Starker Eingriff in die Nahrungskette Klimawandel begünstigt Parasiten
20.12.2011, 14:38 UhrZwischen steigenden Temperaturen in der Umwelt und dem Wachstum von Parasiten besteht ein enger Zusammenhang. Die Erderwärmung verändert die Balance zwischen Parasit und Wirt, was einen verheerenden Kreislauf zur Folge hat.
Der Klimawandel könnte durch steigende Wassertemperaturen das Wachstum von Fischparasiten fördern. Die Wirte blieben dadurch zunehmend auf der Strecke. Wissenschaftler um Ian Barber von der britischen Leicester University fanden heraus, dass Bandwürmer in Dreistachligen Stichlingen bei höheren Temperaturen viel schneller wachsen und insgesamt größer werden. Gleichzeitig vermehrten sich die Fische dann schlechter, schreiben die Forscher im Journal "Global Change Biology".

Fischparasiten beeinflussen das Verhalten von Dreistachligen Stichlingen.
(Foto: Ron Offermans/Wikipedia)
Damit nicht genug: Das Team vermutet, dass die Würmer auch das Verhalten der Fische beeinflussen können und sie vermehrt in wärmere Gewässer lotsen. Die hätte einen verheerenden Kreislauf zur Folge: Der Klimawandel könnte nicht nur das Gleichgewicht zwischen Parasit und Wirtstier zum Kippen bringen, sondern auch Einfluss auf die weitere Nahrungskette haben. Denn die Größe, die die Parasiten im Fisch erreichen, habe auch Einfluss auf die Infektionsgefahr für fischfressende Vögel wie Fischreiher oder Eisvögel, erklärte Barber. "Größere Larven im Fisch werden auch zu größeren Würmern im Vogel und produzieren dort mehr Eier." Die gelangen durch den Vogelkot wieder ins Wasser und setzen den Kreislauf fort.
Das Team infizierte zahlreiche Stichlinge künstlich mit den Larven des Parasiten und hielt einige der Fische bei 15 Grad Celsius, andere bei 20 Grad. Die Würmer in Fischen aus wärmerem Wasser wurden viel größer, sie wogen im Durchschnitt rund 105 Milligramm. In den kälter gehaltenen Exemplaren wuchsen die Parasiten im Durchschnitt auf rund 27 Milligramm heran. Und nach acht Wochen waren alle Würmer aus dem 20 Grad warmem Wasser weit genug entwickelt, um Vögel zu infizieren. Von den Parasiten aus dem kälteren Wasser dagegen war es keiner.
Nach Angaben der Forscher gibt die Untersuchung Hinweise darauf, dass steigende Temperaturen in der Umwelt die Balance zwischen Wirt und Parasit verändern können. Womöglich entwickeln sich die Parasiten dann schneller und können mehr Wirte infizieren.
Quelle: ntv.de, dpa