Ratgeber

Was wird teurer, was billiger? Kfz-Versicherungen ordnen Klassen neu

Wenn die Rechnung der Autoversicherung erfreulich günstig oder überraschend teuer ausfällt, könnte das auch mit geänderten Typ- und Regionalklassen zu tun haben. Für rund ein Drittel aller zugelassenen Fahrzeuge gibt es Änderungen in den jeweiligen Klassen.

Der Nissan Juke kommt seine BEsitzer im nächsten Jahr teurer.

Der Nissan Juke kommt seine BEsitzer im nächsten Jahr teurer.

(Foto: Axel F. Busse)

In den nächsten Wochen verschicken Autoversicherer die Rechnungen fürs nächste Jahr. Ob der Beitrag günstiger oder teurer ausfällt als zuvor, hängt nicht nur davon ab, ob man im letzten Jahr einen Schaden gemeldet hat. Entscheidend ist auch die Statistik: Wird das eigene Fahrzeugmodell b esser oder schlechter eingestuft also im letzten Jahr, weil sich die Schadensbilanz verändert hat? Und gibt es Änderungen in der Regionalklasse? Seit Anfang September können sich Autofahrer selbst ein Bild über diese Faktoren machen, der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat die neuen Regional- und Typklassenverzeichnisse veröffentlicht.

Schwere Schocks dürften in den meisten Fällen ausbleiben, zumindest was die Regionalklassen angeht: Für 65 Prozent aller Fahrzeuge bleibt in der Haftpflichtversicherung alles beim Alten, nur ein Prozent rutscht um zwei oder drei Klassen rauf oder runter. Im Landkreis Donau-Ries etwa steigt die Regionalklasse um zwei Punkte, es wird also teurer, in Bamberg oder Cloppenburg dagegen sinkt sie um zwei Stufen. In der Teilkasko geht es für knapp zehn Prozent der Fahrzeuge runter, fünf Prozent werden höher eingestuft. In der Vollkasko sind die Zahlen ähnlich.

"Wie stark das Autofahrer im jeweiligen Zulassungsbezirk an ihren Rechnungen merken, lässt sich allerdings nicht pauschal berechnen", sagt Stephan Schweda vom GDV. Schließlich setze sich der Beitrag aus einer Vielzahl von Faktoren zusammen. Eine simple Formel, "eine Regionalklasse mehr erhöht den Beitrag um soundsoviel Prozent" gibt es also nicht.

Können Bayern nicht autofahren?

Dennoch lässt sich mit einem Blick in die Regionalstatistik feststellen, dass Autofahrer in bestimmten Gegenden für ihre Versicherung mehr bezahlen als in anderen. Viele der besonders teuren Zulassungsbezirke liegen in Bayern: Augsburg führt die Statistik der höchsten Regionalklassen an, auf den Plätzen drei und vier folgen Kaufbeuren und Nürnberg. Rang zwei belegt das hessische Wiesbaden, Rang fünf Berlin. Am unteren Ende der Skala liegen ländliche Regionen, vor allem in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Der Kreis Oberspreewald-Lausitz verteidigt seinen Titel als schadensärmste Region Deutschlands.

Sind Brandenburger also bessere Autofahrer als Bayern? Nicht unbedingt, schließlich darf man die Verkehrssituation nicht außer Acht lassen. Enge, kurvenreiche Straßen sind unfallträchtiger als übersichtliche Alleen. Und: Wo sich viele Autos auf engem Raum ballen, oder wo es viele Baustellen gibt, kracht es öfter. Auch einzelne Unfallschwerpunkte, etwa an Autobahnen, können die Statistik vermiesen. Und letztlich ist auch nicht nur die bloße Anzahl der Unfälle entscheidend: Dort, wo teurere Autos gefahren werden, fallen auch die Schäden höher aus.

Die Regionalklassen sind für die Versicherungen aber auch nicht verbindlich. Einige Anbieter sind inzwischen dazu übergegangen, die Fahrzeuge darüber hinaus anhand der Postleitzahl einzustufen, so dass es auch innerhalb eines Zulassungsbezirks Unterschiede gibt. Zum Teil kann das sogar dazu führen, dass Versicherte, die in der gleichen Straße wohnen, unterschiedliche Beiträge bezahlen. Für die Landsberger Allee in Berlin etwa hat das Vergleichsportal Check24 bis zu 88 Euro Unterschied ermittelt, je nach Postleitzahlengebiet. An der Hamburger Elbchaussee beträgt die Differenz demnach bis zu 62 Euro, in der Dachauer Straße in München bis zu 119 Euro.  

Für viele Modelle wird's günstiger

Anders als die Regionalklassen sind die Typklassen für die Versicherer bindend. Um sie zu bestimmen, werden Jahr für Jahr die Schadensbilanzen von rund 24.000 verschiedenen Modellen verglichen. Die Typklassen haben laut Schweda einen größeren Einfluss auf die Beitragshöhe als die Regionalklassen, doch auch hier lassen sich die Werte nicht direkt in Prozent beziffern. Fest steht nur: Für rund ein Drittel aller zugelassenen Fahrzeuge gibt es im nächsten Jahr Änderungen. 28 Prozent fahren im nächsten Jahr in einer neuen Haftpflicht-Typklasse, die meisten davon in einer besseren. Für 13 Prozent wird es allerdings teurer, weil das Schadensrisiko heraufgesetzt wurde. Im letzten Jahr hatte es noch deutlich mehr Bewegung gegeben, weil der GDV ein neues Bewertungskriterium hinzugefügt hat. Entscheidend sind seitdem nicht mehr nur Zahl und Höhe der tatsächlichen Schäden, sondern auch das Durchschnittsalter der Besitzer und der jüngste gemeldete Fahrer eines Autos.

Zu den Verlierern in den Haftpflicht-Typklassen gehört dieses Jahr beispielsweise der BMW X3 sDrive 18d, der um zwei Klassen gestiegen ist und nun bei 21 rangiert. Der Nissan Juke 1.6 legte sogar einen Sprung um vier Stufen hin und liegt nun in Klasse 18. Das dürfte man im Geldbeutel schon merken. Spürbar teurer wird auch die Versicherung des Citroen C4 1.6, der von Klasse 16 auf 19 klettert. Entlastet werden hingegen die Fahrer des Skoda Yeti 2.0 TDI, der um drei Klassen nach unten rückt. Den gleichen Sprung legt der Volvo V60 2.0 D4 hin.

In der Vollkasko bleibt für über 60 Prozent der Fahrzeuge alles beim Alten. 31 Prozent werden sogar besser eingestuft als vorher, darunter auch der Hyundai IX20 1.4, der mit seinem Satz um vier Klassen zu den großen Gewinnern bei der Typklassenverteilung gehört.  Der I30 1.4 von Hyundai fährt hingegen um satte fünf Klassen teurer durch die Gegend. In der Kaskoversicherung fallen die Sprünge aber nicht so stark ins Gewicht, schließlich gibt es hier auch deutlich mehr Klassen als in der Haftpflichtversicherung. In der Teilkasko gibt es ohnehin nur für drei Prozent der Fahrzeuge Verschlechterungen, darunter für den Ford Galaxy S-Max 2.0 und den Audi Q7 3.0 TDI, die beide um drei Stufen nach oben rücken, also teurer werden.     

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Quelle: ntv.de

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