Wenn zu Hause bleiben teuer wird Reiserücktrittsversicherung sinnvoll?
18.06.2014, 12:43 Uhr
Wer mit gebrochenen Knochen lieber zu Hause bleibt, braucht eine Reiserücktrittsversicherung.
(Foto: imago stock&people)
Mit Gipsbein am Strand schmoren? In den Urlaub fahren, obwohl gerade die Oma gestorben ist? Ungünstig. Wer für Reisen, die er nicht antritt, auch nicht bezahlen will, braucht die richtige Versicherung.
Früh den Urlaub zu buchen, hat gewisse Vorteile: Die Auswahl ist größer und die Preise sind oft noch günstiger. Und vor allem währt die Vorfreude länger. Allerdings ist bei so einem langen Zeitraum auch das Risiko größer, dass doch noch etwas dazwischen kommt. Muss man eine Reise absagen, kommt man fast nie kostenlos aus der Sache heraus.
Bei Pauschalreisen berechnen die Veranstalter abhängig vom Zeitpunkt meistens zwischen 20 und 55 Prozent des Reisepreises als Stornogebühr. Für Ferienwohnungen oder Hotels gibt es keine gesetzlichen Regeln, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass man bei kurzfristiger Absage auf einem großen Teil der Kosten sitzenbleibt. Und Flüge lassen sich in der Regel nur dann umbuchen oder stornieren, wenn man einen entsprechend teureren Tarif gebucht hat.
Bei einer 400 Euro-Reise mag das noch zu verschmerzen sein. Doch wer vierstellige Summen in einen Urlaub investiert, wird sich womöglich absichern wollen, insbesondere wenn bis zum Reiseantritt noch ein paar Monate Zeit liegen. Gerade bei Familien mit kleinen Kindern oder bei älteren Menschen ist nicht ausgeschlossen, dass doch noch eine Krankheit dazwischenkommt. Eine Reiserücktrittsversicherung kann da helfen.
Sie übernimmt die Stornokosten, wenn man eine Reise nicht antreten kann. Allerdings nur, wenn es für die Absage einen guten Grund gibt. Eine schwere Krankheit beispielsweise. Wer sich vom Doktor einen grippalen Infekt attestieren lässt, weil er doch nicht verreisen will, hat schlechte Karten. Es müssen schon ernstere Gesundheitsprobleme sein, die einen plagen. Dazu zählen auch Verletzungen oder Schwangerschaftskomplikationen, die bei der Buchung noch nicht absehbar waren. Auch wenn ein naher Angehöriger gestorben ist oder man Opfer einer schweren Straftat geworden ist, ist eine Absage legitim. Außerdem zahlt die Versicherung, wenn man eine Impfung nicht verträgt, als Zeuge vor Gericht geladen wird oder unerwartet den Arbeitsplatz verliert.
Umfassende Tarife decken auch den Fall ab, dass man einen neuen Job angeboten bekommt oder dass eine Schul- oder Uniprüfung wiederholt werden muss und man deshalb nicht verreisen kann. Wer einen Hund mit auf die Reise nehmen will, sollte die Tarife der Hanse Merkur oder Würzburger ins Auge fassen. Sie zahlen auch dann, wenn das Tier krank wird.
Scheitert die Reise an einem verpassten Flug, ist das normalerweise kein Versicherungsfall. Ausnahme: Man ist mit Bus oder Bahn angereist und das Verkehrsmittel hatte über zwei Stunden Verspätung. Trennt man sich mit dem Partner, mit dem der Urlaub geplant war, kann man ebenfalls kein Geld von der Versicherung erwarten.
Manchmal sind es auch die Zustände im Reiseland, die einen zurückschrecken lassen. Naturkatastrophen sind ein legitimer Grund für eine Absage. Bei Unruhen oder Generalstreiks ist die Versicherung aber nicht zuständig. Oft sind hier aber die Reiseveranstalter kulant. Gibt es eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, hat man auch Anspruch auf kostenlose Umbuchung.
