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Libyen, im Frühling 2011: Mädchen aus einer Schule nahe Tripolis trainieren für ihren Militäreinsatz an der Seite von Diktator Gaddafi.
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Die älteren sind gerade mal 15 Jahre alt, für unsere Kameras haben sie sich verschleiert. Man spürt, dass sie keine Erfahrung im Umgang mit Waffen haben, ...
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... an ihrer Entschlossenheit lassen sie jedoch kaum Zweifel. "Allah, Muammar, Libyen - ein Volk".
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Selbst die ganz Kleinen stehen nicht abseits. Fragende Blicke aus großen Augen. Die Szenerie wird gespenstisch.
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Weiß Gaddafi eigentlich, was er dieser Generation antut? Und wie diese Bilder wirken? Kindersoldaten - für wen und welche Sache eigentlich?
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In einer Schule für Mädchen treten alle Schülerinnen zum Appell an. Nach der Nationalhymne auf den Bruder Führer einschwörende Sprechchöre.
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Die Propaganda- und Machtmaschinerie funktioniert hier, im Westen des Landes, noch perfekt. Die Schülerinnen wirken absolut überzeugt von der Richtigkeit ihrer Sache an der Seite Gaddafis ...
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... - fast alle, Skepsis und nachfragende Blicke bei den Jüngeren. Der Bürgerkrieg zieht einen langen Schatten über die nachwachsende Generation, ...
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... aber vor den westlichen TV-Kameras sollen alle Zweifel zerstreut werden. Sie alle wollen ins Bild, laut und selbstbewusst.
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Über dem Gymnasium wird die grüne Fahne der Jamahiriya geschwenkt, das Symbol der sogenannten Volksherrschaft Gaddafis.
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Unterwegs Richtung Süden, vorbei an einem von NATO-Luftangriffen zerstörten Militärkomplex ...
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... zum Stamm der Tarhuna. Es gibt 140 Stämme in Libyen. Viele haben sich inzwischen von Gaddafi abgewendet. Die Tarhuna gehören nicht dazu.
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Die Leute hier verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau von Oliven. Während der Kolonialzeit haben die Italiener die Region zu einer Hochburg der Olivenproduktion in Libyen entwickelt.
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Jetzt lassen sich hier auch die Alten ausbilden, um im Kampf gegen die Rebellen für ihren Bruder Führer Gaddafi zu kämpfen.
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Für die Tarhuna sind die Rebellen Terroristen und von der Al-Kaida unterwandert.
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Ein paar Kilometer weiter hinein in die Steppe, die die nahe Wüste erahnen lässt. Viele Freiwillige üben hier für den Ernstfall: Lehrer, Anwälte, Studenten und Bauern aus der Umgebung.
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Schießtraining unter Anleitung von Armeeausbildern. Dass sie von Gaddafi Geld und ein Auto bekommen, wenn sie sich als Freiwillige melden - das weisen sie zurück, das seien böse Gerüchte.
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Vor allem der Umgang mit schwereren Waffen fällt den Freiwilligen schwer. Erfahrene Kämpfer wie diese gibt es in der Truppe nur wenige.
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Ungelenk wirken die Schussübungen mit der Panzerfaust. Oft geht der Schuss gar nicht los ...
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... und wenn dann endlich doch, wird er lautstark bejubelt. "Allahu Akhbar" - "Allah ist groß".
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Die Tarhuna sind überzeugt, dass sie die richtige Seite unterstützen.
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In Tripolis ist vom Bürgerkrieg nicht viel zu spüren. Im Zentrum, auf dem Grünen Platz, wird Optimismus zur Schau gestellt.
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In der Altstadt, im Basarviertel laufen die Geschäfte so gut wie vor Ausbruch der Unruhen und des Bürgerkrieges im Februar. Die Geschäfte sind gut gefüllt. Die Händler sind zufrieden.
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Nur zwei Wochen brodelte der Widerstand auch in der Hauptstadt, inzwischen haben die Sicherheitskräfte Gaddafis alles wieder im Griff. Normalität ist angeordnet, wie hier in diesem Café ...
