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Auslese im Mutterleib Sandtigerhaie fressen ihre Geschwister

Bereits im Mutterleib startet für die Sandtigerhaie der Kampf ums Überleben. Noch vor der Geburt fressen die stärksten, gerade einmal wenige Zentimeter großen Schlüpflinge ihre schwächeren Geschwister. Der Kannibalismus trage zur Erhaltung der Art bei, behaupten Forscher.

Harter Start ins Leben: Sandtigerhaie müssen sich bereits vor der Geburt gegen ihre Geschwister durchsetzen.

Harter Start ins Leben: Sandtigerhaie müssen sich bereits vor der Geburt gegen ihre Geschwister durchsetzen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zur Fortpflanzung paaren sich Weibchen von Sandtigerhaien mit mehreren Männchen. Doch nur wenige Kopulationspartner zeugen tatsächlich Nachwuchs. Denn in der Gebärmutter fressen die am ehesten schlüpfenden Nachkommen ihre Geschwister auf. Dieser Kannibalismus stelle sicher, dass die fittesten Männchen sich vermehren, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Biology Letters" der britischen Royal Society.

Der bis etwa drei Meter lange Sandtigerhai (Carcharias taurus) lebt in tropischen und subtropischen Ozeanen und auch im Mittelmeer. Auffällig ist das Fortpflanzungsverhalten dieser Haie. Die Weibchen paaren sich mit verschiedenen Männchen. Die befruchteten Eizellen nisten sich dann in einer der beiden Gebärmütter ein. Somit können Embryonen von unterschiedlichen Vatertieren stammen.

Erst die Geschwister, dann die Eier

Wie die Meeresforscher um Demian Chapman von der Stony Brook University in New York ermittelten, sind viele der Paarungspartner nicht die Erzeuger des späteren Nachwuchses. Denn in jeder der zwei Gebärmütter frisst der erste, zunächst nur einige Zentimeter große Schlüpfling zunächst alle Geschwister und dann die unbefruchteten Eier. Bei der Geburt nach neun bis zwölf Monaten sind die beiden Junghaie dann gut einen Meter groß.

Die Meeresforscher untersuchten 15 trächtige Muttertiere, die in Südafrika gefunden wurden. In fünf der Weibchen hatten die ersten Schlüpflinge noch nicht alle Geschwister verspeist. DNA-Analysen des Nachwuchses zeigten, dass alle fünf Weibchen von mindestens zwei Männchen begattet wurden. Bei den übrigen zehn Haiweibchen lebten nur noch die beiden Schlüpflinge. Diese stammten bei vier der zehn Muttertiere von unterschiedlichen Männchen.

Schwache Väter ausgeschlossen

Demnach müssen sich mindestens 9 der 15 trächtigen Weibchen, also etwa 60 Prozent, mit verschiedenen Männchen gepaart haben. Dagegen zeigten die Untersuchungen aller Schlüpflinge, dass 60 Prozent dieser Paare vom gleichen Männchen stammten. Dies zeige, dass der Kannibalismus im Mutterleib manche Erzeuger ausschließe, folgern die Forscher. Das erhöhe die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich die fittesten Sandtiger-Männchen vermehren.

"Der EC (embryonale Kannibalismus) kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass passende oder höherwertige Männchen die Schlüpflinge erzeugen, auch wenn Weibchen nicht fähig sind, die Paarungsrate zu kontrollieren oder die Partnerqualität einzuschätzen", schreiben die Forscher. "EC kann es weiblichen Sandtigern erlauben, die bequeme Polyandrie zu betreiben, nachdem sie sich mit bevorzugten Männchen gepaart haben, ohne in Embryonen von diesen überflüssigen Kopulationen investieren zu müssen." Dieses System zeige, dass der Wettbewerb und die Selektion der Männchen auch noch nach der Befruchtung weiterlaufen könnten.

Quelle: ntv.de, dpa

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