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"Jeder kann Diagnose stellen" "Pille danach" rezeptfrei?

Herkömmliche Präparate wirken bis zu 72 Stunden "danach".

Herkömmliche Präparate wirken bis zu 72 Stunden "danach".

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die "Pille danach" sollte in Deutschland rezeptfrei abgegeben werden, fordert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Die Einführung eines neuen Präparats, das noch bis zu fünf Tage nach dem Sex wirksam geschluckt werden kann, habe an dieser Einstellung nichts geändert, sagte Ulrich Hagemann, Leiter der Abteilung Arzneimittelsicherheit des BfArM.

Für die Empfehlung wurden rein medizinische Aspekte geprüft. Ethische, moralische oder auch psychologische Fragestellungen seien nicht berücksichtigt worden. Mit den herkömmlichen Präparaten haben Frauen maximal 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr Zeit, eine Schwangerschaft zu verhindern. Sich in diesem Zeitraum ein Rezept zu beschaffen, könne schwierig sein, betonen Befürworter eines rezeptfreien Zugangs.

Ein Kriterium, ein Medikament aus der Verschreibungspflicht zu entlassen, sei etwa, dass der Patient selbst die Diagnose stellen könne, erläuterte Hagemann. Im Fall der "Pille danach" sei dies ungeschützter Sex. Zudem müsse die Einnahme einfach sein und es dürfe keine Wirkungen geben, die der Kontrolle eines Arztes bedürfen - wie dies etwa bei einem Medikament gegen Bluthochdruck sei.

Geprüft wurde auch, ob die Pille bei einer bereits bestehenden Schwangerschaft schädlich für den Fötus ist. Dem sei nicht so, betonte Hagemann. Bestehende Schwangerschaften würden von dem Mittel auch nicht unterbrochen, es wirke nur bis zur Einnistung des befruchteten Eis.

Keine verstärkte Nutzung durch Rezeptfreiheit

Als positiver Aspekt sei zu berücksichtigen, dass mit der "Pille danach" Schwangerschaften sehr junger Frauen vermieden würden, die nachgewiesenermaßen risikoreich seien. Auch verglichen mit einer Abtreibung sei die Einnahme der Pille medizinisch sinnvoller.

Untersuchungen in anderen Ländern zeigten, dass die "Pille danach" nicht verstärkt genutzt werde, wenn sie rezeptfrei erhältlich ist. Zu den Gründen könnten die Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden und der recht hohe Preis zählen, sagte Hagemann. In Deutschland ist die "Pille danach" ab rund 17 Euro erhältlich. Das neue, auch nach fünf Tagen wirkende Präparat "Ellaone" kostet sogar um die 35 Euro.

"Ellaone" bleibe ohnehin an eine Verschreibung gebunden, da es einen neuen Wirkstoff enthalte. "Solche Präparate sind immer rezeptgebunden", sagte Hagemann. Das BfArM ist eine Bundesbehörde, zu dessen Aufgaben die Zulassung von Arzneimitteln und die Risikoüberwachung medizinischer Produkte zählt.

Quelle: ntv.de, dpa

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