Bedeutend wie "Goldene Bulle" und "Kapital" Himmelsscheibe von Nebra ist Welterbe
19.06.2013, 15:00 Uhr
Nun Weltdokumentenerbe der Unesco: Lorscher Arzneibuch in der Staatsbibliothek in Bamberg.
(Foto: dpa)
Erfolg für Deutschland: Die Unesco würdigt die historische Bedeutung der Himmelsscheibe von Nebra und des Lorscher Arzneibuches. Die Aufzeichnungen wurden in das Weltregister des Dokumentenerbes aufgenommen. Die "Goldene Bulle" sowie Schriften von Karl Marx wie "Das Kommunistische Manifest" gehören ebenfalls dazu.

Himmelsscheibe von Nebra im Landesmuseum in Halle: Die Unesco hat sie in ihr Dokumentenerbe "Memory of the World" aufgenommen.
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Die Unesco hat die Himmelsscheibe von Nebra und das Lorscher Arzneibuch in ihr Register des Weltdokumentenerbes "Memory of the World" aufgenommen. Darin sind bedeutsame Aufzeichnungen aus der Geschichte der Menschheit versammelt - aus Deutschland unter anderem die Gutenberg-Bibel, wie die Deutsche Kommission der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur mitteilte.
Das Arzneibuch des Klosters Lorsch in Hessen zählt zu den ältesten Sammlungen von Rezepten und Klostermedizin aus dem Mittelalter. Die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe aus Nebra in Sachsen-Anhalt gilt als früheste bekannte Abbildung des Sternenhimmels.
Gemeinsam mit Österreich und Niederlanden
Über die Aufnahme entschied das Internationale Komitee für das Programm "Memory of the World" bei einer Konferenz in der südkoreanischen Stadt Kwangju. Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova folgte den Empfehlungen des Komitees. Erfolgreich war Deutschland auch mit zwei Gemeinschaftsnominierungen: das Kommunistische Manifest und der erste Band des Kapitals von Karl Marx gemeinsam mit den Niederlanden und das Grundgesetz des Heiligen Römischen Reichs, die Goldene Bulle von 1356, gemeinsam mit Österreich.
Aufgenommen wurden auch die Bestände des Internationalen Suchdienstes (ITS), dessen Zentrum für die Dokumentation und Forschung zur nationalsozialistischen Verfolgung, Zwangsarbeit und den Holocaust im hessischen Bad Arolsen angesiedelt ist.
"Erstes mittelalterliches Dokument dieser Art"
Die Vergabe der Welterbetitel löste in den betroffenen Orten und Stellen große Freude aus. "Der Eintrag des Lorscher Arzneibuches vervollständigt als erstes mittelalterliches Dokument dieser Art eine Reihe, die im Weltgedächtnis bereits mit anderen medizinischen Handschriften aus verschiedenen Epochen und Regionen besetzt ist", sagte der Vorsitzende des deutschen Nominierungskomitees "Memory of the World", Joachim-Felix Leonhard, am Mittwoch in Kwangju. Dazu zählten etwa auch Aufzeichnungen aus Korea, der Türkei, Indien und China.
"Wir haben mit diesem Erfolg gerechnet", sagte der Leiter der Welterbestätte Lorsch, Hermann Schefers. "Die Auseinandersetzung mit den Themen Krankheit, Pflege und Heilung ist interkulturell."
Astronomie in schriftloser Zeit
Die Himmelsscheibe von Nebra zeugt nach Angaben der Deutschen Unesco-Kommission von einem großen Verständnis für die Astronomie aus einer schriftlosen Zeit. Die Himmelsscheibe belege, dass die Menschen in der Bronzezeit über exaktes Wissen kosmischer Zusammenhänge verfügten, sagte Leonhard. "Was haben wir schon vor 4000 Jahren gewusst? Was können wir heute daraus lernen?"
Über die Würdigung der Goldenen Bulle freut sich insbesondere auch Frankfurt. "Das Frankfurter Exemplar ist sicher das meistbenutzte", sagte Michael Matthäus vom Institut für Stadtgeschichte. Das von Kaiser Karl IV. 1356 erlassene Gesetz bestimmte Frankfurt endgültig zum Wahlort der deutschen Könige und Kaiser.
"Beitrag zur Vergangenheitspolitik"
Begeistert reagierte das ITS auf den Titel Weltdokumentenerbe für seine Akten. "Dies ist eine große Ehre für den ITS und wird sicher ein noch größeres Interesse an dieser unfassbaren Sammlung über die nationalsozialistische Verfolgung hervorrufen", sagte ITS-Direktorin Rebecca Boehling. Die Nominierung des ITS wurde laut Leonhard auch von deutscher Seite als wichtiger "Beitrag zur Vergangenheitspolitik" unterstützt. Sie zählt jedoch nicht zu den deutschen Einträgen im Register. "Es handelt sich um keine länderspezifische Einreichung, sondern um die Einreichung einer internationalen Organisation", so Farid Gardizi, stellvertretender Pressesprecher der deutschen Unesco-Kommission gegenüber n-tv.de.
Alle zwei Jahre kann jedes Unesco-Mitglied zwei eigenständige Vorschläge zur Aufnahme in das "Gedächtnis der Menschheit" einreichen. Es umfasst den Angaben zufolge nun 299 Einträge, inklusive der 54 neu hinzugekommenen aus 40 Ländern. Deutschland ist mit 17 Einträgen vertreten.
Quelle: ntv.de, abe/dpa