
Unternehmerin Lia Grünhage will mit ihrer Leadership Academy Frauen in Führungspositionen stärken.
(Foto: Lia Grünhage)
Frauen sind in Führungspositionen in Deutschland weiterhin unterrepräsentiert. Unternehmerin Lia Grünhage arbeitet dagegen an und ist überzeugt: Festgefahrene Strukturen und unausgesprochene Erwartungen, gepaart mit zu viel Zurückhaltung und Angst vor Fehlern, sind Gründe dafür.
In deutschen Unternehmen sind Frauen in Führungspositionen nach wie vor die Ausnahme. Dabei zeigt der Blick hinter die Kulissen: Es sind eben nicht immer nur fehlender Wille oder individuelle Zurückhaltung, die sie bremsen - sondern festgefahrene Strukturen und unausgesprochene Erwartungen. Unternehmerin und Leadership-Expertin Lia Grünhage will das nicht länger hinnehmen: "Wenn Frauen nicht den nächsten Schritt gehen, weil sie Angst vor Fehlern haben oder nicht sichtbar werden, bleibt alles, wie es ist", sagt sie im ntv-Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich".
Zu den strukturellen Hürden und unbewussten Denkmuster gehören ihrer Meinung nach unter anderem veraltete Führungsbilder. Noch immer dominiere in vielen Unternehmen ein klassisches, männlich geprägtes Ideal, wonach Durchsetzungsstärke meist mehr zählt als Empathie oder Teamfähigkeit. In der Folge werden Kompetenzen, die gerade moderne Führung ausmachen, wie emotionale Intelligenz oder kooperative Führung, oft übersehen.
Zudem übernehmen Frauen zusätzlich zur operativen Verantwortung oft emotionale Arbeit im Team, sagt Grünhage. Diese Doppelbelastung sei ein Kraftakt, der vielfach weder gesehen noch belohnt werde. "Frauen sollen empathisch, aber nicht zu emotional, sondern klar führen, wiederum aber bloß nicht fordernd auftreten - das ist oft ein Drahtseilakt", macht Grünhage deutlich.
Startups von Frauen bleiben die Ausnahme
Auch in der vermeintlich progressiven Gründerszene bleibt Gleichberechtigung oft ein Lippenbekenntnis. Rund 90 Prozent des Start-up-Kapitals gehen an Männerteams. Gründerinnen zögern länger, zweifeln häufiger und können sich seltener auf ein förderndes, risikofreudiges Umfeld verlassen. Ohne sichtbare Vorbilder und Netzwerke bleibt der Schritt in die Selbstständigkeit für viele eine zu große Hürde.
Frauen warten oft auf den perfekten Moment - der selten kommt, betont Grünhage. "Unsere Perfektion schützt uns vor Blamage, macht uns aber in den entscheidenden Momenten unsichtbar", sagt die Unternehmerin. Genau hier setzt ihr Programm an: Frauen stärken, sichtbar werden und mit klarer Haltung auftreten. "Wer nicht auftritt, wird nicht führen", lautet ihr Appell.
Quote? Nur ein Schritt von vielen
Ob Aufsichtsratsquote oder neue Rollenvorbilder in sozialen Netzwerken: Für mehr Gleichberechtigung braucht es mehr als Symbolpolitik, und zwar gezielte Förderung, die Bereitschaft, bestehende Denkmuster zu hinterfragen, sowie Strukturen, die Vielfalt belohnen. Grünhages Vision: Eine Wirtschaft, in der Frauen genauso selbstverständlich wie Männer an der Spitze stehen.
Die Leadership-Expertin schaut optimistisch in die Zukunft: "Wenn Frauen ihren Einfluss voll entfalten, profitieren Wirtschaft, Politik und Gesellschaft." Mit Initiativen wie ihrer Leadership Academy will Grünhage dazu beitragen, dass in deutschen Chefetagen Sichtbarkeit, Mut und Vielfalt den Ausschlag geben - nicht das Geschlecht.
Mit Lia Grünhage sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.
Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.
"Startup - jetzt ganz ehrlich" - der Podcast mit Janna Linke. Auf RTL+ und überall, wo es Podcasts gibt: Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify, RSS-Feed
Quelle: ntv.de