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Wladimir Putin hat es wieder geschafft.
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Am 4. März 2012 wählen ihn offiziellen Angaben zufolge rund 64 Prozent der Russen zum neuen Präsidenten.
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Putin, einst Ministerpräsident, dann Präsident und dann wieder Ministerpräsident, wird bis zum Jahr 2018 erneut an der Spitze des Staates stehen.
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Da nützt auch das Großaufgebot an Demonstranten nichts, ...
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... die seit einigen Monaten ungewohnt laut auf russischen Straßen protestieren.
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Sie können sich zwar über Putin lustig machen ....
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... und sie offenbaren nun aller Welt die Risse im System Putin, ...
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... doch es bleibt klar: Die Macht lässt sich der Mann aus St. Petersburg so schnell nicht entreißen.
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Dafür hat er sie zu lange ausgiebig genossen.
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Das Image des blassen Tschekisten hat Putin schon lange abgelegt.
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Als ihn der russische Präsident Boris Jelzin 1999 zum Ministerpräsidenten ernannte, fragte noch alle Welt: "Wer ist Putin?"
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Obwohl sich diese Frage auch heute kaum erschöpfend beantworten lässt, kennen wir doch inzwischen immerhin einige Fakten:
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1952 in Leningrad geboren, bewirbt er sich angeblich schon als Schüler beim KGB.
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Auf den Rat der Geheimdienstler hin absolviert er zunächst ein Jura-Studium, ...
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... um dann von 1975 bis 1992 als KGB-Offizier in der Auslandsspionage zu arbeiten.
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In Leningrad verfolgt er Dissidenten, 1985 geht er in die DDR.
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Hier soll Putin versucht haben, nach der Wende einen Spionagering aus ehemaligen Stasimitarbeitern aufzubauen.
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Dieser fliegt offenbar auf, Putin kehrt in die Sowjetunion zurück.
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In seiner Heimatstadt arbeitet er sich bis zum Ersten Vize-Bürgermeister hoch. Später wird er Direktor des Inlandsgeheimdienstes, bis ihn der kränkelnde Boris Jelzin am 9. August 1999 zum Ministerpräsidenten ernennt.
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Zu diesem Zeitpunkt erscheint Putin noch als willfähriges Instrument Jelzins: "Ich bin Militär und führe Befehle aus."
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Doch schnell wird klar, für welche Politik er steht.
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Nach einer Serie von Bombenanschlägen auf Moskauer Wohnhäuser, deren Ursache nie geklärt wird, gibt er Tschetschenen die Schuld und beginnt den zweiten Tschetschenienkrieg.
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Als ihn Jelzin am 31. Dezember 1999 zum Nachfolger im Präsidentenamt erklärt, fliegt er noch in der Silvesternacht mit seiner Ehefrau Ludmilla nach Tschetschenien, um den russischen Truppen moralischen Beistand zu leisten.
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Der Krieg kostet Zehntausende Menschen das Leben. Vergewaltigungen, Folter und Willkür durch die russische Soldateska sind an der Tagesordnung.
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Dies ficht Putin allerdings nicht an, ebenso wenig wie Kritik an seiner Tschetschenienpolitik.
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Als ihn ein französischer Journalist im November 2002 nach den Menschenrechtsverletzungen in der Kaukasusrepublik befragt, ist seine Antwort von entwaffnender Offenheit und bringt seinen Übersetzer ins Straucheln: ...
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"Wenn Sie ein radikaler Islamist werden wollen und bereit sind, sich beschneiden zu lassen, dann kommen Sie nach Moskau. ...
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... Wir sind ein multikonfessionelles Land. Wir haben Spezialisten auch für solche Angelegenheiten. Und ich werde denen empfehlen, die Operation bei Ihnen so durchzuführen, dass da bei Ihnen nichts mehr nachwächst."
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Diese Antwort ist bezeichnend für Putins speziellen Umgang mit Kritik und Presse.
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Meinungsfreiheit ist vor allem die Freiheit, der Macht zu huldigen.
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Seit Putins Amtsantritt sind in Russland zahlreiche Journalisten ermordet worden, etliche mussten ins Ausland fliehen. Redaktionen werden geknebelt, missliebige Redakteure mundtot gemacht.
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Der spektakulärste Mord fand just an Putins 54. Geburtstag statt. Am 7. Oktober 2006 wurde die Journalistin Anna Politikowskaja, eine beharrliche Kritikerin der Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien und der Machtpolitik Putins, in ihrem Hausflur erschossen.
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Bis heute sind die Auftraggeber des Mordes nicht gefasst, ebenso wenig wie zahlreiche andere Morde an Regimegegnern aufgeklärt sind.
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Bei politischer Missliebigkeit gibt es allerdings auch andere Methoden, wie der Oligarch Michail Chodorkowski erfährt. Kaum wird er politisch unbequem, wird ihm der Prozess gemacht. Seit Jahren sitzt er im Gefängnis.
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Überhaupt besitzt Putin eine recht eigentümliche Auffassung von Recht und Ordnung.
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So soll er 2006 einmal über Israels damaligen Präsidenten Mosche Katzav gesagt haben: "Was für ein starker Kerl. ...
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... Zehn Frauen hat er vergewaltigt. Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Er hat uns alle überrascht. Wir beneiden ihn alle."
