Es steht schlecht um Ison Hoffnung auf Adventskomet verpufft
01.12.2013, 14:39 UhrDie Erwartungen waren groß, doch nun wird immer deutlicher: Es wird nichts mit dem Adventskometen. "Ison" hält Beobachter in Atem, als er denkbar knapp an der Sonne vorbeifliegt - und dabei schweren Schaden nimmt. Auf Bildern verblasst der Komet zunehmend.
Tot oder lebendig? Diese Frage ist normalerweise einfach zu beantworten. Nicht so beim Kometen Ison, der nach seinem Vorbeiflug an der Sonne schwer geschädigt ist. Falls er nicht bereits getrost als Ex-Komet bezeichnet werden darf. Der Himmelskörper musste Einiges durchmachen; er umrundete am Donnerstag die Sonne, war Temperaturen zwischen 2500 und 3000 Grad Celsius ausgesetzt. Das ist ziemlich viel - vor allem für ein Objekt, das manche gerne als "schmutzigen Schneeball" bezeichnen, da Kometen zu großen Teilen aus Eis bestehen.
Die Sonnenumrundung des Kometen sorgte unter Beobachtern für Aufregung. Zunächst erklärten Astronomen, die den Werdegang des Schweifsterns live verfolgten, er sei aller Wahrscheinlichkeit nach zerfallen und habe die Passage nicht überstanden. Doch dann kam die Überraschung: Instrumente des Sonnenobservatoriums "Soho" lieferten Bilder, auf denen Ison auch nach dem Vorbeiflug an unserem Heimatstern zu sehen war. Oder zumindest das, was noch von dem Himmelskörper übrig war. Der Astronom Philip Plait - einer der Experten, die Ison bereits abgeschrieben hatten - korrigierte seine Auffassung: Ein Teil des Kometen habe die Annäherung überstanden. In seinem Blog dämpft der Wissenschaftler aber die Erwartungen: "Ich würde nicht sagen, dass der Komet überlebt hat. Es ist eher so, dass ein kleiner Teil von ihm nicht zerstört wurde." Ein kleiner, aber feiner Unterschied.
Kometenkern ziemlich sicher zerfallen
Noch immer ist nicht ganz klar, was an Ison "nicht zerstört" wurde - welcher Teil also hinter der Sonne wieder erschienen ist. Viele Beobachter vermuten, dass der Komet nach seiner Sonnen-Passage keinen intakten Kern mehr hat. Der US-Astrophysiker Karl Battams sieht dafür keine Anzeichen mehr. Er schreibt bei Twitter, er sehe keinen Hinweis mehr auf eine 'zentrale Kondensation'. Dies wiederum deute darauf hin, dass es keinen Nukleus mehr gebe. Seiner Ansicht nach habe es nur ein "Schutthaufen" oder ein sehr kleiner Kern um die Sonne geschafft, der sich inzwischen aufgelöst haben könnte.
Der US-Experte John Bortle spricht die Befürchtung vieler ebenfalls deutlich aus. Er erwartet, dass Ison nur noch, wenn überhaupt, ein "herausforderndes Objekt für erfahrene Astro-Fotografen" sei.
Auch Wissenschaftler des deutschen Max-Planck Institiuts analysierten die Bilder des Kometen. Sie kommen zu ähnlichen Schlüssen, bezeichnen Ison als "inaktiven Kometen". Etwa zwei Stunden nach der Passage der Sonne habe der Komet die Gas- und Staub-Produktion, die Anzeichen für einen intakten und aktiven Kometen-Kern ist, eingestellt. Die Helligkeit des Schweifsterns nehme auf aktuellen Bildern rasch ab. "Eine große Kometenshow wird es mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr geben", heißt es vonseiten der Experten. Auch sprechen die Wissenschaftler des Instituts nur noch von einer "schweifartigen Struktur", die sich auf den Bildern von der Sonne wegbewege.
Ison war zwar bisher für einige Überraschungen gut. Der Vorbeiflug an der Sonne hat ihn jedoch offenbar so schwer beschädigt, dass man alle Hoffnungen auf eine Beobachtung des Kometen mit bloßem Auge dämpfen muss. So schön es auch gewesen wäre - der vermeintliche "Weihnachtskomet" fiel offenbar den kosmischen Kräften zum Opfer.
Quelle: ntv.de, fma