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Dass sich Meeresküsten unter dem Einfluss von Wind, Wellen und Gezeiten verändern, ist eigentlich ein ganz normaler mechanisch-physikalischer Vorgang.
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Doch der Klimawandel verstärkt und beschleunigt die Küstenerosion - durch den steigenden Meeresspiegel, einen höheren Wellendruck und immer heftigere Stürme.
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Das bekommen auch Menschen zu spüren, die in Küstennähe wohnen. Schon jetzt gibt es Dörfer und Städte, an denen das Meer unerbittlich nagt. Einer dieser Orte ist …
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… Happisburgh. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden in der 1400-Einwohner-Gemeinde im englischen Norfolk ...
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(Foto: imago images / Nature Picture Library)
... mindestens 35 Häuser von der Nordsee verschlungen.
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(Foto: imago/Nature Picture Library)
Am Strand unterhalb des Ortes soll eine Flutschutzanlage die Wucht des Wassers mindern. Teile davon ...
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… sind inzwischen allerdings baufällig, während sich die Extremwetterereignisse häufen. Die Bewohner von Happisburgh fühlen sich schon lange im Stich gelassen.
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Im März 2021 gab die Regierung bekannt, dass 150 Millionen Pfund investiert werden sollen, um in 25 Gebieten den Hochwasserschutz zu verbessern.
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Denn die Ostküste Großbritanniens erodiert so schnell wie sonst kaum eine andere Küste in Europa. Immer wieder stürzen Gebäude ins Meer oder müssen auch Sicherheitsgründen abgerissen werden.
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Ein Bericht der britischen Umweltbehörde legt nahe, dass Orte wie das historische Happisburgh mit seinem Leuchtturm aus dem Jahr 1790 vermutlich im Laufe des Jahrhunderts aufgegeben werden müssen.
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Auch in Hemsby, etwa 30 Kilometer südlich von Happisburgh, führen die Menschen ein Leben an der Abbruchkante.
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2013 stürzte bei einer Sturmflut ein Teil einer Klippe ein, sieben Häuser wurden zerstört.
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Als die Küstenlinie 2018 während eines Unwetters auf einer Länge von etwa 30 Metern wegbrach, stürzten weitere Häuser ein oder wurden unbewohnbar.
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Das Haus von Lance Martin ist jetzt das letzte in einer Reihe von ehemals 13 Gebäuden. Weil es an einer Stelle bereits über dem Meer hing, ließ er es von der Kante wegziehen und errichtete am Strand als Schutz eine Steinbarriere.
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Aber das Meer frisst sich weiter ins Land hinein. Inzwischen ist der Hintereingang von Martins Haus nur noch sechs Meter von der Kliffkante entfernt. Jeder neue Sturm bedeutet eine massive Gefahr.
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Wie Großbritannien hat auch Frankreich mit der Erosion seiner Küste zu kämpfen. Beispielhaft steht dafür der 2800-Einwohner-Ort Soulac-sur-Mer im Département Gironde, dem sich der Atlantik immer weiter nähert.
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Das Symbol für diesen Landverlust ist der Wohnkomplex "Le Signal". Als er Mitte der 1960er-Jahre erbaut wurde, war das Meer noch 200 Meter weit entfernt. Inzwischen ist der Strand auf zehn Meter herangerückt.
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Nachdem 2014 mehrere Stürme an der Atlantikküste gewütet hatten, wurde das Gebäude evakuiert - ...
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… und zwar für immer: Eine Rückkehr für die Bewohner ist ausgeschlossen.
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"Das Meer hat gesiegt!" steht an der Wand dieser Wohnung.
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Inzwischen droht der Betonbau umzukippen und soll abgerissen werden.
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Gefährdet ist auch die Küste von Australien. Nördlich von Sydney kommt es immer wieder zu Klippenabbrüchen.
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Die Brandung vor dem Bundesstaat New South Wales war im Juli 2020 tagelang so extrem, dass Teile der Küste dem nicht standhielten.
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(Foto: picture alliance/dpa/AAP)
In Wamberal wurden dabei Häuser beschädigt. Die Küstenerosion macht den Bewohnern des Ortes schon lange zu schaffen.