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Immer wieder bricht der Geheimdienstler in Putin durch. Der ehemalige US-Außenminister Colin Powell fasst es so: "Als ich in Putins Augen schaute, sah ich den KGB."
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Schlüsselpositionen besetzt Putin mit alten KGB-Freunden, und auch im alltäglichen Umgang nützen ihm seine Geheimdienst-Methoden.
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Bei einem westlichen Journalisten soll er sich einmal vor einem Interview nach dem Gesundheitszustand von dessen Schwiegermutter erkundigt haben.
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Nicht einmal enge Kollegen des Journalisten hatten gewusst, dass diese schwer erkrankt war.
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Für eine Analyse der Putin-Politik empfiehlt der ehemalige Schachweltmeister und Putin-Herausforderer, Garri Kasparow, die Lektüre des "Paten".
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"Die strenge Hierarchie, die Erpressungen und Einschüchterungen, die Codes der Geheimhaltung - und vor allem das Mandat, Erträge fließen zu lassen. In anderen Worten: ...
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... Wir haben es mit einer Mafia zu tun. Wenn ein Mitglied des inneren Zirkels gegen den Paten rebelliert, ist sein Leben verwirkt."
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Lange scheinen die meisten Russen daran keinen Anstoß zu nehmen.
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Die Mehrheit freut sich, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Chaos unter Jelzin Putin für Stabilität sorgt.
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Nach innen wie nach außen.
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Auch seine Inszenierungen der Macht nehmen sie jahrelang begeistert auf, ...
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... wenn er seinen nackten Oberkörper der Öffentlichkeit präsentiert ...
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... oder mit haarigen Tieren schmust.
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Doch im vergangenen Jahr kündigt sich eine Zarendämmerung an: Langsam werden die Russen der Muskelspiele überdrüssig.
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Da mag sich Putin, wenn denn die Gerüchte stimmen, mit medizinischer Hilfe noch so sehr verjüngen.
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Das Fass zum Überlaufen bringen ausgerechnet jene PR-Bilder, die Putin in sportlicher Aktion zeigen. Als er in zwei Meter Tiefe vermeintlich antike Amphoren aus dem Schwarzen Meer fischt, wimmelt das Internet von hämischen Kommentaren.
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Die Stimmung kippt dann endgültig, als Putin im September den "Ämtertausch" mit Kremlchef Dmitri Medwedew verkündet.
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"Schon vor langem" habe er sich mit Medwedew über seine Rückkehr in den Kreml geeinigt.
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Alles habe plötzlich nach einem "abgekarteten Spiel" gerochen, sagt der Russland-Experte Alexander Rahr n-tv.de. Selbst diejenigen, die Putin zuvor zwölf Jahre lang unterstützt hätten, seien dadurch gegen die Macht aufgebracht.
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Bei einer Sportveranstaltung wird Putin im November erstmals lauthals ausgebuht.
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Die gefälschten Duma-Wahlen im Dezember bringen dann das Fass zum Überlaufen.
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Plötzlich begehrt das Volk auf.
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Zehntausende gehen im ganzen Land auf die Straße, um gegen das System Putin, gegen Korruption und Vetternwirtschaft zu demonstrieren.
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"Man will nicht mehr regiert werden, man will mitregieren", so Rahr. Der Mittelstand, inzwischen immerhin gut 30 Prozent der Bevölkerung, dürstet nach Reformen.
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Schließlich liegt im Riesenreich so einiges im Argen.
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Die Kluft zwischen Arm und Reich ist gigantisch.
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Während Moskau glänzt und glitzert, ...
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... scheint in der Provinz oft die Zeit stehen geblieben zu sein.
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Wie der im Herbst entlassene Finanzminiser Alexej Kudrin moniert, lebt Russland vor allem vom Öl- und Gasverkauf.
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Die Industrie ist längst nicht mehr auf dem neuesten Stand, die staatlich gelenkten Unternehmen drosseln jeglichen Wettbewerbsgeist.
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Seit Langem bringt das Land kein modernes Flugzeug oder Auto hervor.
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Die sozialen Probleme sind gigantisch, ...
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... im internationalen Korruptionsindex landet Russland auf Platz 143.
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Der Russland-Experte Rahr erwartet, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis Russlands Industrie wettbewerbsfähig wird.
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Zumal die Menschen noch immer "die Geister und Gespenster der alten Zeit abschütteln" müssten.
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Ob das allerdings mit Putin geht, ist mehr als fraglich.
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Schließlich hatte er bereits zwölf Jahre Zeit, um die auch von ihm nun laut angeprangerten Probleme anzugehen.
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Will er tatsächlich energisch das Land reformieren, bringt er schließlich den eigenen Machtapparat gegen sich auf, meint der Russlandexperte Hans-Henning Schröder.
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Eine neue Putin-Administration werde "den Reformstau nur verwalten".
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Vorerst bleibt alles beim Alten, wenn auch die Sitzordnung geändert ist.
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Die große Frage ist nur, wie lange Putin dem wachsenden Unmut der Bevölkerung standhalten kann.
"In seinen Augen sieht man den KGB" Putin, der On-Off-Präsident
Seit zwölf Jahren ist der ehemalige Geheimdienstler Putin der starke Mann in Russland. Und wenn es nach ihm geht, soll es auch noch lange so bleiben. Dabei regiert er das Land mit markigen Sprüchen und nach den Methoden des KGB - nur dass ihm inzwischen ein Teil des Volkes die Gefolgschaft verweigert.
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