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Die Lage in Afghanistan verschlechtert sich von Tag zu Tag. Laut den Vereinten Nationen laufen 97 Prozent der Bevölkerung Gefahr, unter die Armutsgrenze zu sinken.
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Kubra lebt schon jetzt in bitterer Armut. Sie bewohnt mit ihrer achtköpfigen Familie einen einzigen Raum in der afghanischen Provinz Bamiyan. Und ihnen gehen die Lebensmittel aus.
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"Wir haben im letzten Frühjahr zwei Säcke Mehl bekommen, die wir immer noch verbrauchen. Danach müssen wir darauf vertrauen, dass Gott uns helfen wird", sagte die 57-jährige Witwe.
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Schon jetzt leidet über die Hälfte der Afghanen - das sind fast 23 Millionen Menschen - unter extremem Hunger. Fast neun Millionen sind in diesem Winter von einer Hungersnot bedroht.
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Und der Winter bringt ein weiteres Problem mit sich: In Bamiyan kann es bis zu minus 20 Grad kalt werden mit beißendem Wind.
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Weil ihr der Brennstoff gestohlen wurde, muss Kubra nun schauen, wie sie an Heizmaterial kommt. Um die Kälte ein wenig abzuhalten, hat sie den Raum mit Reissäcken ausgelegt …
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… und schützt ihn, so wie auch diese Familie, mit Plastikplanen so gut es geht vor Frost und Schnee.
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Im Frühjahr arbeitet Kubras Familie auf Bauernhöfen. Dort bekommen sie als Lohn kein Geld, sondern Kartoffeln. "Mein Sohn hat früher Metallschrott gesammelt, aber jetzt hat er keine Arbeit mehr", erzählt die Mutter.
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Geschichten wie die von Kubra und ihrer Familie sind in dem Land, das von einer der schwersten Dürre der letzten Jahrzehnte heimgesucht wird und das sich in einer politischen und wirtschaftlichen Krisensituation befindet, immer häufiger zu hören.
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Schon bevor die radikalislamischen Taliban im August 2021 die vom Westen unterstützte Regierung stürzte, war die Wirtschaft stark auf ausländische Hilfe angewiesen.
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Da die internationale Gemeinschaft die Taliban-Regierung nicht anerkennt, gibt es jetzt nur noch sehr wenig humanitäre Unterstützung.
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Die Dürre und der jahrzehntelange Krieg haben die Afghanen zermürbt. Viele waren zur Flucht in stabilere Regionen gezwungen - wie zum Beispiel Bamiyan.
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Außerhalb von Afghanistan ist Bamiyan für seine buddhistischen Stätten bekannt. Zwei der imposantesten Buddha-Statuen hatten die Taliban vor 20 Jahren gesprengt.
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Seit der Taliban-Offensive im August bleiben Besucher nun aus.
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Nach eigenen Angaben sind sich die Taliban des Problems der Armut bewusst. Ihrer Meinung nach ist die dramatische Situation in dem Land zum Teil auf die Auswirkungen von mehr als vier Jahrzehnten bewaffneter Konflikte und Misswirtschaft zurückzuführen.
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Die Krise, mit der Afghanistan in diesem Winter konfrontiert ist, hat inzwischen ein Ausmaß erreicht, wie es seit mindestens 20 Jahren nicht mehr der Fall war. Damals waren die Taliban mit Hilfe der USA gestürzt worden.
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Jetzt sind die Taliban wieder an der Macht und das afghanische Finanzsystem steht vor dem Kollaps, die Landeswährung hat eine erhebliche Abwertung erfahren.
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Währungsreserven der afghanischen Zentralbank im Ausland wurden eingefroren, regelmäßige Bargeldlieferungen in das Land sind damit eingestellt - und so wird das Geld knapp.
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Die internationale Gemeinschaft stellt Hilfe für Afghanistan in Aussicht. Im Gegenzug fordert sie von den Taliban, grundlegende Menschenrechte zu gewährleisten.
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Darunter fällt zum Beispiel auch die Aufhebung der massiven Einschränkungen für Frauen. Sie sollen wieder arbeiten und studieren und Mädchen wieder zur Schule gehen können.
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Ein Taliban-Sprecher kündigte an, dass die Regierung langsam den Unterricht für Mädchen öffnen wolle. Zudem versprach er eine Amnestie für ehemalige Regierungsbeamte.
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Während weiterhin um Hilfe für die Menschen gerungen wird, sind Afghanen wie Sayed Yassin Mosawi und seine Familie ganz akut in Not.
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"Im Winter leihen wir uns normalerweise in Geschäften oder beim Bäcker, was wir brauchen, und zahlen den Kredit nach zwei oder drei Monaten zurück, wenn die Arbeitsituation wieder besser wird", sagt Mosawi, der auf einem Markt als Träger arbeitet.
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In den Wintermonaten sinkt sein Einkommen auf 30 bis 50 Afghani (umgerechnet 0,30 bis 0,50 Dollar) pro Tag.
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"Es hat große Veränderungen gegeben", so Mosawi. "Seit die Taliban die Macht übernommen haben, gibt es keine Arbeit mehr, die Preise sind gestiegen, die Menschen haben das Land verlassen. Wir haben nichts mehr."
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Um eine humanitäre Katastrophe in Afghanistan und in Nachbarländern mit afghanischen Flüchtlingen abzuwenden, sind laut Angaben der Vereinten Nationen 4,5 Milliarden Euro nötig.
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Es ist der größte humanitäre Spendenaufruf, den die UN jemals für ein Land verfasst haben. (kse/rts)
Hunger, Kälte, Hilflosigkeit Afghanen stürzen ungebremst in die Armut
Millionen Menschen leben in Afghanistan in einer akuten Notlage. Sie haben weder Geld noch Arbeit. Jetzt im kalten Winter gehen vielen die Lebensmittel aus - so wie der 57 Jahre alten Kubra und ihrer achtköpfigen Familie. Hilfe ist vorerst nicht in Sicht.
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