Unheimliche GestaltenNormale Erklärung für Geister
Nächtliche Schritte, leise Musik oder Gestalten hinter Fenstern: Um manche Burg ranken sich hartnäckig Spukgeschichten.
Nächtliche Schritte, leise Musik oder Gestalten hinter Fenstern: Um manche Burg ranken sich hartnäckig Spukgeschichten. In der Regel gibt es für die "Geisterphänomene" jedoch natürliche Erklärungen, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung in Braubach (Rheinland-Pfalz), Gerhard Wagner, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Wagner lebt mit seiner Familie auf der Marksburg oberhalb von Braubach und machte dort selbst außergewöhnliche Beobachtungen. Für die habe er jedoch Erklärungen gefunden. "Wir fühlen uns auf der Marksburg nicht von Geistern umgeben", beteuerte er.
So seien nächtliche "Schritte" mit der Beschaffenheit alter Holzböden zu erklären. Wenn jemand tagsüber dort entlang gegangen sei und den Boden belastet habe, entspannten sich die alten Balken nachts im selben zeitlichen Abstand wieder. In der Marksburg vernahm Wagner scheinbar auch schon die Klänge eines rauschenden Festes. "Das Phänomen tritt im Sommer auf und ist mit der Thermik im Rheintal zu erklären", sagte er. Die warme Luft steige aus dem Ort nach oben zur Burg und transportiere dabei die Geräusche aus Braubach mit in die Höhe.
Eine vermeintliche Gespenstersichtung konnte er entzaubern, als Wagner zur Zeit seines Zivildienstes auf einer Burg im Sauerland zusammen mit Bekannten eine Gestalt hinter den Gitterstäben eines Burgtores zu sehen glaubte. "Da steht ein Gespenst vor dem Tor", habe man sich zugeraunt. Tatsächlich habe sich jedoch das Licht einer Laterne in den rechteckigen Gitterstäben gespiegelt und eine Sinnestäuschung verursacht. Eine ähnliche Erklärung gibt es laut Wagner wohl auch für eine Beobachtung, die er zusammen mit seiner Frau machte. Beim Blick vom Burgtor auf den Bergfried der Marksburg glaubten sie, eine Gestalt mit Bart und langen, weißen Haaren in einem Turmfenster zu sehen. Wagner vermutet hier eine durch die Anstrahlung der Burg ausgelöste "Licht-Schatten-Wirkung".
Auch bei Burgführungen spiele das Thema eine Rolle. "In Burgen sind die Menschen empfänglicher für Spukgeschichten", meint der Burgvogt der Marksburg. Die Frage nach dem "Hausgeist" tauche des öfteren auf. Burgführer auf anderen Burgen setzten die angeblichen übersinnlichen Phänomene wohl auch bewusst als Spannungselement ein, um eine Führung interessanter zu machen. Auf der Marksburg könne man aber ohne solche "Marketing-Instrumente" auskommen.