Besser Kombitarife wählen
Wer Reisen im Internet bucht, bekommt oft auch gleich eine Rücktrittsversicherung angeboten. Die ist aber normalerweise nicht die beste Option, was Preis und Konditionen angeht. Besser ist es, sich selbst um eine Police zu kümmern. Damit sollte man sich nicht allzu lange Zeit lassen, viele Anbieter haben für den Abschluss Fristen.
Richtig günstig ist der Schutz nicht. Schon bei einem Reisepreis von 500 Euro muss man als Einzelperson für einen Tarif ohne Selbstbeteiligung 15 bis 30 Euro investieren, wie die Stiftung Warentest bei einem Vergleich im Februar herausgefunden hat. Bei einer 1500-Euro-Reise kann eine gute Versicherung auch schon mal 40 bis 70 Euro kosten, bei einer 3000-Euro-Reise liegt die Prämie meist deutlich über 100 Euro, wenn man auf eine Selbstbeteiligung verzichtet. Wer bei der Reisebuchung auf jeden Euro achtet, wird da womöglich schon ins Grübeln kommen.
Verbraucherschützer empfehlen, nicht nur den Reiserücktritt zu versichern, sondern auch den Fall, dass eine Reise nicht wie geplant zu Ende geführt werden kann. Die Reiseabbruchversicherung kommt unter anderem für Umbuchungskosten auf. Sie zahlt aber auch, wenn der Aufenthalt verlängert werden muss, weil eine Person nicht transportfähig ist. Meist wird die Police in Kombination mit der Rücktrittsversicherung angeboten. Als Familie zahlt man für eine 3000-Euro-Reise ab 120 Euro für guten Schutz. Policen für Einzelpersonen sind nicht wesentlich günstiger. Familientarife kommen übrigens auch für unverheiratete, kinderlose Paare in Frage. Bedingung ist meistens, dass sie unter einem Dach leben.
Auf allen Reisen versichert
Im Sommer an den Strand, im Winter auf die Piste und dazwischen noch ein paar Kurztrips – wer öfter unterwegs ist und viel Geld in Reisen investiert, sollte über eine Jahrespolice nachdenken. Gute Familienverträge, die Reisen bis zu 3000 Euro abdecken, kosten – je nach Alter der Versicherten – zwischen 110 und 250 Euro. Sie greifen auch für Reisen, die einzelne Familienmitglieder alleine unternehmen.
Die günstigsten Jahrespolicen für Singles gibt es ab etwa 80 Euro (Travel Protect). Ältere Versicherungsnehmer müssen aber oft über 150 Euro kalkulieren. Apropos Alter: Senioren können sich nicht überall versichern. Einige Gesellschaften ziehen die Grenze schon bei Ende 60, manche bei 80 Jahren. Die meisten verzichten aber auf eine Altersbeschränkung. Chronisch Kranke - egal welchen Alters - sollten sich schon vor dem Abschluss der Versicherung von einem Arzt bestätigen lassen, dass ihr Zustand stabil ist. Sonst zahlt die Versicherung womöglich nicht, wenn die Krankheit schlimmer wird.
Wer zusätzlich zum Reisepreis keine dreistelligen Summen für eine Versicherung ausgeben möchte, sollte prüfen, ob vielleicht auch die eigene Kreditkarte Versicherungsschutz bietet. Bei Premium-Karten sind Reise-Policen sind Reiseversicherungen oft inklusive, allerdings ist der Schutz manchmal lückenhafter als bei den guten Separaten Policen. Bei einigen Anbietern wird beispielsweise eine Selbstbeteiligung fällig. Und in aller Regel greift die Versicherung nur, wenn die Reise auch mit der Kreditkarte bezahlt wurde. Hat man die Rechnung schon übers Girokonto bezahlt, nutzt auch die leistungsstärkste Kreditkarte nichts.
Quelle: ntv.de