Prepaid-Konto rutscht ins Minus Kunde muss nicht draufzahlen
17.04.2013, 12:01 UhrEin Prepaid-Vertrag soll volle Kontrolle über die Handykosten garantieren. Doch bei Roaming oder Sonderrufnummern kann ein Negativsaldo entstehen. Mobilfunkanbieter können Kunden nicht dazu verpflichten, in solchen Fällen Geld nachzuschießen, sagen zwei Gerichte.
Aufladen und Abtelefonieren, das ist das Prinzip von Prepaid. Unter Umständen kann es jedoch passieren, dass Mobilfunkkonto i ns Minus rutscht. In solchen Fällen müssen Kunden den offenen Betrag nicht nachzahlen. Das haben zwei Gerichte klargestellt. Die Verbraucherzentrale NRW hatte gegen zwei Mobilfunkanbieter geklagt und Recht bekommen.
Nach Entscheidungen der Landgerichte München (Az. 12 O 16908/12) und Frankfurt am Main (2-24 O 231/12) müssen die Anbieter die entsprechenden Klauseln aus ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen streichen. Negativsalden können etwa bei Roaming entstehen oder wenn Kunden Sonderrufnummern wählen. Standardmäßig sind diese Optionen bei Prepaid-Verträgen freigegeben. Die Anbieter argumentierten, die Kunden könnten die Funktionen sperren lassen, wenn sie das Nachschuss-Risiko nicht eingehen wollten.
Die Richter sahen das anders: Die Kunden würden sich schließlich bewusst für Prepaid-Verträge entscheiden, weil sie volle Kostenkontrolle wünschten. Und die sei eben nicht gegeben, wenn unvorhergesehen weitere Kosten entstehen könnten. Anbieter müssten entweder die technischen Voraussetzungen dafür schaffen, dass Kunden keine Extrakosten entstehen. Oder sie müssten Sonderrufnummern und Roaming als kostenpflichtige Zusatzoptionen anbieten.
Bei Prepaid-Tarifen zahlen Kunden Geld auf ein Guthabenkonto ein. Sobald das Guthaben aufgebraucht ist, ist bis zum erneuten Aufladen normalerweise kein Anruf mehr möglich. Kleinere Anbieter ohne eigenes Mobilfunknetz erhielten die Daten der Netzbetreiber aber oft zu spät, sagte ein Sprecher der Verbraucherzentrale. So könne es zu einem Minusstand kommen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Quelle: ntv.de, ino/dpa