Experiment schaltet Gene stumm Mäuse werden zu Rabenmüttern
17.09.2012, 21:06 Uhr
Die Fürsorglichkeit von Mäusemüttern ist genetisch beeinflusst.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ein ganz bestimmtes Gen entscheidet darüber, wie Mäusemütter mit ihren Jungen umgehen. Das stellen US-Forscher bei Experimenten mit Mäuseweibchen fest. Bei eingeschränkter Aktivität dieses Gens lässt die Fürsorglichkeit bei den Mäusen massiv nach.
Die verringerte Aktivität eines einzelnen Gens lässt Mäuseweibchen zu Rabenmüttern werden. Die Tiere kümmern sich weniger um ihren Nachwuchs, wenn das Gen für den Östrogen-Rezeptor ER? in einer bestimmten Hirnregion stummgeschaltet wird, berichten Forscher in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften. Bemerkenswert sei, dass andere, eng verwandte Verhaltensweisen unbeeinflusst blieben.
Die Forscher um Ana Ribeiroa von der Rockefeller University in New York hatten Viren verwendet, um kurze Erbgut-Abschnitte in die Nervenzellen des so genannten Präoptischen Areals (POA) im Hypothalamus einzuschleusen. Die Abschnitte waren so konstruiert, dass sie sich an die mRNAs anlagerten, die normalerweise als Baupläne für den Rezeptor ER? vom Gen in die Produktion übertragen werden. Das Gen wurde auf diese Weise "stummgeschaltet", es hatte kaum noch Effekt auf das Zellgeschehen.
Mäuseweibchen vernachlässigen Kinder
Das Verhalten der Mäuseweibchen veränderte sich daraufhin massiv. Sie vernachlässigten ihre Jungen, fütterten und leckten sie kaum noch, alle mütterliche Fürsorge schwand nahezu komplett. Andere typische Verhaltensweisen, wie etwa die mütterliche Aggression gegenüber männlichen Eindringlingen, blieben dagegen überraschenderweise erhalten, schreiben die Wissenschaftler. Ein Gen könne demnach in einer bestimmten Neuronengruppe ganz spezifische Verhaltensweisen steuern.
Östrogen-Rezeptoren werden vom weiblichen Steroidhormon Östrogen aktiviert und beeinflussen verschiedene Gen- und Zellfunktionen. Versuche mit Ratten ohne funktionierendes ER?-Gen hatten bereits gezeigt, dass die Weibchen ein gestörtes Sexual- und Aufzuchtverhalten entwickeln. Zudem zeigen sie oft typisch kindliche Verhaltensweisen, auch wehren die Weibchen Männchen aggressiver ab. Ein wichtiges Steuerzentrum des Sexualverhaltens ist dabei das Präoptische Areal.
Quelle: ntv.de, dpa