Erst hui, jetzt pfuiTargobank kastriert Sparzins
Noch unter dem alten Namen Citibank erblickt das Doppelzins-Sparbuch die Welt. Es wird als Rendite-Renner geschätzt. Doch im stillen Kämmerlein wird das Produkt zum Rohrkrepierer.
Die Targobank ist mit der Maxime an den Start gegangen, verloren gegangenes Vertrauen wieder zu gewinnen. Der Vertrauensverlust ist durch den massiven Vertrieb von Zertifikaten der Pleite gegangenen Lehman Brothers entstanden. Der alte Name Citibank musste weg, ein Kunstname sollte einen Schlussstrich ziehen.
Jetzt schafft es die neue Targobank nach Angaben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Kunden mit einem Sparbuch an der Nase herumzuführen. Vor allem betuchte Anleger müssen nach Ansicht der Verbraucherschützer mit einem Zinsschock rechnen.
Das Produkt ist geschätzt als Rendite-Renner. Aufgelegt noch unter dem Namen der Citibank lockte das Doppelzins-Sparbuch der Targobank Kunden zuhauf an. Das Werbemotto: "Beim Doppelzins-Sparen können Sie beim sicheren Wachsen zuschauen." Die neue Bonus-Regel hat es in sich: Bereits ab einem jährlichen Sparzuwachs von 600 Euro verdoppelt sich der variable Basiszinssatz. Das führte dazu, dass noch vor einem halben Jahr aus 1,6 Prozent Basis-Zins eine ordentliche, vom Feuerwehrfonds abgesicherte 3,2-Prozent-Anlage wurde.
Vom Rendite-Kracher zur "Na-ja"-Anlage
Was die Targobank unter "beim sicheren Wachsen zuschauen" versteht, zeigte sich am Anfang dieses Jahres. Da senkte das Geldinstitut den Basis-Zinssatz deutlich auf ein Prozent. Drei Monate später wurden weitere 0,25 Prozent gekappt. Aus dem Rendite-Kracher wurde eine "Na-ja"-Anlage, mit der auf Sicherheit bedachte Sparer gerade noch leben konnten, vorausgesetzt sie brachten die zusätzlichen 600 Euro für die Zinsverdopplung auf.
Am 1. Mai folgte eine weitere Zinssenkung des Basiszinses auf 0,55 Prozent. Doppelt betroffen sind die gut betuchten Anleger. Für sie erdachte sich die Targobank eine neue Anlage-Grenze von 50.000 Euro. Über dieser Marke beträgt der Basis-Zins lediglich 0,25 Prozent.
Unter Berücksichtigung der Inflationsrate von einem Prozent wird die Anlage so zu einem Minus-Geschäft. Doch von dem dürften die meisten Kunden noch nichts ahnen. Denn publik gemacht wurden die Zinssenkungen bislang überwiegend per Preisaushang in den Filialen sowie im Internet. Orte, an denen Anleger nicht gerade regelmäßig ihre Anlage überprüfen. Selbst im monatlichen Finanzstatus ist die Änderung unauffällig platziert. Aktiv informiert wurden nur Kunden, die in direkten Kontakt mit ihrem zuständigen Targobank-Berater stehen, so die Verbraucherschützer.
Targobank weißt Vorwürfe zurück
Die Targobank fühlt sich von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfahlen zu Unrecht an den Pranger gestellt, da beim Vertrieb des Produkts immer auf die variable Basisverzinsung hingewiesen wurde. Trotz der fallenden Zinsen am Markt sei der Zins für das Doppelzins-Sparbuch bis Ende 2009 konstant gehalten worden. Die Werbung für das Produkt wurde zeitgleich eingestellt. Außerdem seien die Kunden per Mailing, im Internet, auf Kontoauszügen und im Gespräch mit Kundenberatern über die Zinssenkung vorab informiert worden.