Im Namen der Rose Duften wie die Medici - im ältesten "Beautysalon"
29.03.2023, 18:12 Uhr
Lenkt von Ess-Gelüsten ab: Ein Likörchen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. (Auf keinen Fall nachmachen, liebe Kinder!)
(Foto: ©FraukeRüth)
In der ältesten Klosterapotheke Europas, Santa Maria Novella in Florenz, wird bis heute das Parfüm verkauft, das einst für Caterina de' Medici kreiert wurde. Und man findet das Rosenwasser im Sortiment, das Mönche einst im Kampf gegen die Pest einsetzten. Tee und Schnaps gibt es auch. Nur Diätpillen, die gibt es nicht.
Es riecht fruchtig nach "Iris Fiorentina" und einem Hauch von Rosen: Wenn man die schwere Holztür passiert, um in den Hauptraum der Klosterapotheke von Santa Maria Novella zu gelangen, fängt es sofort an, köstlich zu duften. Viele Tiegel, Töpfchen und Schalen mit Cremes, Ölen, Parfüm und getrockneten Blüten verbreiten einen dichten Duftteppich.
Unter einer Kuppel mit prachtvollen Fresken befindet sich die antike Verkaufstheke, die wie aus einem Historienfilm anmutet. Beinahe erwartet man, als Erstes Sean Connery in seiner bekannten Mönchskutte anzutreffen. Doch dann ist es nur eine freundliche Angestellte, die einen in der Officina Profumo-Farmaceutica di Santa Maria Novella, der ältesten Apotheke Europas, begrüßt. Einst betrieben hier die Mönche des Dominikanerordens Kräuterkunde und Krankenpflege; Hustensaft und Kopfschmerztabletten sucht man allerdings vergeblich in den holzverkleideten Vitrinen: Heutzutage werden Beauty- und Wohlfühl-Produkte für Menschen - und tatsächlich auch Tiere - angeboten. Darunter auch immer noch die Klassiker, die nach den Rezepturen aus dem Mittelalter im Kloster hergestellt werden.
Santa Maria Novella ist ein Viertel in der Altstadt von Florenz, dessen Herzstück die gleichnamige Piazza und die dort liegende Basilika mit ihrer Renaissance-Fassade aus grünem und weißem Marmor sowie eine Klosteranlage ist. Die Gegend um die Piazza galt lange als das etwas schmuddelige Stiefkind der toskanischen Metropole, bis sie ein groß angelegtes Renovierungsprojekt vor rund zehn Jahren aus dem Abseits holte. Autos und Parkplätze wurden vom Platz verbannt; seither verweilen Einheimische und Touristen gerne dort.
Drumherum siedeln sich neben Reinigungen, Maßschuhläden und den typisch italienischen Alimentari - den kleinen Lebensmittelgeschäften - neue Restaurants, innovative Shops und spannende Hotels an. Es wirkt nicht, als sei die Gegend luxussaniert, vielmehr herrscht eine ausgewogene Mischung aus Neuem und Altem. So richtig altehrwürdig ist allerdings die Klosterapotheke, S.M. Novella, wie sie heute abkürzt wird, aus dem Jahr 1221.
Wie riecht eine Hochzeit?
Damals begannen die Dominikanermönche damit, aus den Kräutern und Pflanzen ihres Klostergartens Arzneien, Balsame und Salben herzustellen. Vor allem wollten sie der Pest Herr werden, die in der Stadt grassierte. Als eines der ersten Mittelchen erfanden sie das Acqua di Rose, ein Wasser aus destillierten Rosen, das bis heute ein Verkaufsschlager ist. Es heilte zwar nicht die Seuche, hatte aber immerhin eine erfrischende Wirkung. Besonders erfolgreich waren die Tinkturen wohl 1334 im Falle des erkrankten Kaufmanns Dardano Acciaioli, den die Mönche mit den Extrakten der Bärentraube behandelten. Nach seiner Genesung finanzierte er ihnen den Bau der Kapelle San Niccolò, in der sich seither die Verkaufsräume der Profumo-Farmaceutica befinden.
