Auto

"Gespräche über einvernehmliche Beendigung der Tätigkeit" ADAC sondert Geschäftsführer Obermair ab

Karl Obermair wird den ADAC verlassen.

Karl Obermair wird den ADAC verlassen.

(Foto: dpa)

"Einvernehmliche Trennung" ist in der freien Wirtschaft der freundliche Ausdruck für "Rauswurf". Aktuelles Beispiel: der ADAC. Geschäftsführer Obermair und der Verein sprechen nach dem Manipulationsskandal über die Modalitäten seines Abgangs.

Der ADAC will nach Präsident Peter Meyer auch den umstrittenen Geschäftsführer Karl Obermair loswerden. Der Club habe mit Obermair "Gespräche über die einvernehmliche Beendigung seiner Tätigkeit begonnen", teilte der Autofahrerverein mit. Hintergrund sind die wiederholten Fälschungen beim ADAC-Autopreis "Gelber Engel", die Obermair anfangs bestritten hatte. Im Zuge des Skandals waren auch andere Ungereimtheiten bei dem Club mit mehr als 18 Millionen Mitgliedern publik geworden.

Der kommissarische ADAC-Präsident August Markl betonte in München, "dass Herr Dr. Obermair nach dem heute vorgestellten Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer in keiner Weise mit den Manipulationen um die Auszeichnung 'Gelber Engel' zu tun hatte". Er bedanke sich bei Obermair "für den großen Einsatz für den ADAC, besonders auch für den in Gang gesetzten Reformprozess", fügte Markl hinzu.

Vom Mitglied der Geschäftsführung Stefan Weßling hat sich der ADAC demnach bereits getrennt. Er wolle den Weg für den Reformprozess des ADAC frei machen, wurde Weßling in einer Mitteilung zitiert. Zuvor hatten schon Kommunikationschef Michael Ramstetter und Clubpräsident Peter Mayer ihre Jobs aufgegeben. In die Geschäftsführung rückt zum 1. März Marion Ebentheuer nach, die seit 1996 beim ADAC ist und dort zuletzt Vizevorsitzende des Vorstandes der ADAC-Schutzbrief Versicherungs-AG und der ADAC Rechtsschutz Versicherungs-AG war. "Das ist die erste Frau, die in 111 Jahren Geschichte unsere Geschäfte mitführen wird", verkündete Markl deshalb stolz.

Er wolle den "immens großen Reformprozess" vorantreiben, ohne Tabus, erklärte der kommissarische Präsident und versprach: "Wir wollen alles auf den Prüfstand stellen." Das soll auch für Statistiken und Tests gelten, von Qualitätssicherung ist die Rede.

Manipulation nur bei Leserwahl

In München präsentierte die Wirtschaftsberatungsfirma Deloitte zuvor das Prüfergebnis über die Manipulationen beim ADAC. Demzufolge beschränken sich die nachgewiesenen Manipulationen auf die Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen". Die Korrektur der Teilnehmer nach oben und die Veränderungen in der Reihenfolge rechnet ihr Bericht maßgeblich Ramstetter zu, gegen den der Club arbeits- und zivilrechtliche Schritte vorbereitet.

Allerdings war den Prüfern zufolge versucht worden, das Ergebnis in der Kategorie "Reiselimousine" in diesem Jahr zu verändern. Statt eines BMW sollte auf Wunsch Ramstetters ein Mercedes vom zweiten auf den ersten Platz rutschen. Dieser Versuch der Manipulation sei aber von der Abteilung "Test & Technik" zurückgewiesen worden.

Fälschungen in den restlichen neun Kategorien der Preisverleihung "Gelber Engel" in den vergangenen zehn Jahren hätten nicht nachgewiesen werden können, sagte Deloitte-Prüfer Frank Marzluf. Sie basierten vorwiegend auf technischen Erwägungen oder Statistiken.

Die Deloitte-Untersuchung kritisiert allerdings, dass manche Bewertungskriterien für einzelne Kategorien im Laufe der vergangenen zehn Jahre mehrfach verändert wurden. "Das mag zwar gute Gründe gehabt haben, Transparenz und Konsistenz waren dadurch aber nicht immer gegeben. Zumal interne Entscheidungen nicht immer schriftlich festgehalten wurden und insbesondere Daten aus den Vorjahren nicht mehr vollständig vorhanden waren", erläuterte Marzluf.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen