Wie eine russische SteckpuppeBakterien leben in Schildlaus
Lebewesen bilden kuriose Gemeinschaften. So lebt zum Beispiel ein Bakterium in einem anderen Bakterium, das sich wiederum in einer Schildlaus befindet - und das nicht uneigennützig.
Zwei Bakterien und eine Schildlaus bilden eine überaus enge Lebensgemeinschaft. Einer der Keime lebt innerhalb des anderen und dieser wiederum in der Schildlaus. Auch ihre Gene und den Stoffwechsel hat die Dreiergemeinschaft sehr eng miteinander verwoben, vor allem die beiden Keime. Viele lebenswichtige Aminosäuren – die Bausteine aller Proteine – können sie offensichtlich nur noch gemeinsam herstellen. Das Team um John McCutcheon vom Institut für Insektenforschung an der Universität von Arizona berichtet darüber im Journal "Current Biology".
Das Team lebt wie in einer russischen Steckpuppe von außen nach innen: Die nur wenige Millimeter große Zitrusschmierlaus (Planococcus citri) ist ein weit verbreiteter Pflanzenschädling. In ihr findet sich das Bakterium Tremblaya princeps, und in diesem wiederum das Bakterium Moranella endobia. Tremblaya hat das kleinste bekannte Genom einer Zelle, notieren die Forscher: 138 927 Basenpaare und 121 Protein-codierende Gene. Der umgebende Keim Moranella hat fünfmal so viele Basenpaare, rund 540.000. Gene, die ein Keim vorhält, schafft der andere ab.
Aus den Genen können die Forscher ablesen, dass die Bakterien nur gemeinsam jene Enzyme aufbieten können, die zum Bau der Aminosäuren nötig sind. Wahrscheinlich muss in einem Fall (Phenylalanin) zudem ein Werkzeug der Schildlaus hinzugezogen werden. Wie genau das alles funktioniert wissen die Forscher noch nicht, sie gehen aber von einem regen Transport von Substanzen zwischen den beiden Bakterien aus.