Das erste Parfüm, das kreiert wurde, war 1533 gleich für eine zukünftige Königin: Die junge Florentinerin Caterina de' Medici wünschte sich einen Hochzeitsduft für ihre Vermählung mit Heinrich II. von Valois. Sie wählte dazu Renato Bianco aus dem Konvent aus, sie als persönlichen Parfümeur an den französischen Hof zu begleiten. Er schuf das "Acqua della Regina" ("Wasser der Königin"), einen frischen, zitrusartigen Duft. Der europäische Adel war fortan äußerst angetan von den Parfüms aus Florenz - und ist es noch immer: So sollen etwa die britischen Royals ausgesprochen gute Kunden sein. Die Duftkompositionen aus der Klosterapotheke haben darüber hinaus viele andere prominente Fans, darunter Sänger Mick Jagger oder die Schauspielerinnen Nicole Kidman und Catherine Deneuve.
Miau und Wauwau
Die Inhaltsstoffe wachsen alle - bis auf das tropische Gras Vetiver und das ebenfalls in tropischen Gefilden heimische Sandelholz - in den Gärten der Farmaceutica, ein paar Kilometer außerhalb der Stadt. Viele der Rezepturen sind jahrhundertealt und haben sich kaum geändert. Man prüft sie auf dermatologische Standards; keines der Produkte wird jedoch an Tieren getestet. Dafür gibt es Produkte für Tiere, etwa ein Hunde- und Katzen-Shampoo, sowie ein Rosen-Deodorant, beides ohne Alkohol hergestellt, um die sensible Haut von Bello und Mieze nicht zu reizen.
Verschreibungspflichtige Medikamente führt die Apotheke nicht. Dennoch kommen Menschen mit physiologischen Fragen aller Art. Das Personal bleibt stets zugewandt - auch, wenn es nicht für jedes Problem eine Lösung hat. Gerade bittet eine Frau um ein Mittel, das den Hunger am Morgen dämpft, um Pfunde zu verlieren. So etwas habe man leider nicht im Sortiment, flüstert die Verkäuferin bedauernd, aber sie könne einen Tee empfehlen, der in der Früh herrlich schmecke, vielleicht lenke der ja ein wenig vom Gedanken ans Essen ab? Die Kundin kauft den Tee nicht, sondern einen der Liköre, die ebenfalls in den Stätten von S.M. Novella destilliert werden. Sie wirkt zufrieden: ein wenig Alchemie statt Diät.
· Officina Profumo-Farmaceutica di Santa Maria Novella, Via della Scala 16, 50123 Florenz, www.smnovella.com
· Übernachten: 25hours Hotel: Direkt um die Ecke der Basilika Santa Maria Novella liegt das Hotel ruhig an der Piazza di San Paolino in einem historischen Palazzo. Das Design des Hotels wurde inspiriert von Dantes "Göttlicher Komödie"; die Gäste können zwischen den Stilen Inferno mit dunkelroten Zimmern, schwarz-grauer Bettwäsche und Samtvorhängen wählen oder aber der Ausstattung Paradiso mit himmelblau-weißem Design. Es gibt ein hauseigenes Kino und im Restaurant "Paolino" unter der Glaskuppel werden toskanische Speisen geboten, etwa Hühnerleberterrine oder frittierte Zucchini-Blüten. DZ ab 220 Euro, Townhouse mit eigenem Garten, Pizzaofen und Privatpool ab 1500 Euro. Piazza di San Paolino 1, 50123 Florenz. www.25hours-hotels.com
· Stöbern: Todo Modo: In dem hübschen Buchladen findet man eine gut sortierte Auswahl an Klassiker und Neuerscheinungen. Wer möchte, kann auch ein Glas Wein beim Schmökern trinken. Auf der kleinen Bühne im Geschäft finden regelmäßig Theatervorstellungen, Lesungen oder Konzerte statt. Via dei Fossi, 15/R www.todomodo.org
· Shoppen: Loretta Caponi: Nostalgisch-entzückender Wäscheladen, der neben handbestickten Nachthemden aus Leinen, Seide und Baumwolle auch Home-Accessoires wie Tischdecken und Servietten verkauft. Via delle Belle Donne, 28/r, 50123 Florenz. www.lorettacaponi.com
· Restaurant: La Pescatoria. Die florentinische Küche ist eher fleischlastig; eine Alternative ist die farbenfrohe Osteria "La Pescatoria", die – nomen est omen – vorwiegend Fischgerichte serviert, im Herbst etwa Seezunge in Haselnussbutter und Mangold. Unbedingt probieren: Den Nachtischklassiker, ein Tiramisu, das so herrlich fest in einer Tasse daherkommt, dass der Löffel nur widerwillig aus der köstlichen Masse zu gleiten scheint. www.lapescatoria.it
Quelle: ntv.de