Zu viele dicke Europäer Mit Nährwert-Infos gegen Fett
07.12.2010, 16:35 UhrDie Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel ist endgültig vom Tisch: Künftig müssen Hersteller zwar die Nährwerte auf den Verpackungen abdrucken, um Warnhinweise für Fett oder Zucker kommen sie aber herum. Darauf haben sich jetzt die EU- Verbraucherminister geeinigt.
Die Europäer werden immer dicker: Mehr als die Hälfte der erwachsenen EU-Bevölkerung ist übergewichtig oder fettleibig. Eine einheitliche Lebensmittel-Kennzeichnung soll diesen Prozess jetzt aufhalten. Es ist aber zweifelhaft, ob das mit dem Kompromiss, auf den sich die EU-Verbraucherminister nun geeinigt haben, gelingen wird.
Künftig müssen die Hersteller Nährwert-Tabellen auf den Verpackungen abzudrucken. Damit muss der Kaloriengehalt künftig auf jedem Lebensmittel ausgewiesen werden. Zudem sollen Verbraucher ablesen können, wieviel Zucker, Fett, Salz oder Eiweiß pro 100 Gramm enthalten sind. Koffeinhaltige Produkte müssen zudem einen Warnhinweis für Schwangere oder Kinder tragen. Allergien auslösende Stoffe wie Nüsse, Gluten oder Eier müssen auch bei unverpackten Lebensmitteln erstmals gekennzeichnet werden.
Eine Nährwert-Ampel, wie sie Verbraucherschützer gefordert hatten, ist damit allerdings endgültig vom Tisch. Mit Rücksicht auf die Lebensmittelproduzenten lehnten es die EU-Staaten ab, einen besonders hohen Fett- oder Zuckergehalt mit roter Farbe kenntlich zu machen, einen mittleren mit Gelb und einen niedrigen mit Grün.
Auch Aigner nicht begeistert
Zudem wird es noch eine Weile dauern, bis die Kennzeichnung tatsächlich kommt. Zwar wird das Gesetz schon im kommenden Jahr in Kraft treten, wenn das Europaparlament wie geplant im Juni zustimmen wird. Dann haben die Hersteller aber noch drei Jahre Zeit zur Umsetzung. Kleineren Produzenten mit einem Umsatz von unter fünf Millionen Euro bleiben sogar fünf Jahre. Die meisten Verpackungen dürften damit erst im Sommer 2014 neu gekennzeichnet sein.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner machte deutlich, dass die Einigung wegen des Widerstands einiger Mitgliedstaaten nicht perfekt sei. So bleibe etwa die Kennzeichnung von Fleisch "hinter den Erwartungen zurück". Bei Fleisch wird künftig zwar die Herkunft auf den Verpackungen gekennzeichnet. Allerdings kann der Verbraucher nur ablesen, wo das Fleisch verpackt wird und nicht, wo es herstammt.
Auch die Kennzeichnung von Lebensmittel-Imitaten wie dem sogenannten Analog-Käse nannte Aigner nicht ideal. Denn viele Verbraucher dürften mit dem Hinweis "Käse aus pflanzlichen Ölen" oder "Formschinken" für zusammengepresste Fleischteile nicht viel anfangen können. Ohnehin ist nicht gesagt, dass die Käufer solche Informationen überhaupt lesen. Die Mindestschriftgröße, auf die sich die EU-Staaten für die Angaben geeinigt haben, ist winzig: 1,2 Millimeter gemessen am kleinen "x".
Quelle: ntv.de, ino/AFP