Der Börsen-Tag Einige EZB-Banker kritisieren starke Signalgebung
07.06.2024, 07:42 UhrDie klare Signalsetzung der EZB in den vergangenen Wochen für eine erste Zinssenkung im Juni wird von manchen konservativen Währungshütern Insidern zufolge im Nachhinein als keine gute Idee angesehen. Einige Euro-Wächter, die üblicherweise einer straffen Geldpolitik zuneigen, hätten ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass eine bevorstehende Zinssenkung zu deutlich signalisiert worden sei, sagen vier Insider. Wäre dies nicht geschehen, hätten diese Notenbanker dafür votiert, an den Schlüsselsätzen nicht zu rütteln.
Die EZB beschloss auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag, erstmals seit fast fünf Jahren wieder die Zinsen zu senken. Den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken von Geld bei der Notenbank erhalten, verringerte sie auf 3,75 Prozent von bisher 4,00 Prozent. Letztmalig hatte die Euro-Notenbank zuvor im September 2019 die Zinsschraube gelockert. Die Entscheidung fiel mit sehr breiter Zustimmung - nur Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann war Insidern zufolge gegen diese Maßnahme. Im Vorfeld der Zinssitzung war der Schritt nach unten von den EZB-Oberen ziemlich klar in Aussicht gestellt worden. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos hatte in einem Interview sogar von einem "fait accompli" gesprochen.
Eine Reihe ungünstig ausgefallener Wirtschaftsdaten zur Lohnentwicklung und zur Entwicklung der Inflation ließ jedoch zuletzt einige Zweifel an der Prognose der EZB aufkommen, dass die Inflation bis Mitte 2025 wieder auf das Notenbankziel von zwei Prozent zusteuern und es bis dahin nur ein paar Aussetzer geben werde. Laut den Insidern, die mit den Diskussionen vertraut sind, merkte rund ein halbes Dutzend konservativer Euro-Wächter an, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten womöglich nicht mit einer Zinssenkung vereinbar seien.
Quelle: ntv.de