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Weitverbreitet unter Männern Gendefekt mindert Fruchtbarkeit

Das veränderte Protein "Beta-Defensin" verringert die männliche Fruchtbarkeit.

Das veränderte Protein "Beta-Defensin" verringert die männliche Fruchtbarkeit.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Forscher entdecken einen weitverbreiteten Gendefekt, der eine der bisher unbekannten Ursachen männlicher Unfruchtbarkeit sein könnte. Ist das Protein "Beta-Defensin", das sich während der Reifung der Spermien an deren Oberfläche bindet, defekt, durchdringt es den weiblichen Gebärmutterschleim weniger gut als normale Spermien.

Ein kleiner Gendefekt könnte eine der bisher unbekannten Ursachen für verminderte Fruchtbarkeit bei Männern sein. Dieser Defekt trete bei etwa jedem fünften Mann auf und senke die Chancen der Befruchtung einer Eizelle, berichten Theodore Tollner und Gary Cherr von der Universität Davis (Kalifornien, USA) in der Zeitschrift "Science Translational Medicine".

Die Wissenschaftler untersuchten eine Genvariante, die zu einer veränderten Form des Proteins "Beta-Defensin" führt. Dieses Protein wird in den Nebenhoden gebildet und bindet sich während der Reifung der Spermien an deren Oberfläche. Spermien von Männern mit der defekten Variante von DEFB126 konnten eine dem weiblichen Gebärmutterschleim ähnliche Testsubstanz deutlich schlechter durchdringen als normale Spermien.

Gendefekt sehr verbreitet

Bei der Untersuchung von rund 500 seit einiger Zeit verheirateten chinesischen Paaren fanden die Forscher zudem, dass die Wahrscheinlichkeit für eigene Kinder bei Männern, die nur das veränderte DEFB126-Gen hatten, um 30 Prozent geringer war als die von Männern ohne die Genvariante. Dabei zeigten ihre Spermien nach den bisherigen Kriterien wie Anzahl und Beweglichkeit keine Unterschiede.

Der nun entdeckte Gendefekt ist erstaunlich verbreitet, berichten die Forscher. Etwa ein Fünftel der untersuchten Männer aus Asien, Europa und Afrika trägt den Defekt auf beiden Chromosomen und bildet damit kein normales Beta-Defensin. Ihre Spermien haben es schwerer, zur Eizellen vorzudringen.

Wieso noch nicht ausgestorben?

Es sei unklar, wieso ein Defekt mit solch deutlichen negativen Folgen für die Chancen seiner Vererbung nicht längst ausgestorben, sondern dagegen so häufig ist, rätseln die Forscher. Möglicherweise hätten Männer, die das Gen nur von einem Elternteil geerbt haben, einen Vorteil.

Dieser Defekt könnte eine der bisher unbekannten Ursachen männlicher Unfruchtbarkeit sein, glauben Tollner und Cherr. Als unfruchtbar gilt ein Paar nach einer neuen WHO-Definition, wenn es nach zwei Jahren regelmäßigem ungeschützten Verkehrs nicht zu einer Schwangerschaft kommt. Die Unfruchtbarkeit des Mannes zählt etwa bei der Hälfte der Fälle als Ursache. Bei etwa einem Fünftel aller bisher als unfruchtbar eingestuften Männer bleibt die Ursache unklar.

Quelle: ntv.de, dpa

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