Elektrischer Feuerlöscher entwickelt Neue Form der Brandbekämpfung
03.04.2011, 14:20 UhrWissenschaftler der Harvard University präsentieren eine bahnbrechende Erfindung. Aufbauend auf der Erkenntnis, dass elektrische Felder die Form von Flammen beeinflussen, gelingt es den Chemikern, mit einem neuartigen Feuerlöscher Flammen einfach auszupusten - ohne Wasser und ohne Schaum.

Auch Pulverlöscher könnten sich möglicherweise durch tragbare Elektrolöscher ersetzen lassen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein neuartiger elektrischer Feuerlöscher könnte Gebäude und Feuerwehrleute schonen: US-amerikanische Chemiker löschen Flammen mit einem starken elektrischen Feld statt mit Wasser oder Schaum. Die Gruppe um Ludovico Cademartiri von der Harvard-Universität präsentierte die Technik auf der Jahrestagung der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft (ACS) in Anaheim.
Die Forscher knüpften für ihren elektrischen Feuerlöscher an die 200 Jahre alte Beobachtung an, dass Elektrizität die Form von Flammen beeinflussen kann. "Unsere Forschung hat gezeigt, dass wir mit starken elektrischen Feldern Flammen sehr rasch unterdrücken können”, berichtete Cademartiri. Mit dem elektrischen Feld eines 600-Watt-Verstärkers habe sich eine mehr als 30 Zentimeter hohe offene Flamme zuverlässig auspusten lassen.
Kern der Funktionsweise des Feuerlöschers sei vermutlich eine elektrische Aufladung der Rußpartikel, erläuterte Cademartiri. Die Wirkung des Feldes auf die Flamme sei jedoch sehr komplex, mehrere Effekte würden simultan auftreten. Die Verbrennung sei zwar einer der wichtigsten chemischen Prozesse, zugleich aber auch etwas vernachlässigt von der Mehrheit der Chemiker. "Wir versuchen, ein vollständigeres Bild dieser sehr komplexen Wechselwirkung zu bekommen.”
Brandbekämpfung aus sicherem Abstand
Der elektrische Feuerlöscher eignet sich nach Darstellung der Forscher vor allem für geschlossene Räume. So könnte er etwa statt einer Sprinkleranlage an der Decke montiert werden, stellen die Harvard-Chemiker sich vor. Auf diese Weise würde auch die Einrichtung geschont, weil im Fall eines Brandes kein oder weniger Wasser und Schaum ins Feuer gespritzt werden müssten. Mit tragbaren Geräten könnten Feuerwehrleute zudem Flammen aus einigem Abstand bekämpfen, was weniger gefährlich sei. Für den Einsatz gegen Waldbrände oder andere ausgedehnte Feuer im Freien sei die Technik allerdings weniger geeignet.
Die Laborversuche hätten zudem gezeigt, dass sich über elektromagnetische Wellen auch Hitze und die Verteilung von Flammen in einem Feuer kontrollieren lassen. Das könne möglicherweise auch eingesetzt werden, um kontrollierte Verbrennungsprozesse – etwa in Kraftwerken, Automotoren oder Schweißgeräten – zu optimieren, meinen die Forscher.
Quelle: ntv.de, dpa