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Vier Jahre zuvor traf ein Sturm Collaroy schwer.
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Die Uferkante wurde auf einer Breite von 50 Metern weggespült und etliche Häuser nahmen Schaden.
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Im US-Bundesstaat Kalifornien könnte sich die Küstenlinie laut einer Studie an einigen Stellen bis zum Ende des Jahrhunderts um rund 40 Meter landeinwärts verschieben.
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Besonders akut ist die Stadt Pacifica betroffen. Dort bröckelt die Sandsteinküste jedes Jahr Stück für Stück weg.
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2016 wüteten gleich mehrere schwere Stürme und rissen Teile der Steilküste ab. Dieses Wohngebäude stand danach gefährlich nahe am Abgrund. Es wurde evakuiert und anschließend abgerissen.
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Einer der ersten Orte, der dem Klimawandel komplett zum Opfer fallen könnte, ist Shishmaref auf der Insel Sarichef in Alaska.
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(Foto: imago/ZUMA Press)
Das Dorf, in dem etwa 600 Inupiat leben, ist dem Untergang geweiht, …
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(Foto: imago images/ZUMA Wire)
… denn Alaska erwärmt sich schneller als der Rest Amerikas, der Permafrost taut und der steigende Meeresspiegel höhlt die Insel aus.
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Und so zieht die Erderwärmung den Einwohnern quasi den Boden unter den Füßen weg. Immer wieder stürzen Holzhütten ins Meer.
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Schon zweimal - 2002 und 2016 - stimmten die Einwohner von Shishmaref für eine Umsiedlung. Bisher ist nichts passiert, da die Frage der Finanzierung nicht geklärt werden konnte. Apropos Umzug, ...
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… den erwägt auch die immer wieder von starken Monsunregen und Überschwemmungen geplagte Mega-City Jakarta.
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Kein anderer Ort auf der Welt sinkt so schnell wie die Hauptstadt Indonesiens und seine Metropolregion mit insgesamt 32 Millionen Einwohnern.
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Während der Meeresspiegel stetig steigt, sackt die Stadt bis zu 20 Zentimeter pro Jahr ab. Dieses Haus steht schon etwa einen Meter unter dem Straßenniveau. Schuld daran sind sowohl der Klimawandel, als auch künstliche Landgewinnung und eine Ausbeutung des Grundwassers.
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(Foto: picture alliance/dpa)
Diese Moschee im Viertel Muara Baru ist bereits dauerhaft in den Fluten versunken. Eine Mauer, hier rechts zu sehen, ...
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... soll die Überschwemmung weiterer Stadtteile verhindern.
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Bis 2050 könnten Experten zufolge 40 Prozent der Stadt unter dem Meeresspiegel liegen. Der Norden Jakartas, wo vor allem arme Menschen leben, wäre dann komplett überschwemmt und unbewohnbar.
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Bisher gibt es kein Gesamtkonzept, um die Stadt vor dem Untergang zu retten, und die Behörden denken darüber nach, die Hauptstadt von Java auf die Nachbarinsel Borneo zu verlegen.
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Die Gefahr, mit der die Bewohner von Jakarta über Happisburgh bis Shishmaref leben, ist ein Vorbote dessen, was der Menschheit drohen könnte.
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Laut einer aktuellen Studie wird selbst das im Pariser Klimaabkommen festgesetzte 1,5-Grad-Ziel nicht verhindern, dass der Meeresspiegel über Jahrhunderte hinweg weiter steigt. Sollte sich die Erde um zwei Grad erwärmen, ...
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(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
... könnten Schätzungen zufolge mindestens eine halbe Milliarde Menschen ihr Zuhause an das Meer verlieren.
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(Foto: picture alliance / AP Photo)
Und die Maßnahmen, zu denen sich die einzelnen Staaten verpflichtet haben, laufen sogar auf eine Erwärmung von etwa 3 Grad hinaus. (kse)
Leben an der Abbruchkante Orte, die vom Meer verschlungen werden
Der Wasserspiegel steigt, die Küsten erodieren. Was abstrakt klingt, ist für viele Menschen von Großbritannien über Alaska bis nach Indonesien bereits gefährliche Realität. Ihnen bricht das Zuhause buchstäblich unter den Füßen weg.
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