Lange-Drama nach Erkältung Letzte Ironman-WM in Nizza entkräftet Triathlon-König völlig
14.09.2025, 17:51 Uhr
Der Ironman tauscht im nächsten Jahr wieder die Sonne von Nizza mit der auf Hawaii.
(Foto: IMAGO/Matthias Wjst)
Es sollte Patrick Langes vierter WM-Triumph werden. Es wurde ein Tag voller Leiden, ohne Titel-Happy-End für den dreimaligen Ironman-Champion. Aber er beendet ihn mit Würde. Der beste Deutsche, Jonas Schomburg, landet auf Rang sechs.
Völlig ausgelaugt musste Patrick Lange gestützt werden, kurze Zeit später lag er mit blassem Gesicht kraftlos in einer Ecke des Zielraums von Nizza. Der 39 Jahre alte und bitter entthronte Titelverteidiger musste behandelt werden. Er hatte alles gegeben über die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen - und nichts gewonnen, außer großer Achtung vor seinem Sportsgeist.
Aus dem Traum vom historischen vierten Ironman-WM-Triumph wurde ein Rennen mit Leid, Schmerzen und einer großen Enttäuschung. Über 22 Minuten nach dem norwegischen Überraschungssieger Casper Stornes, der zuvor noch nie einen Ironman gewonnen hatte, schleppte sich Lange als Neunter ins Ziel, auch noch drei Plätze hinter Jonas Schomburg. Aufgeben wollte Lange aber nicht, als er abgeschlagen und nicht mal unter den Top 30 war vor dem Wechsel auf die Laufstrecke.
Ganz anders Schomburg, der seine beherzt-aggressive Rennstrategie aber auch ein bisschen bezahlen musste. Der 31-Jährige aus Hannover kam bei seiner WM-Premiere dennoch als bester Deutscher von insgesamt acht Profis auf Platz sechs. "Es war ein hartes, ehrliches Rennen", sagte er: "Ich kann mir nichts vorwerfen." Landsmann Lange äußerte sich unmittelbar nach seinem Zieleinlauf nicht. Kurz hatte er noch die Hand nach oben gereckt, dann musste er sich schon abstützen.
Stornes gelingt die Überraschung
Das Podium bei der letzten Titelvergabe in Nizza machten Norwegen unter sich aus - das war nicht total überraschend. Dass der 28 Jahre alte Stornes aber die beiden Ex-Weltmeister Gustav Iden und Kristian Blummenfelt, der sich humpelnd mit Krämpfen ins Ziel rettete, schlagen und mit über zweieinhalb Minuten sowie Streckenrekordzeit gewinnen würde, durchaus.
Für Lange begann der Tag noch mit einem Hingucker: Im Mantel mit pinkem Innenfutter und Leoparden-Optik hielt er sich vorm Start am frühen Morgen zusätzlich warm. Neoprenanzüge waren verboten, das Mittelmeer-Wasser hatte wohlige 25 Grad. So kennt man es auch von Hawaii, wo Lange 2017 und 2018 gewann und nach sechs Jahren 2024 erneut triumphierte und die Männer dann wieder zusammen mit den Frauen nächstes Jahr antreten. Lange wird dann 40 Jahre alt sein.
Die Chance, zu den Ironman-Legenden Dave Scott und Mark Allen mit ihren jeweils sechs WM-Titeln weiter aufzuschließen, wollte er also erst recht schon in Nizza nutzen. Mit vier Titeln wäre er an Jan Frodeno vorbeigezogen und zum erfolgreichsten deutschen Langstrecken-Triathleten aufgestiegen. "Das würde mir die Welt bedeuten. Das ist das, wofür ich mein Leben lang trainiere, wofür ich jeden Morgen aufstehe", hatte Lange vor dem Rennen betont.
Von Beginn an starker Schomburg, strauchelnder Lange
Doch nach einem ruckeligen Start in die Rennwoche mit einer Erkältung lief es schon beim Schwimmen nicht optimal, auf dem Rad erst recht nicht. Vorn machte im Wasser und dann auch in den Bergen dagegen Schomburg viel Druck, Lange kam mit einem Rückstand von über zwei Minuten auf die malerische, aber mit 2400 Höhenmetern kräfteraubende Radstrecke. Und er verlor immer mehr Zeit auf die Spitze. Wegen einer Adduktoren-Entzündung hatte Lange im ersten Jahresdrittel zwei Monate kein Lauftraining absolvieren können, seinen Start in Texas musste er absagen, in Frankfurt beim Heimrennen verpasste er den Sieg, aber auch das Podest deutlich. In Nizza setzte sich die Misere fort.
2019 hatte er bei der WM in Hawaii und dem Versuch, den Titel-Hattrick zu schaffen, auf der Radstrecke gesundheitlich angeschlagen aufgeben müssen. Er hatte danach sogar von Schwindelanfällen berichtet. Diesmal zog er durch und verabschiedete sich vom letzten WM-Rennen in Nizza mit Würde und weltmeisterlichem Anstand. Für den Marathon benötigte er 2:31:33 Stunden.
Als er endlich in der Wechselzone die Laufschuhe anzog, war die Spitze bereits auf dem Rückweg vom Flughafen: 21:08 Minuten waren sie Lange voraus, der auf Platz 32 lag. Vorn schloss kurzzeitig auch Stornes auf. Fast im Gleichschritt rannten sie nun zeitweise zu fünft über die berühmte Promenade des Anglais - das hat es selten so gegeben bei einer Ironman-WM.
Immer wieder zog einer an, und als es Stones auf der zweiten Laufrunde war, konnten seine Trainingskollegen nicht mithalten. Fast alle hatten vor allem Blummenfelt und auch Iden ganz oben auf der Rechnung, doch dann düpierte er die etablierteren Landsmänner und schlug sich auf dem Weg zu seinem größten Erfolg ungläubig die Hände vors Gesicht.
Quelle: ntv.de, Jens Marx, dpa