"Ein einzigartiges Erlebnis" PlanetSolar begeistert die Welt
02.08.2011, 08:20 Uhr
Der vierköpfigen Crew stehen auf der PlanetSolar 300 Quadratmeter zur Verfügung. Bootskoller ist der Besatzung fremd.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die MS "TÛRANOR PlanetSolar" ist das weltgrößte Solarboot. Bei seiner Reise um die Erde macht es gerade in Manila, Philippinen, Station. Teil der vierköpfigen Crew ist auch der Deutsche Jens Langwasser. Im Gespräch mit n-tv.de erzählt er, wie es ihm an Bord ergeht und warum der Katamaran ein zukunftsweisendes Motorschiff ist.
n-tv.de: Herr Langwasser, wie lange sind Sie schon mit der PlanetSolar unterwegs?
Ich kenne das Boot von "Geburt" an. Es wurde ja in Kiel, bei der Knierim Yachtbau GmbH gebaut, und ich war einer der Projektleiter in der Bauphase. Ich habe die erste Zeichnung gesehen, ich war dabei, als es das erste Mal ins Wasser gelassen wurde, bei allen Testfahrten und bei der Bootsüberführung nach Monaco, dem Ausgangspunkt für die Weltumrundung, von dort aus die ganze Strecke bis nach Australien. Dort bin ich von Bord gegangen, um Heimaturlaub zu machen.
Wie sind Sie zu diesem Abenteuer der Weltumrundung per Solarboot gekommen?
Da ich beim Bau der PlanetSolar von Anfang an dabei war und das Boot in- und auswendig kenne, zudem selbst relativ viel segle, hatte ich gute Voraussetzungen. Der Eigner des Bootes, Immo Ströher, hatte mich dann tatsächlich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei der Weltumrundung dabei zu sein. Da musste ich nicht lange nachdenken. Ich habe mich sehr über das Angebot gefreut.
Welche Begebenheit oder welche Etappe war für Sie die bislang beeindruckendste?
Ankunft in Manila, der ersten Station in Asien. Bis hierher hat der Katamaran bereits 37.000 Kilometer zurückgelegt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Da es eine Fülle von herausragenden Ereignissen gab, kann ich gar nicht sagen, welches davon das wichtigste für mich gewesen ist. So eine Weltumrundung mit dem größten Solarboot der Welt ist an sich schon etwas Einzigartiges. Natürlich gab es besondere Momente, wie zum Beispiel die erste Atlantiküberquerung, mit der wir ja auch als stärkstes Solarboot ins Guinness-Buch der Rekorde gekommen sind. Aber auch die Tatsache, dass Wale und Delfine ganz nah an unser Boot heranschwimmen, weil es einfach keine störenden Geräusche von sich gibt, sind für mich unvergessliche Erlebnisse. Auch die Reaktionen von Einheimischen dort, wo wir vor Anker liegen, sind überaus interessant für mich.
Sie machen also auch Stopps und gehen an Land?
Genau. Für uns ist es nicht wichtig, so schnell wie möglich die Welt zu umrunden. Wir wollen auf unserer Reise zeigen, dass es alternative Möglichkeiten gibt, um sich auf dem Wasser fortzubewegen. Wir wollen den Leuten klarmachen, dass die Solar-Technik funktioniert und dass alternative Antriebsmöglichkeiten nicht mehr die Zukunft, sondern bereits die Gegenwart sind.
Wie viele Menschen sind denn ständig an Bord?
Insgesamt besteht die Crew aus vier Mitgliedern: dem Kapitän, einem Franzosen, außerdem zwei Schweizern und mir. Man braucht auch mindestens vier Menschen, um das Boot auf der See zu steuern.
Hat sich nach mehr als neun Monaten an Bord so etwas wie ein Bootskoller eingestellt?
Nein. Erstens haben wir mit 300 Quadratmetern genug Platz an Bord. Zweitens hat jeder seine eigene Kabine. Insgesamt stehen sechs Doppelkabinen, drei Duschen und drei Toiletten zur Verfügung. Außerdem fahren wir in einem Schichtsystem, so dass wir uns manchmal nur einmal am Tag, nämlich zum Abendessen zu Gesicht bekommen. Und es wird darauf geachtet, dass die Crew-Mitglieder nicht überlastet werden. Jeder bekommt ein paar Wochen Urlaub und kann zu seiner Familie und seinen Freunden nach Hause fahren.
Halbzeit war bei rund 27.000 Kilometern. Im April oder Mai 2012 soll die PlanetSolar wieder in Monaco ankommen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wie verläuft so ein Tag an Bord?
