Diskussion über Untersuchungen Vorsorge kann Schaden anrichten
25.05.2014, 14:45 Uhr
Patientin bei einer Mammographie. Foto: Friso Gentsch
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Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig, weil sie helfen, Krankheiten frühzeitig zu entdecken. Sagt man so. Aber stimmt das auch? Dies sei gar nicht so sicher, sagt Ärztepräsident Montgomery. Manchmal könnten Tests sogar schaden.
Hinterfragt den Nutzen von Vorsorgeuntersuchungen: Frank Ulrich Montgomery.
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Alle in Deutschland angebotenen Früherkennungsuntersuchungen gehören nach Ansicht von Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery auf den Prüfstand. "Wir müssen Nutzen und Risiko der Vorsorgeuntersuchungen stärker hinterfragen als bisher", sagte Montgomery der "Berliner Zeitung". Studien zu Screeningprogrammen zeigten, dass sich die Zahl der Todesfälle durch solche Untersuchungen nur marginal senken lasse.
Die Tests erreichten außerdem in der Regel nur die Menschen, die sich ohnehin um ihren Körper kümmerten, sagte Montgomery. Nötig sei eine wissenschaftliche Analyse aller Statistiken, die es zu den Vorsorgeuntersuchungen gebe. In der Wissenschaft wird derzeit intensiv über Sinn und Zweck von Vorsorgetests diskutiert. Umstritten ist demnach etwa der Nutzen der Tastuntersuchung auf Prostatakrebs oder des Hautkrebsscreenings. Auch das Mammographiescreening wird stärker hinterfragt.
Zuvor hatte bereits der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Jürgen Windeler, eine nüchterne Debatte über die Tests gefordert. Bei vielen der angebotenen Untersuchungen lägen Nutzen und Schaden zu dicht beieinander, beispielsweise durch die Strahlenbelastung oder falsche positive Befunde.
Spahn: "Nicht falschen Eindruck erwecken"
Zustimmung kam vom GKV-Spitzenverband, der Interessenvertretung der gesetzlichen Krankenkassen. "Nichts ist in Stein gemeißelt, und jede ärztliche Routine sollte von Zeit zu Zeit hinterfragt werden", erklärte ein Sprecher. Dies gelte auch für Vorsorgeuntersuchungen.
Auch die gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Kordula Schulz-Asche, begrüßte den Vorstoß Montgomerys. Ihm müssten nun aber auch Taten folgen, forderte sie: "Tatsächlich unabhängige, wissenschaftliche Prüfungen von Nutzen und Risiko sind längst überfällig."
Kritisch äußerte sich dagegen der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn: "Wenn die Ärzteschaft den Eindruck erweckte, alle Maßnahmen zur Vorsorge und Früherkennung schadeten, wäre das fatal." Frühzeitig entdeckte Krankheiten könnten viel unnützes Leid vermeiden und Leben retten.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP