Uhr eine Stunde vorstellen Die Sommerzeit ist da
25.03.2012, 03:00 Uhr
Die Umstellung auf Sommerzeit raubt uns eine Stunde Schlaf. Was soll's.
(Foto: picture alliance / dpa)
In der Nacht wurde wieder an der Uhr gedreht: Die Sommerzeit beginnt. Wie wirkt sich das auf die Gesundheit aus? Und wie merkt man sich, ob die Uhr vor- oder zurückgedreht wird? Ein Überblick zur Zeitumstellung, die auch für Tiere gefährlich werden kann.
In der Nacht war es wieder so weit. Die Uhr wurde von 2 auf 3 Uhr vorgestellt. Nun gilt die Sommerzeit. Viele Menschen kommen immer wieder damit durcheinander, ob die Uhren vor- oder zurückgestellt werden. Einige Eselsbrücken helfen bei der Orientierung - etwa diese: Im Frühling stellt man Tische und Stühle vor das Haus, im Herbst zurück in den Schuppen. Mit anderen Worten: Im Frühjahr wird die Uhr von 2.00 auf 3.00 Uhr vorgestellt, im Herbst von 3.00 auf 2.00 Uhr zurückgestellt. Oder, wer es sich lieber mithilfe des Englischen merkt: Im Herbst fällt die Uhr zurück ("Fall", engl. für Herbst), Im Frühling springt sie nach vorne ("Spring", engl. für Frühling). Wer es trotzdem immer wieder vergisst, sollte sich eine Funkuhr zulegen. Die stellt automatisch um.
Wie wirkt sich die Umstellung auf den Körper aus?
Eine Stunde Schlaf weniger - das klingt nach keinem großen Unterschied. Trotzdem bringt die Zeitumstellung empfindliche Menschen für Tage oder sogar für Wochen aus ihrem Rhythmus. Denn jeder gesunde Mensch hat seine eigene innere Uhr. "Sie sitzt im Gehirn in der unteren Etage, und zwar im Hypothalamus", erklärt Prof. Horst-Werner Korf, Direktor des Senckenbergischen Instituts für Chronomedizin in Frankfurt/Main. Dort wird das vegetative Nervensystem gesteuert. Der Hypothalamus ist damit unter anderem mit für den Blutdruck, die Nahrungsaufnahme und für den Schlaf zuständig. Eine Auswirkung der Umstellung im Frühjahr: Viele Menschen kommen schlecht aus dem Bett, weil es draußen noch dunkel ist.
Die Verhaltensbiologin Sylvia Kaiser von der Universität Münster sagt, es gebe keine Studien, die eine gesundheitliche Beeinträchtigung der Zeitumstellung auf den Körper belegten. "Die biologischen Wirkungen sind nur kurzfristig, nach ein paar Tagen haben sich alle eingewöhnt", erklärt sie. Es sei aber gut, im Sommer abends mehr Licht abzubekommen. "Das sorgt für die Freisetzung von Glückshormonen und steigert das Wohlbefinden."
Spart die Zeitumstellung wirklich Energie?

Der Vorteil der Sommerzeit: Abends ist es länger hell.
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Durch die Zeitumstellung - so ein Argument der Befürworter - könne man das Tageslicht besser ausnutzen und Energie sparen. Das Umweltbundesamt bestätigt diese Annahme aber nicht. Zwar werde weniger Strom für die Beleuchtung verbraucht; weil aber die Hauptheizzeit in die kühleren Morgenstunden verlegt werde, steige der Verbrauch an Heizenergie. "Aus umweltpolitischer Sicht besteht keine Notwendigkeit für eine Beibehaltung der mitteleuropäischen Sommerzeit in Deutschland", schrieb die Behörde bereits 2005 in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage mehrerer Bundestagsabgeordneter.
Steigt die Gefahr von Wildunfällen?
Nach der Umstellung auf die Sommerzeit steigt die Gefahr von Wildunfällen. Da die Uhren eine Stunde vorgestellt werden, rollt der Berufsverkehr vornehmlich durch die Morgendämmerung, in der Rehe sehr aktiv sind, warnt der Deutsche Jagschutzverband. Besonders an Waldrändern und Feldern sei die Gefahr groß, mit einem Tier zusammenzustoßen. Rehe begeben sich früh morgens von ihren Schlafplätzen im Wald zur Nahrungssuche und müssen dabei häufig Straßen überqueren.
Zum Schutz vor Wildunfällen sollten Auto- und Motorradfahrer in der Nähe von Waldgebieten nicht schneller als 60 bis 80 km/h fahren, rät der Deutsche Tierschutzbund. Bei dieser Geschwindigkeit könne in der Regel rechtzeitig gebremst, gehupt und das Fernlicht abgeblendet werden, damit Tiere am Straßenrand einen Fluchtweg finden.
Was machen die Züge?
"Es ist alles vollkommen unkompliziert", sagte ein Bahnsprecher. Betroffen sind etwa 50 Züge, die während der Zeitumstellung auf den Schienen unterwegs sind. Die Fahrtzeit bleibt zwar gleich, nach der Uhr kommen die Züge aber eine Stunde später am jeweiligen Zielbahnhof an. Komplizierter ist es bei der Umstellung im Herbst, wenn die Uhr eine Stunde zurückgestellt wird. Nachtzüge ruhen dann in der Regeln 60 Minuten, um nicht zu früh am Ziel anzukommen.
Bemerken Tiere die Zeitumstellung?
"Ein Hund bekommt mit, wenn er plötzlich eine Stunde früher raus muss", sagt Verhaltensbiologin Kaiser. "Und Kühe haben zum Beispiel feste Zeiten, wann sie gefüttert und gemolken werden wollen." Viele Landwirte würden deshalb versuchen, die Fütterungszeiten nach und nach anzupassen, erläutert die Wissenschaftlerin. "Trotzdem kann es passieren, dass Kühe über mehrere Tage weniger Milch geben." Wildtieren und Tieren, die sowohl tag- als auch nachtaktiv sind, sei die Umstellung aber relativ egal, so Kaiser.
Seit wann gibt es Sommer- und Winterzeit?
In Deutschland wurden die Uhren erstmals 1916 umgestellt, mitten im Ersten Weltkrieg. Danach gab es Jahre mit und ohne Umstellung. 1977 führten die meisten Länder der Europäischen Gemeinschaft eine Sommerzeit ein. In Deutschland wurde die jetzt gültige Zeitumstellung von der Normal- oder Winterzeit auf die Sommerzeit 1980 eingeführt. Seit 2001 ist die Zeitumstellung für alle EU-Mitgliedstaaten verbindlich festgelegt.
Russland dreht allerdings nicht mehr an der Uhr. Das größte Land der Erde hat im vergangenen Jahr nach 30 Jahren die Zeitumstellung abgeschafft. Dies bedeute weniger Stress für Mensch und Tier, begründete damals Kremlchef Dmitri Medwedew die Initiative. Nun klagen aber zunehmend Menschen im Riesenreich über das Leben mit "ewiger Sommerzeit". Im Internet beklagen viele Russen, dass sie sich einfach nicht gewöhnen könnten an die Sommerzeit im Winter. Ihr Leben sei irgendwie aus dem Tritt geraten, schreiben Blogger. Regierungschef Wladimir Putin will eine Rückkehr zur Winterzeit prüfen lassen.
Quelle: ntv.de, fma/dpa