Wir haben ein Wachsystem, bei dem jeder von uns zwei Mal am Tag für drei Stunden das Boot fährt. Das bedeutet, ich stehe morgens auf, gehe zur Wache. Danach frühstücke ich und mache meinen Kontrollgang übers Boot zusammen mit einem technischen Check. Hinzu kommen Wartung und Pflege der PlanetSolar. Dann habe ich circa zwei Stunden Freizeit, und dann geht es zur nächsten Wache, bevor es Abendbrot gibt und schließlich ins Bett geht.
Fahren Sie auch nachts?
Ja, denn wir haben an Bord die Möglichkeit, am Tag bis zu 680 Kilowattstunden in Batterien zu laden. Diese Energie brauchen wir, um auch nachts fahren zu können. Die Kapazität der Batterien liegt bei 1,2 Megawatt. Durch diese Hochleistungsbatterien können wir nicht nur nachts, sondern auch drei Tage lang fahren, ohne durch Sonneneinstrahlung nachzuladen. Das macht uns relativ unabhängig vom Wetter, obwohl es für uns immer besser ist, wenn die Sonne scheint.
Wie schnell ist denn das Solarboot?
Wenn die Sonne scheint, können wir wesentlich schneller fahren als ohne Sonne. Unser Ziel ist es, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fünf Knoten, das sind umgerechnet 9,26 Kilometer pro Stunde, um die Welt zu fahren.
Jens Langwasser: Er leitete das Konstruktionsteam der MS TÛRANOR PlanetSolar bei Knierim Yachtbau in Kiel. Vom Bug bis zum Heck kennt er das Boot in- und auswendig.
(Foto: PlanetSolar)
Sind Sie zufrieden mit Ihrem Solarboot?
Ja, sehr! Wir haben jetzt über 22.000 Seemeilen hinter uns. Zudem gibt es jede Menge elektrische Geräte, wie Kaffeemaschine, Kühlschrank oder eine Salzwasseraufbereitungsanlage an Bord. Das Boot und alle Geräte werden ausschließlich mit Sonnenenergie betrieben. Wir sind in Monaco mit 94 Prozent geladenen Akkus losgefahren und wollen auch mit 94 Prozent geladenen Akkus wieder ankommen, um sagen zu können, alle Energie, die wir verbraucht haben, kam aus der Sonne.
Wie lange werden Sie noch brauchen?
Geplant ist, im April 2012 wieder in Monaco anzukommen. Bis dahin werden wir noch jede Menge Stopps machen, um unser Boot vorzustellen. Wir laden überall, wo wir an Land gehen, die Einheimischen zu unserem Boot ein und zeigen ihnen die Technologie. Viele Kinder und Schüler sind von dem Boot begeistert. Bei diesem Zuspruch kommt es oftmals vor, dass wir länger als geplant an einem Ort bleiben.
Wie wird es für das weltweit größte Solarboot nach der Weltumrundung weitergehen?
Das ist noch nicht klar. Es gibt mehrere Überlegungen - zum Beispiel die, nach der Weltumrundung erst einmal eine Europa-Tour zu machen. Eine andere ist, aus der PlanetSolar ein Basisschiff für Sporttaucher zu machen, das ausschließlich mit Sonnenenergie funktioniert. Eine touristische Nutzung wäre auch bei den Galapagos-Inseln möglich, da es keinerlei Schadstoffe abgibt und somit zu der besonderen Umwelt gut passen würde.
Gibt es schon Bestellungen für weitere Solarboote dieser Art?
Wir haben eine riesige Resonanz auf unser Projekt. Es gibt sehr, sehr viele Interessenten und Anfragen in Bezug auf Solarboote. Ich kann von hier aus nicht sagen, ob es schon Bestellungen für Solarboote gegeben hat. Aber das ist ja auch immer eine Sache des Preises.
Wie viel hat denn der Bau der PlanetSolar gekostet?
Die Kosten für unser Solarboot belaufen sich auf über 12,5 Millionen Euro. Das liegt vor allem daran, dass wir die weltgrößte Lithium-Ionen-Batterie an Bord haben, und außerdem war es nötig, leichte und hochwertige Stoffe zu verbauen. In der PlanetSolar stecken viele Kohlefasermatten. Dazu kommen die 38.000 Solarzellen. So entsteht auch der hohe Preis. Ich bin der Meinung, dass die Preise für die verbauten Materialien in Zukunft sinken und so auch Preise für Solarboote entstehen werden, die durchaus angemessen sind.
Mit Jens Langwasser sprach Jana Zeh.
Quelle: ntv.de