich wie bei der Fed schwanken Börsianer, ob sie den Schlüsselsatz um einen Dreiviertel- oder einen ganzen Prozentpunkt anhebt. Parallel dazu berät zwar auch die Bank von Japan (BoJ) über ihre Geldpolitik. Hier werden allerdings keine Änderungen erwartet.
Die Notenbank-Sitzungen drängen die wenigen anstehenden Konjunkturdaten in den Hintergrund. Am Nachmittag, 16.00 Uhr MESZ, wird das Barometer für das Verbrauchervertrauen in der Eurozone veröffentlicht. Experten rechnen mit einem Rückgang auf minus 26 Punkte. Am Morgen steht bereits das französische Geschäftsklima auf der Agenda, am Vormittag der Wirtschaftsbericht der EZB. In den USA werden zudem die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie Daten zur Leistungsbilanz veröffentlicht.