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... und auch beim Pizzabäcker um die Ecke. Hier in der Hauptstadt gibt es keinen Mangel an Lebensmitteln und Zutaten.
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Auch Benzin, außerhalb von Tripolis sehr knapp, gibt es ausreichend. Wer kann, der fährt weiter Auto. Die beiden Kinder haben unsere Kamera entdeckt.
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Im Stadtviertel Fashloum kochte der Widerstand am stärksten. Viele schauen nur noch BBC oder CNN, dem staatlichen Fernsehen misstrauen sie längst. Reden wollen trotzdem nur wenige, die meisten haben Angst.
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Auf dem Weg nach Al Zawiyah, eine Auto-Stunde westlich von Tripolis ...
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... vorbei an langen Schlangen vor den Tankstellen, hier ist der Benzin-Mangel deutlich spürbar. In Libyen gibt es viel Öl, aber kaum Raffinerien, Sprit muss importiert werden. Mit dem Embargo gegen Libyen ist er knapp geworden.
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Zwei Wochen lang hatten die Rebellen die Stadt in ihrer Hand, bevor die Gaddafi-Truppen einmarschierten und die Stadt zurückeroberten.
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Die Spuren der Zerstörung sind noch überall deutlich zu sehen, die Straßen wirken leer. Viele sind nach den Kämpfen zu Verwandten in den umliegenden Dörfern geflüchtet.
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Hier auf diesem Platz stand Anfang März noch eine Moschee, in die sich die Rebellen zurückgezogen hatten. Gaddafi-Truppen haben das Gotteshaus beim Sturm komplett dem Erdboden gleichgemacht.
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Rund um den Platz, wo einst die Moschee stand, sind Sicherheitskräfte postiert. Auf der Windschutzscheibe ein Gaddafi-Foto.
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Doch nicht mehr alle trauen dem Diktator noch zu, den Konflikt politisch zu überleben. In Al Zawiyah sehen wir erstmals Poster mit dem Bild von Sohn Saif Al-Islam, der seinen Vater beerben könnte. Aber auch er gilt als Hardliner.
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Auf dem Weg zurück nach Tripolis sehen wir Flugabwehrkanonen. Den NATO-Flugzeugen, die ihre Luftangriffe auf die Hauptstadt seit Mitte April intensiviert haben, könne sie aber nicht gefährlich werden.
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Auf dem Flughafen von Tripolis wird eine Delegation der Afrikanischen Union erwartet. Sie will einen Waffenstillstand und anschließende Verhandlungen vermitteln. Begrüßt wird sie mit Folklore ...
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... und von Pro-Gadaffi-Demonstranten. Sie trauen der Afrikanischen Union mehr als der NATO und der Kontaktgruppe, die zeitgleich in Doha tagt. Dennoch scheitert die Vermittlung.
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Auf dem Flughafen zur Begrüßung angetreten ist auch ein Teil der berüchtigten weiblichen Leibgarde des Diktators.
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Am 25. Jahrestages des missglückten US-amerikanischen Angriffs auf die Gaddafi-Residenz Bab Al Aziziyah am 15. April 1986 spricht Tochter Aisha auf dem Balkon der Ruine.
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Tausende bejubeln Aisha Gaddafi. Sie wird gefeiert wie ein Popstar. Der Clan um den Diktator und seine Anhänger machen sich Mut und glauben sicher an einen Sieg gegen die Rebellen und die NATO.
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Bis in den frühen Morgen feiern sie. Hier besteht kein Zweifel, wem ihre Sympathien gelten.
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Libyen im April 2011 ist ein zerrissenes Land voller Widersprüche auf der Suche nach seiner Zukunft. (Text und Bilder: Dirk Emmerich)
Libyen im Bürgerkrieg Eindrücke aus einem zerrissenen Land
Dirk Emmerich reist für n-tv.de durch das vom Bürgerkrieg erschütterte Libyen. Was er mitbringt, sind erstaunliche Bilder von einem zerrissenen Land voller Gegensätze - auf der Suche nach seiner Zukunft.
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