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9. November 1989. Die Nachricht erreicht Helmut Kohl, Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, bei einem Besuch in Warschau. Mit den Worten "Herr Bundeskanzler, im Augenblick fällt gerade die Mauer", soll ihn ein enger Vertrauter vom historischen Geschehen in Berlin unterrichtet haben.
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Einen Tag später spricht Kohl vor dem Schöneberger Rathaus in West-Berlin. Doch die Menge, etwa 20.000 Menschen aus Ost und West, pfeift ihn aus. Recht glücklos gerät auch das gemeinsame Singen der Nationalhymne der anwesenden West-Politiker Kohl, Willy Brandt und Walter Momper.
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Doch schon bald gelingt es Kohl, den Wunsch nach Vereinigung in der DDR für sich zu nutzen: Bei einem Treffen mit dem DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow bittet der ihn um Unterstützung. Doch Kohl lässt Modrow abblitzen. Schon am Vortag hat er ein Zehn-Punkte-Programm vorgestellt zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas.
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Nach der ergebnislosen Unterredung mit Modrow tritt Kohl vor der Ruine der Dresdner Frauenkirche auf. Die Stimmung ist aufgeladen. Der Bundeskanzler absolviert einen Drahtseilakt, um sie nicht noch weiter anzuheizen.
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Die ersten freien Wahlen in der DDR stehen an: Kohl setzt seine wachsende Popularität im Wahlkampf ein für die "Allianz für Deutschland" unter Führung der Ost-CDU. Hier bei einem umjubelten Auftritt in Erfurt am 20. Februar 1990.
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Am 18. März 1990 siegt die "Allianz für Deutschland" aus CDU, DSU und Demokratischem Aufbruch. Lothar de Maizière wird Ministerpräsident.
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(Foto: imago/Stana)
Seine stellvertretende Regierungssprecherin fortan: Angela Merkel. damals noch Mitglied im Demokratischen Aufbruch, der jedoch im Sommer 1990 mit der CDU fusioniert.
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Am 1. Juli 1990 wird die Währungsunion verwirklicht.
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In Ost-Berlin konstituiert sich die Treuhandanstalt, die für die "Abwicklung" der 8000 Volkseigenen Betriebe (VEB) zuständig ist. Millionen Menschen verlieren ihre Arbeit.
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Am 31. August 1990 unterzeichnen Innenminister Wolfgang Schäuble und DDR-Staatssekretär Günther Krause den Einigungsvertrag.
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Am 3. Oktober vollzieht sich die Wiedervereinigung offiziell. Die DDR tritt der Bundesrepublik Deutschland bei.
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Kohl geht als Kanzler der Einheit in die Geschichte ein. Lothar de Maizière wird in seiner Regierung "Minister für besondere Aufgaben".
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(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Nun bleibt wenig Zeit: Das vereinigte Deutschland braucht eine Regierung. Für den 2. Dezember 1990 stehen die ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen an. Die Parteien kämpfen auch um die Stimmen der etwa zehn Millionen Wahlberechtigten aus der ehemaligen DDR.
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(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Der Saarländer Oskar Lafontaine tritt als SPD-Kanzlerkandidat gegen Helmut Kohl an. Er ist gegen eine vorschnelle Wiedervereinigung, warnt vor Arbeitslosigkeit, Steuererhöhungen, Staatsverschuldung und "nationaler Besoffenheit".
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Helmut Kohl verspricht den Menschen dagegen "blühende Landschaften".
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(Foto: imago/photothek)
Der populäre Außenminister Hans Dietrich Genscher wirbt für die FDP.
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(Foto: imago/WEREK)
Das Anfang des Jahres in der DDR gegründete Bündnis 90 hat sich mit der Partei der Grünen zusammengeschlossen. Der "Klimazug" als deren Wahlkampfmotto hält hier in Erfurt.
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(Foto: imago/Detlev Konnerth)
Für die PDS, die Anfang des Jahres aus der DDR-Einheitspartei SED hervorgegangen ist, kämpft Gregor Gysi.
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(Foto: picture alliance / dpa)
Der Urnengang am 2. Dezember ist einmalig: Deutschland ist in ein Ost- und ein Westwahlgebiet unterteilt. Für den Einzug ins Parlament genügen fünf Prozent der Zweitstimmen in einem der beiden Wahlgebiete.
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(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Einiges von dem, wovor Lafontaine im Wahlkampf gewarnt hat, wird sich später als wahr erweisen. Doch gegen die Versprechungen Helmut Kohls hat er keine Chance: Lafontaine fährt mit 33,5 Prozent das schlechteste Ergebnis für die SPD seit 1957 ein.
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(Foto: imago/Hermann J. Knippertz)
Die 43,8 Prozent der gesamtdeutschen Stimmen, die Helmut Kohl für die CDU/CSU holt, sichern ihm sein politisches Überleben, ....
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... nachdem er im Sommer 1989 noch in der eigenen Partei hart in der Kritik gestanden hatte. Doch Ende 1990 ist Kohl auf dem Höhepunkt seines Ansehens.
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(Foto: imago images/Sven Simon)
Im Januar 1991 präsentiert der Kanzler das erste gesamtdeutsche Kabinett.
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(Foto: imago/Rainer Unkel)
Nicht mehr dabei: Lothar de Maizière. Nach Vorwürfen, er habe als inoffizieller Mitarbeiter (IM) für die DDR-Staatssicherheit gearbeitet, bittet er um Entlassung aus dem Ministeramt.
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(Foto: imago stock&people)
Neu dabei: Angela Merkel, im Amt der Bundesministerin für Frauen und Jugend.
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(Foto: imago stock&people)
In dem kleinen Ministerium hat Merkel zunächst wenig Kompetenzen. Nach der Wahl 1994 wird sie für vier Jahre Umweltministerin. Nach den Oppositionsjahren der CDU von 1998 bis 2005 kann sie ihre Kompetenzen dann nochmals drastisch ausweiten: als Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland.
2. Dezember 1990 Als Ost und West gemeinsam wählten
Nach solchen Regeln wie am 2. Dezember 1990 hat Deutschland seitdem nie wieder gewählt: aufgeteilt in zwei Wahlgebiete - Ost und West. Nur in einem der beiden müssen die Parteien fünf Prozent holen, um ins Parlament zu kommen. Lafontaine warnt vor "Nationaler Besoffenheit", Kohl verspricht "Blühende Landschaften".
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