1 / 23
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Es waren bereits gefährliche Zeiten, als die jüdische Familie Margulies aus Nazi-Deutschland floh. Im März 1939 schaffte es Vater Menashe Margulies, Textilhändler aus Chemnitz, Visa für die Niederlande zu bekommen. Der 15-jährige Sohn Szalay sollte in Berlin eigentlich Schiffskarten kaufen.
2 / 23
(Foto: dpa)
Stattdessen ergatterte er für 2544 Reichsmark vier Flugtickets der Lufthansa von Berlin nach Haifa. Blieb noch ein großes Hindernis: Das Familienklavier sollte keinesfalls zurückbleiben. Tatsächlich gelang es den Flüchtenden irgendwie, das Instrument nach Palästina zu verschiffen.
3 / 23
(Foto: AP)
84 Jahre später ist das Piano zurück in Deutschland. Zum diesjährigen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird es in der Ausstellung "Sechzehn Objekte" im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags zu besichtigen sein.
4 / 23
(Foto: picture alliance/dpa)
Es sind 16 Stücke aus einer Sammlung von 42.000 Artefakten der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Die Gedenkstätte hatte in den 1990er Jahren aufgerufen, diese Gegenstände zur Verfügung zu stellen. (Im Bild die Dauerausstellung in Yad Vashem)
5 / 23
(Foto: picture alliance/dpa)
Diese bringt zu ihrem 70-jährigen Bestehen erstmals eine kleine Auswahl in das Land, in dem ihre Besitzer einst zuhause waren, aus dem sie vertrieben oder verschleppt und ermordet wurden.
6 / 23
(Foto: AP)
Es ist eine berührende Rückkehr nach einer sehr langen Reise. (im Bild das Ewige Feuer in Yad Vashem) Der damals 15-jährige Szalay, heute Shlomo, geboren 1923, hat in Israel überlebt.
7 / 23
(Foto: AP)
"Es ist wichtig zu zeigen, dass zwischen jedem einzelnen Objekt und Deutschland eine Verbindung besteht", sagt der Leiter von Yad Vashem, Dani Dajan.
8 / 23
(Foto: dpa)
Zur Eröffnung der Ausstellung und zu politischen Gesprächen kommt der 67-Jährige zum ersten Mal in seinem Leben nach Deutschland. Er hatte sich eigentlich geschworen, nie deutschen Boden zu betreten - um nie zu vergessen, was mit jüdischen Menschen in Deutschland passiert sei. "Es hatte nichts mit Hass zu tun, es hat nur mit Erinnern zu tun", sagt Dajan. Doch sei es der "gleiche Grund, der mich jetzt nach Deutschland bringt: das Erinnern".
9 / 23
(Foto: AP)
Wenn man geht, unter Zwang, wahrscheinlich für immer, was nimmt man mit? Für die 1937 geborene Lore Stern aus Kassel war es ihre Puppe Inge, ...
10 / 23
(Foto: dpa)
... die 1941 mit ihr nach Portugal und schließlich in die USA reiste.
11 / 23
(Foto: AP)
Von dort wanderte Lore Stern 1991 nach Israel aus ...
12 / 23
(Foto: AP)
... und mit ihr die Puppe.
13 / 23
(Foto: AP)
Als der Hamburger Leon Cohen ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde, wollte er auf eines nicht verzichten: seinen selbst gefertigten Thora-Schrein. Als ihn die Nazis weiter nach Auschwitz verschleppten, ließ Cohen den Schrein dann doch zurück. Die Leiterin eines Kinderheims verwahrte ihn. So kam der Schrein nach Yad Vashem und nun nach Berlin.
14 / 23
(Foto: picture alliance / Mary Evans Picture Library)
In der Ausstellung steht er ganz in der Nähe einer Vitrine mit einem unscheinbaren Fetzen Stoff - ein Fragment der Fahne des Jugendbunds Maccabi Hatzair. Als Mitglieder des Bundes 1943 deportiert werden sollten, zerrissen sie die Fahne und versprachen sich gegenseitig, sie wieder zusammenzusetzen, wenn sie sich in Israel wiedersähen. Eine von ihnen, Anneliese Borinski, schaffte es tatsächlich, ihr Stück Stoff im Vernichtungslager Auschwitz und auf einem Todesmarsch bei sich zu behalten. Sie war die einzige, die ihren Teil der Fahne nach Israel bringen konnte.
