Gute Geschäfte mit Altkleidern Viele Sammelcontainer sind illegal
27.05.2013, 16:29 UhrAbgelegte Kleider wirft man nicht auf den Müll, sondern in den Sammelcontainer. Doch nicht immer tut man damit etwas Gutes: Zahlreiche Betrüger mischen im Geschäft mit den Altkleidern mit und stellen Container unter falschem Label auf. Das verdirbt den karikativen Sammlern die Geschäfte.

Auch beim Roten Kreuz werden die meisten Kleider weiterverkauft. Der Erlös finanziert die gemeinnützige Arbeit.
(Foto: picture alliance / dpa)
Illegal aufgestellte Altkleider-Container machen dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) zunehmend zu schaffen. Vor Supermärkten und an Einfallstraßen würden immer mehr Container aufgestellt, deren Aufschrift einen karitativen Zweck nur vortäusche, sagte DRK-Sprecherin Stephanie Krone. "Wer will, dass die Erlöse gemeinnütziger Arbeit zugute kommen, sollte darauf achten, wo er die Altkleider hineinwirft."
Bei den Altkleidersammlungen verzeichne das DRK seit dem vergangenen Jahr relativ starke Rückgänge, sagte Krone. In einigen Regionen sei die Altkleider-Menge um bis zu 15 Prozent geschrumpft. Dies liege aber nicht nur an der zunehmenden Zahl illegaler Aufsteller, sondern auch an Rücknahmemodellen von Einzelhandelsketten wie H&M, Adler und Reno. Außerdem stiegen seit Inkrafttreten des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes im Sommer 2012 auch Kommunen in das Geschäft mit Altkleidern ein. "Das gesamte Feld ist im Umbruch", stellte die DRK-Sprecherin fest.
Laut dem Branchendienst Euwid sind die Preise für ausrangierte Textilien seit 2010 um 80 Prozent gestiegen. Für eine Tonne Altkleider zahlen Sortierbetriebe gut 450 Euro. Betrüger machen sich das zunutze. Wie die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, seien 40 Prozent aller Altkleider-Container illegal. Sie tragen Fantasienamen, die karikative Zwecke vortäuschen, doch tatsächlich stecken sich die Aufsteller den Verkaufserlös in die eigene Tasche. Der Profit ist offenbar so hoch, dass sich das Geschäft selbst dann lohnt, wenn die Container nach ein paar Wochen auffliegen und abtransportiert werden.
Falsche Container erkennen
Legale Container sind laut dem Dachverband der gemeinnützigen und kirchennahen Kleidersammler, FairWertung, immer mit der vollständigen Adresse und Telefonnummer der sammelnden Organisation beschriftet. Zusätzlich klebt auf ihnen das FairWertung-Siegel. Fehlen diese Angaben, sei der Container zumindest verdächtig. Bevorzugte Aufstellorte der Betrüger sind beispielsweise Bushaltestellen, Supermärkte oder Straßeneinmündungen, manchmal auch direkt neben einem legalen Container. Schwierig wird es, wenn es sich um Privatgrundstücke handelt. Dann können die Behörden nicht so einfach durchgreifen.
Meist versuchen die illegalen Aufsteller, mit karikativ klingenden Fantasienamen und Symbole wie Kreuze oder Weltkugeln Vertrauen zu erwecken. Ob der Verein, der angeblich für einen guten Zweck sammelt, überhaupt existiert, lässt sich übers Internet prüfen. Jedes Bundesland hat ein elektronisches Vereinsregister, das teilweise frei zugänglich ist.
Der Großteil geht ins Ausland
Für das DRK und andere soziale Organisationen sind Altkleidersammlungen eine wichtige Einnahmequelle. Zehn Prozent der gesammelten Kleider kommen über Kleiderkammern oder Second-Hand-Shops direkt den Bedürftigen zugute. 90 Prozent werden verkauft. Auf diese Weise nahm das Deutsche Rote Kreuz im Jahr 2011 rund zwölf Millionen Euro ein. Der Erlös fließt in ehrenamtliche Projekte wie Suppenküchen, Schuldnerberatungsstellen, Besuchsdienste für alte und kranke Menschen oder sogenannte Kältebusse für Obdachlose.
Abnehmer der Altkleider sind kommerzielle Textilverwerter. Sie sortieren die Ware und bringen den Großteil davon zum Weiterverkauf ins Ausland, oft nach Osteuropa oder nach Afrika. Dort sind die abgelegten Kleider sehr begehrt, laut FairWertung aber nicht für den Niedergang der dortigen Textilindustrie verantwortlich. Die habe eher unter der Konkurrenz aus Asien und dem Ende der staatlichen Förderung zu leiden.
Quelle: ntv.de, ino/AFP