Hirnstrukturen genau untersucht Wer viel sitzt, hat viele Läsionen
20.09.2014, 11:39 Uhr
Ein menschliches Gehirn.
(Foto: imago/Science Photo Library)
Regelmäßig in Bewegung zu sein, ist gesund. Das ist allgemein bekannt. Dass es zwischen körperlicher Aktivität und Alterserscheinungen im Gehirn einen Zusammenhang gibt, können Forscher nun beweisen.
Ein bisschen Bewegung am Abend reicht nicht unbedingt aus, um das Hirn effektiv vor Altersschwäche zu schützen. Regelmäßiges stundenlanges Sitzen könne sogar den Vorteil, den ein Mensch durch Sport erlangt, wieder wettmachen. Das berichten US-Forscher im Fachjournal "PLOS ONE".
Das Team der University of Illinois in Urbana-Champaign hatte 88 Menschen im Alter von 60 bis 78 Jahren mit Bewegungssensoren ausgestattet, die diese die meiste Zeit am Tag trugen. Die Probanden waren alle gesund, aber nicht besonders sportlich. Zugleich untersuchten die Forscher Bereiche der weißen Hirnsubstanz. Dieser Teil des Zentralen Nervensystems besteht hauptsächlich aus Nervenfasern.
"Unseres Wissens ist das die erste Studie dieser Art, die die physische Aktivität objektiv misst und zugleich die Gehirnstruktur auf verschiedene Weise untersucht", sagt Erstautorin Agnieszka Burzynska. In ähnlichen Untersuchungen würden Teilnehmer oft über ihr Verhalten befragt, was weit weniger zuverlässig sei.
Läsionen sind im Alter normal
Die Forscher untersuchten die Gehirne der Probanden mit zwei verschiedenen Methoden: Zum einen erfassten sie die altersbedingten Läsionen in der weißen Hirnsubstanz. Diese treten bei fast jedem Menschen im Alter auf, jedoch in unterschiedlicher Größenordnung. Zum anderen beobachteten sie, wie sich Wasser im Hirn verteilt, was Rückschlüsse auf den allgemeinen Zustand der weißen Substanz lässt. Dazu nutzen sie die sogenannte diffusionsgewichtete Magnetresonanztomographie.
Ergebnis: Generell hatten die Gehirne von Menschen, die regelmäßig moderat bis sehr schweißtreibend trainierten, weniger Läsionen der weißen Substanz. Jene, die sich recht häufig leicht bewegten, wiesen einen überdurchschnittlich guten Zustand der weißen Hirnsubstanz in den Schläfenlappen auf. Diese spielt eine Schlüsselrolle beim Verarbeiten von Informationen, beim Erinnerungsvermögen und beim Sprechen.
Ohne Bewegung mehr Degenerationen
Bei denjenigen, die häufig lange saßen, war die weiße Substanz in Regionen um den Hippocampus dagegen überdurchschnittlich stark degeneriert. Die untersuchte Region um den Hippocampus sei für das Lernen und ebenfalls das Erinnern verantwortlich, schreiben die Wissenschaftler. Bei der Auswertung berücksichtigten sie Alter, Geschlecht und die allgemeine Fitness der Probanden.
"Dies legt nahe, dass der physiologische Effekt von zu langem Sitzen - selbst wenn man am Ende des Tages noch eine halbe Stunde trainiert - einen schädlichen Effekt auf das Gehirn hat", schließt Burzynska. Sowohl Bewegung als auch das Vermeiden eines zu bequemen Lebensstils seien im Alter wichtig für das Gehirn.
Allerdings können sie nicht ganz ausschließen, ob umgekehrt auch eine schlechtere Gehirnsubstanz Menschen generell zu längerem Herumsitzen verleiten könnte - etwa wegen Problemen mit dem Gleichgewicht. Das soll nun eine weitere Studie klären.
Quelle: ntv.de, jze/dpa