15 / 23
(Foto: AP)
"Wir sind in einem Wettlauf gegen die Zeit", sagt Yad-Vashem-Leiter Dajan. "Wenn die Zeitzeugen nicht mehr unter uns sind, dann müssen wir sicherstellen, dass wir ihre Erinnerung weitertragen." (Im Bild der Koffer mit dem Namen und dem Geburtsdatum von Selma Sara Vellemann aus Bremen.)
16 / 23
(Foto: picture alliance/dpa/Yad Vashem)
Die Exponate haben oft berührende Geschichten. Zum Chanukkahfest 1931 fotografierte Rahel, die Frau des Rabbiners Dr. Arthur später Akiba Posner, den Chanukkah-Leuchter der Familie vor dem Hintergrund des gegenüberliegenden Gebäudes, das mit Nazifahnen geschmückt war.
17 / 23
(Foto: AP)
1933 gelang der Familie mit drei Kindern die Flucht nach Israel, wo die Nachkommen von Rahel und Akiba Posner noch immer ihre Channukah-Kerzen darin entzünden.
18 / 23
(Foto: AP)
Bis 1938 lebte die jüdische Familie Rapoport in Hannvover. Die Spur des Vaters Moritz verliert sich in Polen, Tochter Resi (heute Varda) wurde nach England geschickt, 1944 wurde Paul, der jüngste Sohn, nach Auschwitz, Miriam und ihre Kinder Paula und Siegfried nach Stutthof deportiert. Von dort schrieb der elfjährige Siegfried der Mutter. Er starb 1945 auf einem Todesmarsch. Von der Familie überlebten nur Paula und Varda den Krieg.
19 / 23
(Foto: AP)
Auch Eva Bachrachs Adoptiveltern gelang es, das Mädchen aus Essen auf einen Kindertransport nach England zu schicken. 1942 wurden Jenni und Hermann Bachrach deportiert und ermordet. 1952 übergab der Anwalt ihrer Adoptiveltern Eva, die heute Hava Markowitz heißt, einige persönliche Gegenstände, darunter die Abendtasche von Jenni Bachrach.
20 / 23
(Foto: dpa)
Josef Wolf aus Greifswald gelang mit seiner Frau Charlotte und Jutta über Frankreich und England die Flucht nach Südamerika. Weil Uruguay seine Grenzen für Flüchtende bereits geschlossen hatte, blieben sie in Bolivien, wo Josef Wolf im Alter von nur 49 Jahren starb. Charlotte und Jutta gingen 1950 nach Uruguay und von dort später nach Israel. Seien Aktentasche hatte Wolf bei allen Internierungen und auf der Flucht immer bei sich.
21 / 23
(Foto: dpa)
Marion Feiner aus Erfurt hielt in ihrem Tagebuch von 1935 bis zur Flucht 1938 ihren Alltag fest. Zusammen mit ihrer Schwester Charlotte gelangte sie nach Israel, die Eltern, Joseph und Adela Feiner, wurden deportiert und in Lemberg ermordet.
22 / 23
(Foto: AP)
"Ich wollte natürlich ganz unterschiedliche Objekte haben, nicht nur jüdische Artefakte", sagt Ruth Ur, die Kuratorin der Ausstellung und Geschäftsführerin des deutschen Freundeskreises von Yad Vashem.
23 / 23
(Foto: AP)
"Es geht nicht um jüdische Menschen, es geht um Deutsche in erster Linie." (sba, mit dpa)
Objekte aus Yad Vashem Ausstellung zeigt "Woran das Herz hing"
In den 1990er Jahren initiiert die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem eine Sammelaktion, um Objekte von Zeitzeugen zu bekommen. Zu ihrem 70-jährigen Bestehen werden nun erstmals einige ihrer Artefakte in Deutschland gezeigt. 16 Objekte aus 16 Bundesländern von Menschen, die hier einst zu Hause waren.
ntv Nachrichtenfernsehen
ntv.de Dienste
Software
Kooperationspartner
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen